Warum es toll ist mehrere Sprachen zu sprechen

Unser Männlein wächst zweisprachig auf. Er lernt Deutsch, natürlich weil ich Deutsche bin und wir in Deutschland leben. Aber auch Spanisch, da Cristobal Chilene ist.

Im Alltag sieht das so aus, dass Cristobal nur Spanisch mit dem Männlein spricht und ich nur Deutsch. Untereinander reden wir Deutsch, da mein Spanisch viel zu schlecht für vernünftige Konversationen ist. Auf unserer letzten Reise nach Chile haben wir einige Kinderbücher gekauft und auch eine CD mit chilenischen Kinderliedern. So kann das Männlein auch auf Spanisch kulturell beschallt werden.

Unsere Gründe, warum wir uns für die Zweisprachigkeit entschieden haben, liegen ja irgendwie auf der Hand:

  • Nie lernt ein Mensch so schnell und einfach, wie am Anfang.
  • Das Männlein soll sich ja auch mit dem chilenschen Teil der Familie unterhalten können.
  • Spanisch ist so wie Englisch eine Weltsprache und das nutzt einem Menschen ungemein in den verschiedensten Lebensbereichen.

Für mich hat aber auch ein weiterer und nicht ganz so offensichtlicher Grund eine Rolle gespielt, warum das Männlein mit zwei Sprachen groß werden soll. Irgendwann in der Schwangerschaft habe ich gehört, dass ein Mensch, der mehrere Sprachen spricht, mehr Facetten in seiner Persönlichkeit hat.

Diese Aussage fand ich wahnsinnig interessant und ich habe mich ein wenig zu dem Thema schlau gemacht, warum das so ist.

Bei meinen Recherchen bin ich auf die Sapir-Whorf-Hypothese gestoßen. Sie besagt, dass die Denkweise eines Menschen stark durch seine Muttersprache (also durch Grammatik und Wortschatz) geprägt wird. Daraus ergibt sich ja auch, dass die Sprache eines Volkes mit der Mentalität und der Kultur eine Einheit bildet. Es gibt z.B. Sprachen, in denen es für ein und die selbe Sache mehrere Wörter gibt oder Sprachen, die sehr detailiert sind. Ich leite daraus mal ab, dass ein Mensch bzw. Männlein durch das Erlernen zweier so unterschiedlicher Sprachen wie Deutsch und Spanisch viel wendiger und kreativer in seiner Denkweise wird und vielleicht ja auch ein gewisses Maß an chilenischer Mentalität entwickelt.

Dann bin ich bei meiner Recherche noch auf eine Studie der Universität in Hong Kong gestoßen. Sie haben bei der Befragung von mehrsprachig aufgewachsenen Studenten festgestellt, dass diese sich in den jeweiligen Sprachen unterschiedlich empfinden und verhalten. Die Studenten haben alle Englisch und Chinesisch gesprochen. Es stellte sich heraus, dass sie sich bei der Befragung auf Englisch offener gegenüber dem Gesprächspartner verhielten als auf Chinesisch. Für mich ist das im Prinzip eine Bestätigung zur Sapir-Whorf-Hypothese. Es stellt dar, wie sich die Welt einer Sprache im Gebrauch entfaltet. Und mir ist jetzt ziemlich klar geworden, warum es mir so viel leichter fällt Small talk auf Englisch zu halten, als auf Deutsch.

Ich will jetzt nicht rüberkommen, wie so eine Mutter, die alles an ihrem Kind fördert, um das höchste Ergebnis zu erzielen. Hätten wir nicht diese internationale Familienkonstruktion, wären die Umstände ja ganz anders. Ich fände es Quatsch meinem Kind von Anfang an eine Sprache beizubringen, wenn es zu dieser keinen Muttersprachler in der Familie gibt. Da fehlt dann ja komplett der ganze Kontext um die Sprache herum. Aber wenn so wie bei uns die Umstände da sind, dann kann man sie ja ruhig nutzen. Ich glaube auf jeden Fall, dass es dem Männlein ein Stück Weltoffenheit mitgibt und eins ist klar: Schaden wird es ihm nicht.

 

Quellen

https://de.wikipedia.org/wiki/Sapir-Whorf-Hypothese

http://www.forschung-erleben.uni-mannheim.de/?q=node/535

 

 

Ein Plädoyer für die Achtsamkeit im Umgang mit Kindern

Letzte Woche machte eine australische Sexualpädagogin Schlagzeilen mit der Aussage, Eltern sollen Kinder um Erlaubnis bitten, wenn sie diesen die Windel wechseln wollen. Die Frau wurde dafür ins Lächerliche gezogen und zum Teil sogar angefeindet. Natürlich stand diese Aussage in einem Kontext. Allerdings wurde der in den ganzen Kommentaren völlig außer acht gelassen.

Es ist ja Quatsch zu erwarten, dass ein kleiner Säugling eine Antwort darauf gibt, wenn er gefragt wird, ob er nun gewickelt werden möchte. Und später, wenn man ein Kind in der Autonomiephase fragt, ob es eine frische Windel möchte, sollte man wohl durchaus auch einmal mit einem Nein rechnen. Unser Männlein tendiert im Moment immer dazu, beim Wickeln und Umziehen wegzrennen. Er ist einfach gerne nackig.

So habe ich die Aussage der Sexualpädagogin aber auch gar nicht verstanden. Sie arbeitet an einem Konzept, Kinder in ihrem Selbstbewusstsein zu stärken, um sie so vor sexuellen Übergriffen zu schützen.

Der Gedanke, der hinter der so stark kritisierten Aussage steckt: Lernt ein Kind von klein auf, dass sein Körper ihm gehört, ist es  viel sicherer darin „Nein“ zu sagen. Das bezieht sich auf tätliche Übergriffe, aber auch auf verbale und stärkt das Selbstbewusstsein des Kindes vermutlich auch noch in seinem Erwachsenenleben.

Ich würde Männlein nun auch nicht gerade fragen, ob ich ihm die Windel wechseln darf. Aber ich beziehe ihn ein. Ich finde es nicht gut, einfach an meinem Kind herumzumachen, ohne ihm zu sagen, was jetzt passiert. Wenn er eine frische Windel braucht, erzähle ich es ihm vorher und wenn ich ihn umziehe, erkläre ich ihm, was nun dran ist und welche Körperteile jetzt wo reingesteckt werden.

Bevor ich über die Sexualpädagogin da in Australien gelesen habe, habe ich mir auch nie groß Gedanken gemacht, warum ich Männlein das alles erzähle. Aber klar, es ist mir schon wichtig, dass er weiß, was mit ihm geschieht, warum es geschieht und dass er auch ein Bewusstsein für seinen Körper bekommt. Es ist ja nun Mal so, dass das Männlein kein Gegenstand ist, der mir gehört, sondern er ist ein kleiner Mensch für den ich verantwortlich bin.

Damit will ich sagen, dass es die Aufgabe der Eltern ist, den Kindern das mitzugeben, was sie benötigen, um fest und sicher, frei und mutig in die Welt hinauszugehen. Ob das nun geschieht, indem man sein Kind fragt, ob es eine frische Windel möchte oder anders, ist vielleicht ganz egal. Wichtig ist, dass man achtsam im Umgang ist und dass das Kind Vertrauen kann. Dann wird es schon auch lernen sich zu behaupten.

https://www.shz.de/deutschland-welt/panorama/sexual-expertin-eltern-sollten-kinder-vor-dem-wickeln-um-erlaubnis-bitten-id19918226.html

Das ist doch alles ganz einfach!

Bei meiner Arbeit unterhalte ich mich derzeit häufig mit „Betreuten“ zum Thema Kinderhaben. Zum einen sind das Leute, die einfach großes Interesse am Leben mit Kleinkind haben, aber auch Leute mit einem eigenen Kinderwunsch. Das Thema Kinderwunsch/-haben von Menschen mit Behinderung ist ja ein sehr umstrittenes, bei dem ich froh bin, dass ich da nur eine Meinung haben darf und keine Entscheidung treffen muss. Denn die Entscheidung zu einem Kind (oder eben nicht) sollten die Menschen mit Behinderung, so wie alle anderen auch, selbst treffen… im Idealfall.

Jedenfalls bin ich da als Mama eines Kleinkindes gerade eine beliebte Ansprechpartnerin.

Jüngst erzählte mir eine junge Frau, das könne ja nicht so anstrengend sein. Schließlich sei ich immer frisch und lustig, trotz Kind und Beruf (ich arbeite 30 Stunden in der Woche). Erst dachte ich, ja wahnsinn, was für ein Bild ich auf andere Menschen mache. Eine starke, total stressfreie, berufstätige Mutti, die Kind, Ehe und Haushalt voll im Griff hat. Dann wurde mir allerdings klar, dass dieser Eindruck so entsteht, weil ich mich so darstelle, obwohl ich mich selbst nicht so sehe bzw. fühle.

Natürlich sieht „meine Betreute“ immer nur Ausschnitte meines Lebens:

  • Sie sieht nicht die Flecken diverser Körperflüssigkeiten und Mahlzeiten auf meinen Klamotten, da ich mich umziehe bevor ich zur Arbeit gehe.
  • Sie sieht nicht das Chaos des schränkeausräumenden Männleins, dem ich nichts mehr entgegenzusetzen habe außer wegschauen. Denn wenn sie in meine Wohnung kommt, dann nur in den Eingangsbereich.
  • Sie sieht nicht, wie ich bemüht bin, für meine Familie Mittag zu kochen, während das Männlein motzend an meinem Bein hängt, weil er auf meinen Arm will.
  • Sie sieht nicht, wie das Männlein abends einfach nicht einschlafen will, obwohl es total übermüdet ist. An solchen Abenden sitze ich oft im Dunkeln und versuche nicht frustriert an die Dinge zu denken, die ich gerne tun würde und die ich tagsüber nicht tun kann…
  • Sie sieht nicht wie erschöpft ich mich morgens aus dem Bett aufraffe, nachdem das Männlein nachts mal wieder alle zwei Stunden aufgewacht ist. Und Dank dem Kokosöl, dass ich mir morgens immer unter meine Augen in die Haut einmassiere sieht sie auch nicht meine dunklen Augenränder.
  • Sie sieht nicht, wie unzulänglich ich mich als Mutter fühle, an Tagen an denen ich viel arbeite und deswegen kaum Zeit für das Männlein habe.
  • Und sie sieht auch nicht, wie mein Gehirn sich durch dauerhaften Schlafmangel in ein Sieb umwandelt. Ehrlich, wenn ich mir Sachen nicht aufschreibe, verschwinden sie einfach in einem schwarzen Loch.

Alles was sie sieht und was auch ich früher bei anderen nur gesehen habe, ist eine Frau, die arbeitet und zu Hause ein Kind hat.

(Meine Güte, wenn ich mir das jetzt gerade so durchlese, frage ich mich, warum ich eigentlich unbedingt noch mehr Kinder haben will!?)

Ein Kind zu haben, ist total schön. Ich liebe es zu beobachten, wie das Männlein sich entwickelt und neue Sachen lernt. Ich finde es auch nach 15 Monaten großartig und erstaunlich ihn anzuschauen und zu wissen, dass er in meinem Bauch herangewachsen ist… dass er es war, der mich am Ende der Schwangerschaft immer so fies in die Seite getreten hat. Und ich kann mich kaputtlachen über seine humorvolle kleine Persönlichkeit. Ich freue mich darauf, zu sehen, was noch so aus ihm wird und wie er irgendwann als großer Bruder ist.

Aber ein Kind ist auch sooo viel Verantwortung. Man muss (meiner Meinung nach) gerade in den ersten Jahren immer die Bedürfnisse des Kindes in den Vordergrund stellen. Tja und naja, was soll ich sagen… da kommen Sachen die ich möchte oder auf die ich gerade spontan Lust habe natürlich gar nicht erst an die Reihe. Es gibt so viele Dinge im Leben mit Kind, die einen anstrengen und auch verunsichern und die einfach dazu gehören… die Stillmarathone am Anfang, die schlaflosen Nächte und das daraus resultierende Gefühl nicht mehr weiter zu können, die Hilflosigkeit wenn das Kind trotzt,… das sind ja nur einige Beispiele. Von diesen Dingen haben mir Freundinnen mit Kindern schon berichtet, bevor ich überhaupt nur ans Schwangerwerden gedacht habe. Was das wirklich bedeutet, begreift man allerdings erst, wenn man selbst Mutter ist.

Nein Mama sein, ob nun berufstätig oder nicht, ist nicht einfach. Es ist anstrengend, erfordert eine Menge an Übersicht, Geduld und Kraft… Aber, es ist total schön.

Diese Dinge sind völlig normal, liebe Mamas!

Ungefragte Ratschläge

Diese Situation kennen sicher alle Eltern: Andere Leute haben eine Meinung zu Erziehungsfragen und gehen davon aus, dass es ein Fakt ist und keine Meinung.

Unser Männlein ist erst 15 Monate alt. Ein Alter, in dem meiner Meinung nach, noch gar nicht so viel rumerzogen werden muss.

Natürlich haben wir gewisse Strukturen:

  • Drei feste Essenszeiten am Tag
  • Das Männlein bekommt nach den Mahlzeiten seine neun Zähnchen geputzt
  • Vor dem Essen bemühe ich mich darum, ihm die Hände zu waschen (vergesse ich leider oft… dafür wasche ich ihm jedes Mal die Hände, wenn wir von draußen hereinkommen)
  • Wir haben eine ungefähre Bettgehzeit und das Zubettgehen wird mit einem festen Ritual begleitet
  • Kabel und Steckdosen sind Tabu, auch wenn sie gesichert sind
  • Der Hund wird nicht gequält

Ich glaube, das sind so im Wesentlichen unsere Erziehungsmaßnahmen. Ansonsten gehen wir sehr bedürfnisorientiert vor… sprich das oft so verschrieene Attachment Parenting ist unser Weg der Orientierung

Wir schlafen im Familienbett, tragen viel (ok inzwischen will Männlein lieber laufen), und ich stille noch.

Und da fängt es an:

Das Kind wird niemals lernen, alleine ein zu schlafen. Ähm… alleine Einzuschlafen ist ein Reifezeichen. Da kommt das eine Kind früher hin, das andere später… Kinder lernen erst im Laufe des zweiten Lebensjahres, dass Personen nicht weg sind, nur weil sie aus dem Blickfeld verschwunden sind. Wie schrecklich für ein Kind allein in einem Raum gelassen zu werden.

Das Kind wird doch von euch immer in seinem Schlaf gestört. Davon habe ich bisher nichts gemerkt

Wie habt ihr denn da noch Sex? Das ist eine sehr persönliche Frage, aber wer sagt denn, das man nur im Bett Sex haben kann?

Wenn ihr immer tragt, wird das Kind nie unabhängig werden. Also… das Männlein wollte quasi das ganze erste Lebensjahr nur getragen werden. Wenn ich alleine mit ihm war und aufs Klo musste, habe ich ihn im Tragetuch mitgenommen und hui manchmal habe ich ihn sogar auf dem Klo gestillt. Aber ja, ich bin froh, dass das jetzt vorbei ist. Denn entgegen diverser Behauptungen ist das Männlein sehr aktiv allein unterwegs und auch schon seit ca. fünf Monaten in der Autonomiephase soll heißen: Er folgt seinen eigenen Wegen

Ihr verwöhnt das Kind doch mit eurer Tragerei. Wie kann man denn ein Baby verwöhnen?

Zum Thema Stillen habe ich ja schon einmal sehr ausführlich geschrieben… http://mamawege.de/2018/05/20/ja-ich-stille-noch/

All die guten Ratschläge, Kritiken oder irritierten Nachfragen können einen als junge Mama (sicher auch junge Papas) schon mal verunsichern. Mache ich das richtig? Vielleicht schläft mein Kind deshalb noch nicht durch? Aber ich habe jetzt schon mehr als einmal festgestellt, wenn ich etwas befolge, was nicht meiner Überzeugung entspricht, fühle ich mich unwohl. Gerade bei der Erziehung meines Kindes ist es mir wichtig, dass ich immer voll dahinter stehen kann. Ich denke als Eltern ist es wichtig seinem Herzen und seinem Bauchgefühl zu vertrauen. Schließlich kennt hoffentlich niemand sonst so gut die Bedürfnisse des eigenen Kindes, wie die Eltern.

https://lieblingichbloggejetzt.com/warum-muetter-und-vaeter-mehr-an-sich-glauben-sollten/

Kind und Hund

Ich habe einen Hund. Den habe ich schon seit fast sechs Jahren. Als ich ihn mir angeschafft habe, da gab es eigentlich nur ihn und mich in der Familie. Cristobal war zwar auch schon irgendwie auf der Bildfläche, aber noch nicht so richtig.

Der Hund begleitete (das tut er eigentlich auch immer noch) mich überall hin: zur Arbeit, in der Urlaub, zu Freunden… dann wurde ich schwanger. Und ich machte mir Sorgen, denn der Hund mochte keine Kinder. Er versuchte immer, wenn ein Kind dabei war, sich zu verstecken und wirkte sehr gestresst. Oh je, was wenn er bei meinem Kind auch so reagierte? Dann sah ich eine Folge vom Hundeprofi, in der eine Frau mit einjährigen Zwillingen ihren Hund abgeben musste. In meinem hormonigen Zustand heulte ich Rotz und Wasser.

Ca zwei Monate vor dem Entbindungstermin zogen wir um und ich nutzte diese völlig neue Situation, um einige Regeln für den Hund umzustecken. Der Hund durfte nun nicht mehr ins Bett. So würde er das Bettverbot nicht mit dem Baby in Verbindung bringen und eifersüchtig werden. Ich besorgte eine Krabbeldecke und der Hund durfte dort einfach nicht drauf. Egal was, auch wenn da ein tolles Spielzeug lag. So konnte ich sicher sein, wenn das Kind auf der Decke wäre, würde der Hund da nicht ran gehen (in der Realität lag das Kind da eigentlich nie, weil es immer getragen werden wollte).

Zur selben Zeit änderte sich der Hund plötzlich in seinem Verhalten. Zunächst einmal ließ er andere Hunde nicht mehr an mich heran. Darüber war ich sehr dankbar, denn unsere Nachbarn haben einen großen Hund, der mich sonst immer anspringt und ich hatte furchtbare Angst, dass ich in solch einer Situation bei Glatteis mit meiner dicken Kugel böse stürzen könnte. Die zweite Änderung war, dass der Hund so etwas wie Geduld mit kleinen Kindern entwickelte. Er war jetzt nicht von heute auf morgen ein Kinderfreund aber er hielt ruhig, wenn ein Kind ihn streicheln wollte und wirkte dabei auch nicht mehr so gestresst. Puh das beruhigte mich doch enorm.

Am Tag der Geburt rief ich meine Eltern an, damit sie den Hund abholten. Er sollte die erste Zeit bei ihnen bleiben, da wir ja gar nicht wussten, wie es mit dem Baby so sein würde. Doch eigentlich vermissten wir ihn dann schon ziemlich bald und als ich nach fünf Tagen meine Geburtsverletzungen nicht mehr so spürte und auch den Milcheinschuss gut überstanden hatte, brachten sie uns den Hund zurück. Das war eine unglaubliche Situation und ich bereue es so sehr, dass wir davon kein Video gemacht haben.

Der Hund freute sich natürlich zunächst sehr wieder da zu sein. Cristobal und meine Eltern brachten ihn ins Wohnzimmer. Da war ich und hatte das Baby auf dem Arm. Der Hund schnüffelte vorsichtig daran und rannte dann ganz aufgeregt im Kreis vor Freude. Immer wieder kam er an zum Schnüffeln. Nun wollte ich natürlich auch einmal den Hund richtig begrüßen und übergab das Baby an Cristobal. Doch das gefiel dem Hund nicht. Er stellte sich vor Cristobal auf und bellte und knurrte und beruhigte sich erst wieder, als ich das Baby wieder nahm. Wir mussten erst einmal klären, dass auch Cristobal das Baby halten darf. Das Thema hatte sich aber schon nach zwei Tagen erledigt.

Inzwischen ist das“Baby“ 15 Monate alt und kann laufen. Ich bin einen guten Teil des Tages damit beschäftigt, den Hund zu schützen. Denn das Kind will ihn einfach dauernd schmusen und streicheln bzw. am Fell rumrupfen. Darauf hat der Hund natürlich kein Bock und ich sehe es als meine Verantwortung, dafür zu sorgen, dass er sich nicht wehren muss. So bleiben Kind und Hund niemals! unbeobachtet gemeinsam in einem Raum. Wenn wir aber draußen sind, ist die Lage ganz anders. Das Kind spielt mit dem Hund Stöckchen und Ball, läuft hinter ihm her und darf beim Spazierengehen auch die Leine halten.

Ich bin sehr froh, dass mein Hund so gut mit dem Kind klar kommt und hoffe sehr, dass er auch mit ein bis zwei weiteren Kindern leben kann. Denn auf meinen pelzigen Begleiter in allen Lebenslagen kann und will ich nicht verzichten.

Fünf Dinge, die man werdenden Müttern sagen sollte

Rückblickend muss ich sagen, dass der einzige Zeitpunkt in der Schwangerschaft, an dem ich realistische Vorstellungen ans Mamasein hatte der war, an dem ich den positiven Test in der Hand hielt.

Was passiert mit mir?

Es wird nie wieder so sein, wie es war!

In den darauf folgenden Monaten legte ich mir Bilder zurecht, die Mal mehr und Mal weniger mit der Realität übereinstimmten. Doch schon ziemlich bald nach der Geburt musste ich feststellen, dass es Dinge gibt, die wahrscheinlich jedem irgendwie passieren, über die aber keine Hebamme und auch kein Geburtsvorbereitungskurs ernsthaft vorwarnt.

Das erste dieser Dinge waren bei mir die sogenannten Heultage oder auch der Babyblues. Sie kamen etwa drei Tage nach Männleins Geburt und ich wusste absolut nicht, wie mir geschah. Wortwörtlich fand ich alles einfach nur noch zum Heulen. Es gibt dafür auch eine wissenschaftliche Erklärung: Es ist nämlich so, das die Plazenta den Körper der Schwangeren ordentlich mit Glückshormonen versorgt, damit sie sich über die schwerfällige Endphase der Schwangerschaft und über die bevorstehende (und ja doch sehr schmerzhafte) Geburt auch ja so richtig freut. Mit der Geburt der Plazenta werden nun keine weiteren Glückshormone mehr produziert und nach ein paar Tagen sind die vorher bereitgestellten, dann auch irgendwann aufgebraucht. Ich habe da also quasi einen kalten Entzug durch gemacht! Zum Glück war der Spuck dann nach zwei Tagen wieder vorbei, mein Hormonhaushalt hatte sich mit dem Verlust der Masse an Glückshormonen arrangiert.

Die nächste besorgniserregende Situation in meinem Leben als frischgebackene Mama ließ allerdings nicht lange auf sich warten. Als Männlein etwa eine Woche alt war, wollte er eines Abends plötzlich einfach nicht mehr aufhören zu stillen. Er fing gegen 18 Uhr an und nuckelte und nuckelte und nuckelte… bis in die frühen Morgenstunden. Ich wusste nicht, was los war, war auch total beunruhigt. Hatte ich etwa keine Milch mehr? Verhungerte Männlein an meiner versiegten Brust? Die Hebamme klärte mich am nächsten Tag auf: Männlein hatte durch das Dauernuckeln eine Milchbestellung aufgegeben. Man nennt das Clustern und das bedeutet einfach nur, dass das Kind einen erhöhten Bedarf an Milch hat und so die Milchproduktion ordentlich ankurbelt. Diese Dauerstillaktionen hatten wir dann bis zur Einführung der Beikost immer Mal wieder. Ich stellte mich dann einfach darauf ein, machte es mir mit einem guten Buch gemütlich und freute mich, dass ich nichts anderes tun musste/konnte, da das wichtigste gerade meine Milchproduktion war.

Drei Wochen nach der Geburt fühlte ich mich am Abend eines besucherreichen Tages plötzlich fiebrig. Außerdem hatte ich in der rechten Brust eine schmerzhafte Stelle. Am nächsten Tag hatte ich immer noch Fieber und auch nicht gerade niedrig. Meine Brust hatte einen harten Knoten, der bei Berührungen sehr wehtat. Es stellte sich heraus, dass ich einen Milchstau hatte. Der hat sich Gott sei Dank gelöst, als ich den Knoten unter der heißen Dusche ausmassierte und damit war dann auch das Fieber weg. Leider sind Milchstaus etwas, was mich bis heute immer wieder begleitet. Denn einer der Gründe für die Entstehung eines Milchstaus ist Stress und ich bin irgendwie eine stressige Person. Also nicht, dass ich jetzt die ganze Zeit nerve, aber ich reagiere schnell mit Stress und häufig auch so, dass ich es eigentlich gar nicht so richtig merke, dass ich Stress habe. Naja aber ich bin Profi, was das angeht und bekomme die Milchstaus immer recht schnell wieder weg.

Als Männlein dann ungefähr acht Wochen alt war, fing er von einem auf den anderen Tag an zu schreien. Er schrie jetzt nicht den ganzen Tag, aber doch mehrere Stunden. Auf jeden Fall genug, dass ich immer sehr glücklich war, wenn Cristobal nach Hause kam und mir Männlein abnahm (interessanterweise war dann auch immer sofort Schluss mit Schreien). Diese, ich nenne sie mal Schreiphase, hielt eine Woche an und es war egal, was ich tat… Wickeln, Stillen, Kuscheln, Singen nichts half. Das einzige was ihn beruhigte, war im Tragetuch bei geschlossener Tragejacke herumgetragen zu werden. Also gingen wir stundenlang spazieren. Der Hund freute sich. Ja und was war da los? Ich googelte natürlich erst einmal: Acht Wochen altes Baby schreit. Dabei stieß ich auf die sogenannten Wachstumsschübe. Das sind Entwicklungsschübe. Im ersten Lebensjahr haben Kinder davon acht Stück, die immer in bestimmten Zeiträumen auftreten und mal mehr, mal weniger heftig sind. Jedenfalls fand ich heraus, dass Männleins Sinne gerade schärfer wurden und dass ihn die neu wahrgenommenen Reize einfach überfluteten. Alles klar, das erklärte auch, warum er sich nur ordentlich eingemummelt beruhigen ließ. Gut zu wissen, war es, dass es nur eine Phase war und die gehen ja bekanntlich vorbei.

Das nächste Thema, was mich seit ein paar Monaten beschäftigt ist die Autonomiephase (wahrscheinlich eher als Trotzphase bekannt). In meiner Naivität dachte ich, dass das erst später (also viel später) anfängt. Ich wusste nicht, dass Babies schon in diese Phase kommen können. Und so war ich natürlich ziemlich überascht, als Männlein mit zehn Monaten das erste Mal richtig bockig reagierte, als ich ihm einen zerbrechlichen Gegenstand aus den Fingerchen wand. Inzwische gehört es zu unserem Alltag, dass Männlein wütend aufheult, wenn etwas nicht funktioniert, schreit und versucht sich aus dem Arm zu winden, wenn ich ihn beim Einkaufen von etwas fernhalten will, sich auf den Boden schmeißt, wenn ihm etwas nicht in den Kram passt und manchmal auch wütend auf den Boden aufstampft (da erkenne ich mich wieder, das mache ich nämlich auch heute noch häufig, wenn etwas nicht so läuft). Auch zu dieser Phase habe ich Meister Google befragt und ja, es ist nicht ungewöhnlich, dass Kinder mit zehn Monaten anfangen zu trotzen. Und auch wenn es manchmal lustig ist, wenn so ein kleines Kind so wütend wird, darf man nicht lachen, sondern man sollte es in seinen Gefühlen immer ernst nehmen. Ach ja… es ist nur eine Phase und die geht vorbei 😀

Ich bin mir sicher, es gibt noch viele andere Dinge, die Freundinnen, Schestern, Mütter und auch Hebammen im Vorhinein vergessen haben zu erwähnen. Aber dies sind die Dinge, bei denen ich am meisten verunsichert bzw. besorgt war…

Ja! Ich stille noch…

Zugegeben: Unsere Stillbeziehung fing nicht gerade entspannt an. Nachdem die geplante Geburtshausgeburt doch im Krankenhaus endete, zeigte mir eine Krankenschwester zwischen Tür und Angel, wie ich anlegen sollte. Mir war unwohl, ich konnte wegen der Geburtsverletzungen keine bequeme Position finden. Es klappte nicht.

Fünf Stunden nach der Geburt fuhren wir nach Hause. Dort wollte ich es mir im Bett gemütlich machen und es in Ruhe probieren. Ich legte an und… das Männlein trank nicht.

Oh Mann, wie blöd das war. ich war so erschöpft von der Geburt, hatte seit zwei Nächten nicht geschlafen und nun wurde ich damit konfrontriert,  dass mein Kind verhungert.

Am Nachmittag kam meine Hebamme. In der Zwischenzeit hatten wir etwas geschlafen. Ich hatte geduscht und mir den Schweiß von der Geburt abgespült. Meine Hebamme zeigte mir in Ruhe, wie ich anlegen sollte und doch klappte es zunächst nicht. Erst am Abend gegen zehn gelang es, dass das Männlein das erste Mal kräftig zu saugen begann. Was für eine Erleichterung aber auch irgendwie schmerzhaft.

In den darauf folgenden Tagen waren meine Brustwarzen sehr empfindlich. Dann kam das erste Dauerclustern. Männlein saugte zwölf Stunden durchgängig an mir herum. Die Brustwarzen wurden blutig und jedes Anlegen tat furchtbar weh. Noch heute 15 Monate später erinnere ich mich an meine Schmerzenstränen in dieser Nacht. Ich versuchte mich mit Harry Potter lesen abzulenken und stillte tapfer weiter bis Männlein um fünf Uhr Morgens endlich schlief und ich auch. Niemand hatte mir jemals etwas vom Clustern und Milchbestellen erzählt.

Ich schwor mir, nach sechs Monaten stille ich ab. Doch dann spielte sich die ganze Sache ein. Wir führten mit sechs Monaten Beikost ein und das klappte auch prima. Männlein bekam seine drei Hauptmahlzeiten und in der Zwischenzeit und Nachts stillte ich. Auf unserer Reise nach Chile war es unglaublich praktisch. Wir hatten im Flugzeug und auch auf langen Fahrten einfach den Snack dabei. Und auch als Männlein seinen Leistenhoden operiert bekam, konnte ich ihn noch im Aufwachraum stillenderweise beruhigen.

Das  Männlein ist jetzt 15 Monate alt und ich genieße unsere gemeinsamen Stillzeiten. Dabei entspannen wir beide und haben eine kleine Auszeit von dem, was gerade um uns herum geschieht.

Nun ist es so, dass viele Menschen sich daran stören, dass ich noch stille. Und wenn es nicht stört, dann irritiert es doch. Mir werden die lustigsten Sachen gesagt

  • Das Kind wird sich nie von dir lösen (stimmt nicht… wenn ich nicht bei ihm bin, ist er sehr ausgeglichen und isst halt andere Sachen, wenn er Hunger bekommt)
  • Der will doch nichts anderes mehr essen (siehe oben)
  • Der kriegt doch ein komisches Verhältnis zu Brüsten (Entschuldigung! Aber wofür sind Brüste denn da?)
  • Das ist ja ekelhaft (ich verstehe nicht, warum man irgendwo hinguckt, wenn es einen ekelt und ich bemühe mich auch aus Eigeninteresse stets, meine Brüste bedeckt zu halten)

Solche und ähnliche Aussagen werden nun immer öfter gemacht, wenn ich Männlein stille. Ich erkläre dann immer, dass ich ja auch nicht ewig weiter stillen will. Aber zwei Jahre finde ich eigentlich ganz machbar… zwei Jahre werden übrigens auch von der WHO empfohlen, da das auch die Zeit ist, in der die Muttermilch den gleichen Gehalt für das Kind hat, wie direkt nach der Geburt. Man tut also etwas sehr gesundes für das Kind. Und es kostet? Nichts!

Das natürliche Abstillalter liegt übrigens zwischen zwei und etwa sieben Jahren. So lange möchte ich sicher nicht stillen, aber solange es für mich und Männlein noch stimmt, werde ich nicht damit aufhören… und zum Abschluss werde ich mir als Muttermilchschmuck einen Ring machen lassen, der meinen verlorenen Ehering ersetzen wird.

Mommy Shaming

Es ist der Tag nach Männleins erstem Geburtstag. Meine Elternzeit ist vorbei und ich arbeite wieder. Der Einstieg ist etwas holprig und chaotisch. So kommt es, dass ich Männlein in den ersten Tagen mit zur Arbeit nehmen muss.

An diesem Tag begleiten wir eine Betreute zu ihrem Rehasport. Während sie schwitzt, warten wir in der Sitzecke. Männlein krabbelt vergnügt herum, zieht sich ab und zu an Stühlen hoch und hangelt sich auch an ihnen entlang.

Da kommt eine Frau und setzt sich. Eine Weile beobachtet sie uns kritisch. Dann fragt sie: „Wie alt ist denn der Kleine?“ Ich erzähle ihr, dass er gestern seinen ersten Geburtstag hatte und erwarte darauf irgendeinen netten Kommentar z.B. „Herzlichen Glückwunsch nachträglich!“ Oder so. Statt dessen sagt sie: „Und da läuft der noch nicht? Der macht ja mit der Krabbelei die Hosen dreckig!“ Ich bin verdutzt, bleibe aber freundlich und erzähle ihr, dass Männlein seit zwei Monaten immer mal wieder Gehversuche macht, sich aber beim Krabbeln einfach wohler fühlt. Da erklärt sie mir, ich müsse mit ihm mehr Laufen üben. Ihre Nichte wäre mit einem Jahr schon wunderbar gelaufen. Jetzt nervt sie mich allmählich. Frostig teile ich ihr mit, dass jedes Kind sich anders entwickelt und dass ich mir bisher keine Sorgen mache.

Die Frau schweigt und guckt wieder kritisch. Ich werfe einen Blick auf die Uhr – Mist noch 15 Minuten bis die Therapie um ist. Jetzt sagt die Frau zu Männlein: „Du hast ja Flecken auf deinem Pullover. Sag mal deiner Mama, dass du was sauberes anziehen möchtest!“

An dieser Stelle beschließe ich zwei Sachen:

1. Ich mag diese Frau nicht.

2. Ich werde jetzt einfach nichts sagen.

Natürlich hat ein Kind in dem alter dreckige Hosen vom Krabbeln und ja! Ich gebe Männlein auch was zu essen ohne Lätzchen!!! Und danach wäge ich ab: Ist er sehr voll geschmaddert, dann ziehe ich ihm etwas anderes an. Sind es nur ein paar Flecken? Mein Gott, dann ist doch alles in Ordnung. Muss ich mich dafür bei wildfremden Leuten rechtfertigen?

Ich schaue wieder auf die Uhr – noch fünf Minuten. OK, ich ziehe Männlein schon einmal die Jacke an, damit wir so schnell wie möglich von der Frau weg kommen. Da sagt sie: „Deine Jacke ist ja viel zu groß! Sag das mal deiner Mama!“

Jetzt reichts mir. Was soll denn das? Das frage ich auch die Frau. Sie ist verwirrt und fragt mich, was mein Problem ist. Ich teile ihr mit, dass mein Probelm daher kommt, dasssie mir seit einer halben Stunde mitteilt, was für eine schlechte Mutter ich bin. Sie meint, dass hätte ich alles falsch verstanden und ich soll doch nicht so empfindlich sein. Waaaaas? Ich sage ihr, dann hätte sie vielleicht einfach den Mund halten sollen. Wie hätte ich ihr Gerede denn sonst verstehen sollen? Da kommt meine Betreute. Gott sei Dank wir können gehen! Ich hoffe ich sehe diese Frau nie wieder.

Mit Männlein am Strand

Den Jahreswechsel 17/18 verbrachten wir in einem Häuschen am Meer in der Nähe von Valparaiso. Natürlich waren wir auch viel am Strand, was sich mit dem Männlein als sehr lustig herausstellte. Der war zu diesem Zeitpunkt zehn Monate alt und genoss die orale Phase in vollen Zügen. Na und was machte Männlein da am Strand? Ja natürlich! Er stopfte sich händeweise Sand in den Mund. Das empfand ich gar nicht einmal als probelematisch. Was mich viel mehr beunruhigte, war der Müll, den die dämlichen Menschen so gerne am Strand liegen lassen. Denn das ist ja bekannt: Wir Menschen können so ein Fleckchen Natur erst dann so richtig wertschätzen, wenn wir unseren Müll dort hinterlassen haben.

Und so sprangen Cristobal und ich am Strand um Männlein herum, darum bemüht Zigarettenkippen, Bonbonpapiere und ja auch Kondome verschwinden zu lassen, bevor das alles gemeinsam mit dem feinrieselnden Sand in Männleins Mund verschwand.

Die Bestätigung, dass das Essen von Sand kein Drama ist, bekamen wir übrigens in den darauf folgenden Tagen mit dem Windelinhalt. Jedes Mal wenn Männlein sein großes Geschäft verrichtete, war gemeinsam mit der Kaka auch immer eine Ladung Sand in der Windel… naja, und Dreck reinigt ja bekanntlich den Magen.

Eine Fahrt mit dem Bus in Santiago mit Baby

Wir stehen an der Haltestelle. Es ist heiß und es gibt kaum Schatten… jedenfalls nicht genug für die Menge der Leute, die dort warten. Wir quetschen uns alle unter ein Dach. Ich habe das Männlein in der Trage. Ein Platz auf einer Bank wird frei. Ich sehe es, möchte mich aber nicht setzen. Eine Frau fordert mich auf, mich zu setzen. Ich sage: „No gracias!“ Sie schüttelt den Kopf. Cristobal muss ihr erklären: Das Baby wird so unruhig, wenn ich mich setze.

Unser Bus kommt. Mit uns steigt ein Pärchen ein. Er spielt Gitarre, sie vertonen selbstgeschriebene Gedichte – schön! Eine Frau bietet mir ihren Platz an. Ich sage: „No gracias!“ Sie bietet ihn mir noch einmal an. Ich sage: „Todo bien, en serio.“ Cristobal muss ihr erklären: Das Baby wird so unruhig, wenn ich mich setze.

Die Künstler sammeln Geld in einem Hut ein. Cristobal gibt ihnen etwas. Der Bus hält und die Künstler steigen aus. Ein Verkäufer steigt ein und ein Mann mit einem Schifferklavier. Der Verkäufer schreit laut und schnell, dass er Eis aus natürlichen Früchten verkauft. Na Gott sei Dank! Eine Frau bietet mir ihren Platz an. Ich sage: „No gracias! Todo bien!“ Sie schüttelt den Kopf. Cristobal muss ihr erklären: Das Baby wird so unruhig, wenn ich mich setze.

Der Bus hält. Der laute Verkäufer steigt aus und der Mann mit dem Schifferklavier fängt an zu spielen – schön. Eine Frau spricht Cristobal an, er solle mich durch lassen, damit ich mich auf ihren Platz setzen kann. Als er für mich das Angebot ausschlägt wird sie sauer. Er erklärt, dass ich seine Frau bin und das Baby wird so unruhig, wenn ich mich setze. Sie schaut mich zweifelnd an. Ich sage: „Si! Todo bien!“

Der Mann mit dem Schifferklavier ist fertig. Er bekommt Applaus und Kleingeld. Der Bus hält. Er steigt aus. Ein Mann steigt ein und will Pflaster verkaufen. Er war im Knast und will nun nicht mehr kriminell sein, deshalb verkauft er Pflaster. Eine Frau bietet mir ihren Platz an. Ich sage: „No gracias!“ Cristobal erklärt: Das Baby wird so unruhig, wenn ich mich setze. Wir sind ein eingespieltes Team. An der nächsten Haltestelle steigen wir aus.