Nein!

Männlein hat ein neues Wort gelernt. Nicht nur gelernt es auszusprechen. Er hat es sogar im vollen Umfang erfasst. Das Wort heißt Nein!

Ich finde das Wort blöd und hatte eigentlich versucht es nicht zu häufig zu benutzen. Irgendwie fand ich die Vorstellung von „Nein“ als eines der ersten Worte in Männleins Sprachschatz ungut. Ich finde „Nein“ bedeutet Grenzen und Verbote überall und das, obwohl ich doch der Meinung bin, Kinder sollen alles ausprobieren.

Um das „Nein“ zu vermeiden, haben wir zu Hause alles Kindgerecht eingerichtet. Es gibt einfach nichts in Männleins Reichweite, dass irgendwie gefährlich oder verboten ist. Außer es schleicht sich mal etwas in die untere Ebene und taucht dann plötzlich in seinen Händen auf( siehe http://mamawege.de/2018/06/02/willkommen-in-der-neuen-ordnung/).Ansonsten kann er schalten und walten, wie er will.

Unser Gefahrenausdruck war „Ohoh“. Das nutzten wir immer, wenn Männlein sich in brenzlige Situationen begab. Es hatte auch den schönen Nebeneffekt, dass Männlein sein Vorhaben damit ankündigte. So konnte man z.B. ziemlich häufig beobachten, wie er „Ohoh!“ sagte und dann seinen Finger in die Steckdose stecken wollte. Es lohnte sich also in solch einem Falle immer zu gucken, was er grad so trieb.

Wie kam es nun also zu dem blöden Wort „Nein“? Männlein hatte plötzlich einen Spaß daraus entwickelt, mich zu beißen. Ihn interessierte und amüsierte dabei wohl meine Reaktion. Beim ersten Mal schrie ich vor Schreck und ja auch vor Schmerz auf. Das fand er super lustig und es veranlasste ihn, es gleich noch einmal auszuprobieren. In der Hoffnung meine Reaktion weniger „witzig“ zu gestalten, überlegte ich mir eine Strategie.

Immer wenn Männlein mich biss oder es versuchte, wollte ich ihn wegschieben, ihn ernst anschauen und dann sagen: „Ich möchte nicht, dass du mich beißt. Das tut mir weh!“ Merkwürdigerweise fand Männlein das ebenfalls saulustig. Schade! Mir ist schon klar, dass er das noch nicht wirklich versteht. Aber ich hatte die Hoffnung, dass er meine Ernsthaftigkeit an der Stelle auf irgendeine Art trotzdem erfasst. Naja, auf jeden Fall musste ich meine Strategie wechseln, denn gebissen werden ist wirklich kein Spaß.

Ich begann also in solchen Situationen mich einfach etwas von Männlein zu entfernen. Spielten wir gerade auf dem Boden und er versuchte mich zu beißen, stand ich auf und ging weg. Manchmal wenn er besonders albern war, versuchte er dann hinter mir her zu rennen und weiter zu beißen, dann lenkte ich ihn ab, indem ich z.B. mit ihm ein Versteckspiel anleierte. Alles in Allem funktionierte es so ganz gut.

Aber wie kam es denn nun zu dem „Nein“? Eines morgens spielte das Männlein im Bad, während ich mir die Haare bürstete. Und da biss mich jemand aus heiterem Himmel und ohne Vorwarnung in den Unterschenkel. Wie von der Tarantel gestochen schrie ich aus: „Oh Mann, nein!“ Und das war´s. Von dem Moment an war „Nein“ das Wort überhaupt.

Sitzt er auf dem Bobbycar und wir wollen eigentlich zum Einkaufen fahren: „Nein!“

Hat er im Laden eine Banane in die Finger bekommen und ich will sie wegnehmen, bevor überall Bananenschmiere ist: „Nein!“

Wollen wir spazierengehen und Männlein möchte einfach nicht vom Holzschuppen weg:“Nein!“

Will Männlein mich nun beißen, klingt das inzwischen auch anders.

Ich: „Nein!“

Männlein: „Nein?“

Ich: „Nein!“

Männlein beisst zu…

Bitte nicht vergleichen!

Seit meinem Rückbildungskurs treffen wir uns regelmäßig mit ein paar anderen Müttern und ihren Kindern. Die Kleinen sind alle innerhalb von fünf Wochen geboren worden. Natürlch stellen wir bei unseren Begegnungen fest, dass unsere Kinder sehr unterschiedlich sind, in dem was sie bereits erlernt haben. Wir tun das ohne Bewertung, denn uns ist allen bewusst, dass jedes Kind sein eigenes Tempo bei der Entwicklung hat und sich je nach Temperament auch anders entwickelt.

Männlein ist z.B. ein kleiner Motoriker, der schon mit sechs Monaten krabbeln und mit elf Monaten laufen konnte. Ein anderer kleiner Junge kann schon richtig viele Wörter sprechen und ist auch motorisch sehr fit. Ein kleines Mädchen wirkt so, als ob es schon viel mehr versteht als die anderen und kann schon die runden Bauklötze in das runde Loch stecken und die eckigen in das eckige. Und der letzte im Bunde ist so ein kleiner Buddha, der sich ewig nicht viel bewegt hat und dann eines Tages einfach losgelaufen ist. Er hat einfach alles ganz genau beobachtet und dadurch gelernt.

Was ich sagen möchte ist, dass auch so kleine Kinder genau wie große sehr unterschiedlich sind. Jeder hat seine Spezialbereiche und jeder lernt alles, nur eben im eigenen Tempo.

Was aber sowohl ich als auch meine Mamafreundinnen kennen, sind die anderen Begegnungen. Ich glaube alle Eltern erleben so etwas. Man ist auf einem Spielplatz oder sonst irgendwo und da sind andere Eltern oder Großeltern oder Leute, die irgendetwas mit irgendeinem Kind zu tun haben. Und dann kommen sie, die Vergleiche. Gerne machen das Eltern, deren Kinder etwas schon besonderes früh konnten. Ich gebe zu, mich hat es auch mit Stolz erfüllt, dass das Männlein so ein Beweungskünstler ist. Aber ich bin mir sicher, wenn es nicht so gewesen wäre, wäre ich auf etwas anderes stolz gewesen. Das ist ja schließlich der Job einer Mutter.

Mein wunder Punkt ist immer die Größe und das Gewicht vom Männlein. Inzwischen ist er „normal groß“, aber er ist so ein zarter, dünner Kerl, dass er häufig für ein Mädchen gehalten wird. Ich bin ebenfalls dünn und war es schon als Kind, daher habe ich mir zunächst nicht sehr viele Gedanken dazu gemacht. Wenn aber nun wild fremde Leute mir mitteilen, mein Kind könne ja noch gar nicht das angegebene Alter haben oder indirekt vorwerfen, mein Kind bekäme nicht genug zu essen, dann fühlt sich das schon blöd an. Dieses ewige sich rechtfertigen müssen, für etwas naturgegebenes.

Eine Mamafreundin erzählte, ihre Schwägerin hätte ihr geraten, jeden Tag eine halbe Stunde mit der 15 Monate alten Tochter laufen zu üben, damit das endlich etwas wird. Dabei läuft die Kleine schon sauber an den Möbeln entlang. Es könnte also jeden Tag von ganz alleine Klick machen und sie läuft frei.

Eine andere berichtete, sie hätte zu hören bekommen, es wäre furchtbar, wie ihr Kind isst und dass es nun wirklich Zeit sei, dass es den Umgang mit Löffel und Gabel erlerne. Diese Äußerung kam übrigens nicht von einer alten Frau! Was soll man dazu sagen? Männlein interessiert sich sehr für Besteck, vor allem zum Spielen. Gibt es Essen, lege ich ihm immer Löffel oder Gabel hin, dann probiert er damit herum und manchmal gelingt es (in so einem Fall gibt es eine Applausparty), meist isst er einfach mit den Fingern. Und das ist völlig ok! Hauptsache er isst.

Sogar das Töpfchenthema kam schon auf… Eine Freundin sagte, sie sei tatsächlich gefragt worden, warum sie noch nicht mit dem Töpfchentraining begonnen habe. Ich habe noch nicht einmal darüber nachgedacht. Wir haben ein Töpfchen auf dem Flohmarkt gekauft und das steht im Badezimmer herum. Wann es so weit ist, dass wir mit dem Training beginnen? Keine Ahnung! Ich muss mich da eh erst einmal schlau machen, wie man da vorgeht, aber vom Bauch her würde ich sagen: Auf jeden Fall ohne Druck…

Was mir jedenfalls nach solchen vergleichenden Begegnungen immer kommt, ist ein unangehmer Nachgeschmack und deshalb versuche ich sie zu vermeiden oder aber freundlich und bestimmt zu bleiben. Mein Kind macht das schon noch! Und zwar dann, wenn es so weit ist. Da kann ich drauf vertrauen und das sollten wirklich alle Eltern tun.

Schmerzhafte Liebe

Unser Männlein wurde mit einem Hodenhochstand geboren. Zunächst machten wir uns dazu gar keine Gedanken, da die Chancen gut standen, dass der Hoden noch von alleine herunterkommt. Doch von U zu U kristallisierte sich immer mehr heraus, dass der Hoden an seinem Plätzchen im Warmen bleiben wollte. Ich fuhr sogar eine Stunde mit dem schreienden Männlein zu einem Ostheopathen, der sich auf solche Fälle spezialisiert hatte. Leider ließ der Hoden sich auch von ihm nicht überreden weiter zu wandern.

Bald war klar, dass uns die OP nicht erspart bleiben würde. Wir vereinbarten einen Termin. Zur OP war Männlein 13 Monate alt. Bei der Narkoseaufklärung wurde uns gesagt, er dürfe vier Stunden vor der OP nicht mehr gestillt werden. Das verursachte mir Bauchschmerzen, denn die Opperation sollte am frühen Morgen stattfinden und Männlein wollte gerade in den fühen Morgenstunden häufig an die Brust. Wieder Erwarten war das dann aber gar kein Problem und wir fuhren sehr früh um halb sechs in die Klinik.

Dort angekommen bekam Männlein den sogenannten Scheißegalsaft verabreicht. Das war wirklich gruselig und rückblickend auch irgendwie lustig. Denn unser Kind war total high. Männlein war nur noch am Lachen und konnte sich auch nicht mehr halten. Er hatte komplett seine Körperkontrolle verloren. Wir durften ihn bis zum OP begleiten. Den Moment, als er in seinem Rollbettchen durch die Tür geschoben wurde und wir nicht mit durften, den werde ich wahrscheinlich niemals vergessen. Wir hatten unser Männlein an wildfremde Menschen übergeben. Sie würden ihn unter Vollnarkose setzen und an ihm herumschneiden und wir konnten nicht aufpassen und ihn beschützen. Wir mussten auf fremde Menschen vertrauen. Ich fing an zu weinen und auch Cristobal war ziemlich aufgeregt. Die Schwester schickte uns in die Cafeteria mit dem Hinweis, wir sollten in einer Stunde wieder kommen und dann dürften wir in den Aufwachraum.

Als wir nach einer Stunde wieder da saßen (und im Wartebereich den Schreien einer gebärenden Frau lauschten), dauerte es dann doch noch eine ganze Weile, was uns wirklich sehr beunruhigt. Aber dann kam die Ärztin und teilte uns mit, alles wäre gut verlaufen und wir dürften nun zu unserem Kind. Es war wirklich nicht schön, Männlein so zu sehen. Er schlief noch und er sah so viel winziger aus als sonst. Ich hatte das unerklärliche Bedürfnis an ihm zu schnüffeln. Nach einer halben Stunde wachte er zum Glück auch schon auf und war noch ziemlich mitgenommen von der Narkose. Erst lachte er und fand alles lustig, dann schlug es um und er weinte. Natürlich hatte er ja auch einen Riesenhunger. Ich stillte ihn ein bisschen, was uns beide etwas beruhigte. Dann kam die Schwester von der Station und brachte uns auf unser Zimmer. Männlein bekam ein Tablett mit Frühstück und er verschlang alles gierig. Zur Sicherheit sollten Männlein und ich die Nacht im Krankenhaus verbringen. Das war schrecklich. Ich habe noch nie im Krankenhaus übernachtet und es ist einfach furchtbar. Es war unruhig, die Schwester kam nachts dauernd herein und hat jedes Mal groß Licht angemacht. Jedes Mal ist Männlein aufgewacht und brauchte dann ewig, um wieder zur Ruhe zu kommen. Wir waren so froh, als Cristobal uns morgens wieder abholte.

Zunächst verlief alles wunderbar. Männlein hatte gar keine Schmerzen und brauchte auch nichts von dem Schmerzmittel, dass wir ihm besorgt hatten. Die Wunde sah sehr gut aus. Doch als sich nach einer Woche die Fäden auflösten, ging die Wunde wieder auf. Ich fuhr mit dem Männlein zum Arzt, der mir große Angst machte und sagte wir sollten  Kleidung für mehrere Tage mitnehmen und wieder ins Krankenhaus fahren. Weinend und schmerzhaft besorgt fuhr ich los, Cristobal von der Arbeit holen. Weinend meldete ich mich von der Arbeit ab.

Wir fuhren ins Krankenhaus und stellten uns darauf ein, dass Männlein unter Vollnarkose noch einmal aufgeschnitten und genäht werden würde. Zum Glück war es dann nicht so dramatisch… eigentlich gar nicht. Wir bekamen ein Mittel, um die Wunde zu desinfizieren und den Tipp Kamillesitzbäder zu machen und durften auch schon wieder nach Hause. Da habe ich ja völlig umsonst Panik gehabt. Der Wundheilungsprozess dauerte nun natürlich viel länger und die Narbe würde viel größer bleiben und wir mussten das ganze gut im Auge behalten. Aber am Ende ist es verheilt. Was mir nur nachhaltig geblieben ist, ist die Erinnerung an die Angst, die Hilflosigkeit, das Wissen, dass man nichts tun kann und das große Bedauern dem Männlein Opperationen, Schmerzen, jegliches Leiden nicht abnehmen zu können. Ich meine ich bin auch empathisch mit anderen Menschen, die Leiden, so ist das nicht. Aber den Wunsch, Schmerzen einer anderen Person auf mich zu nehmen, der war mir bis dahin gänzlich unbekannt.

Premieren, die Mütter nicht brauchen: Arm gebrochen, Krankenhaus und OP

Mit Liebe gewickelt

Während der Schwangerschaft kam ziemlich bald die Wickelfrage auf. Für Cristobal war klar, Stoffwindeln sollten es sein. Ich zögerte zunächst, da ich (zu recht) befürchtete die Hauptverantwortung beim Waschen und Versorgen zu haben. Allerdings gefielen mir die bunten Windelüberhosen ausgesprochen gut und auch mir widerstrebte es bei der Vorstellung an die Müllberge, die durch das Wickeln mit Wegwerfwindeln entstehen würden.
So setzte ich mich mit der Thematik auseinander und erstellte eine Vor- und Nachteilliste.

Die sah dann in etwa so aus:
Pro Stoffwindeln

  • weniger Müll
  • weniger Kosten, einmalige Ausgabe und man ist für die komplette Windelzeit eingedeckt
  • es ist immer alles da, es fehlt nicht am Samstagabend irgendetwas und man muss noch schnell los vor Ladenschluss
  • Kinder sind angeblich früher trocken, da sie die Feuchtigkeit in der Windel spüren und als unangenehm empfinden (da kann ich jetzt noch nichts zu sagen)
  • geringeres Allergieriesiko, Wegwerfwindeln enthalten viele Chemikalien, die über die Schleimhäute aufgenommen werden. Dies steigert das Allergierisiko
  • weniger wunder Po, da die Stoffwindeln atmungsaktiver sind
  • man kann das Wickelmaterial für mehrere Kinder verwenden und/oder verkaufen

Contra Stoffwindeln

  • man muss sie waschen

Bei der Betrachtung dieser Auflistung war mir dann doch recht schnell klar, dass ich mich auch für Stoffwindeln entscheide.
Nun wickeln wir seit 15 Monaten mit Stoff und sind immer noch überzeugt, für uns die richtige Entscheidung getroffen zu haben.
Und ja es ist auch möglich mit Stoff zu wickeln, wenn man berufstätig ist. Das habe ich nämlich von vielen zu hören bekommen: Warte nur, bis du wieder arbeitest, da kommst du nicht mehr hinterher. Für mich ist es inzwischen so, dass ich denke: Waschen muss ich so oder so, ob ich nun alle drei oder alle vier Tage die Maschiene anschmeiße, ist da doch irgendwie egal.
Wir sind aber auch nicht so verbissen, dass Wegwerfwindeln für uns gar nicht in Frage kommen. Unterwegs oder wenn die Oma aufpasst, ist es vollkommen ok auch mal Wegwerfwindeln zu verwenden.
Ein Pro für die Stoffwindeln ist mir übrigens erst im Laufe der Zeit bewusst geworden. Und ich weiß, dass es abgedroschen klingt, aber ich bilde mir ein, dass die Arbeit durch das Waschen, Zusammenlegen und Wegräumen der Windeln sich in positive Energie umsetzt und sich so auch auf das Männlein auswirkt. Denn die „Mühe“ mache ich mir echt gerne für mein Männlein und da bin ich mir sicher, dass er das auch spürt.

Willkommen in der neuen Ordnung!

Ich mag es aufgeräumt und sauber. Was das betrifft, musste ich mich schon auf Cristobal einstellen, als wir zusammengezogen sind. Er ist kein Riesenchaot, aber die Messlatte, ab wann es etwas zu tun gilt, ist bei ihm höher angesiedelt als bei mir.

Als das Männlein geboren wurde, konnte ich mich noch eine Weile mit Aufräumen und Putzen austoben. Dazu habe ich ihn einfach ins Tragetuch genommen und ab ging es… Seit das Männlein allerdings nun mobil geworden ist, läuft alles nicht mehr ganz so einfach.

Männlein fing etwa mit sechs Monaten an zu krabbeln. Zeitgleich zog er sich schon an Möbeln hoch. Es galt also, alles was irgendwie zerbrechlich oder gefährlich gewesen wäre, außerhalb seiner Reichweite unterzubringen. Natürlich gab es Bücher, DVDs und Wäscheschränke, die nicht extra gesichert waren und die alle vom Männlein mit großer Leidenschaft immer wieder ausgeräumt wurden. Ich beschäftigte mich damit, alles zu verschließen, verwarf den Gedanken aber schnell wieder, denn ich wollte Männleins Neugier und Entdeckerdrang nicht im Wege stehen. Nichtsdestotrotz war ich oft genervt vom ständigen Hinterhergeräume. In der Küche stellten wir wegen des kalten Bodens einen sogenannten Spielstall auf. Da setzte ich Männlein hinein, wenn ich kochen wollte und konnte mir sicher ein, dass er zumindest dann nichts weiter ausräumen konnte. Das Ding hatte jedoch schnell ausgedient. Zum Einen mochte Männlein es nie da drin zu hocken, zum Anderen hatte er schnell heraus, wie er sich an den Wänden hochziehen konnte und drohte so hinauszufallen. Also mussten wir die Küche sichern. An den Schränken mit Tellern und Putzmitteln brachten wir Sicherungen an. Alles andere blieb offen und die zerbrechlichen und gefährlichen Gegenstände wurden noch höher untergebracht, denn das Männlein war gewachsen. Seine Reichweite hat sich vergrößert.

Nun werden beim Kochen nach Herzenslust Fächer und Schubladen ausgeräumt. Ab und an gibt es eine böse Überaschung, weil jemand im Gedanken etwas an seinen alten Platz gestellt hat. So hat es einmal laut geklirrt, weil ein leeres Marmeladenglas sich in den unteren Bereich eingeschlichen hatte.

Gefühlt sind wir den ganzen Tag nur noch damit zugange, Sachen wieder einzuräumen. Lustigerweise räumt Männlein parallel zu unseren Einräumversuchen an anderer Stelle wieder etwas aus. Da kann es schon manchmal frustrierend sein, wenn man gerade damit fertig ist die Handtücher wieder einzuräumen, sich umdreht und sieht, dass der Inhalt der Windelschublade im kompletten Bad verteilt liegt. Ach ja… aber so bleiben wir beschäftigt.

Derweil flitzt das Männlein auf zwei Beinen durch die Gegend. Seine Reichweite umfasst die komplette Wohnung und inzwischen auch Gegenstände die auf dem Tisch, nahe der Kante stehen. Heute morgen habe ich nicht daran gedacht, die Butter in Tischmitte zu rücken. Während ich das Frühstücksgeschirr versorgte, hat sich Männlein das Brettchen mit der Butter geschnappt und ist damit spazieren gegangen. Bis ich das mitbekommen habe, waren seine Hände, sein Gesicht und diverse Möbelstücke eingefettet. Ein unachtsamer Moment, 30 Minuten putzen und eine lustige Geschichte, die ich nun erzählen kann.

Meine Grenzen was Ordnung und Sauberkeit betrifft sind aufgeweicht. Ich genieße es bei Freunden oder bei der Arbeit, wenn alles seinen Platz hat, man nicht ständig über Dinge am Boden stolpert und Schränke geschlossen bleiben. Zu Hause betreibe ich jedoch nur noch Schadensbegrenzung. Es gibt im Moment eh wichtigeres, als eine perfekte Wohnung und ich bin mir sicher, auch diese Phase findet irgendann ein Ende.

Willkommen in der neuen Ordnung, um nicht zu sagen: Willkommen im Chaos.