Keine Angst vor nichts

Es ist manchmal hart eine Mutter zu sein. Solche Sorgen und Ängste kannte ich vor Männleins Geburt nicht. Immer wenn er kleine Unfälle hat, krank ist oder auf sonst eine Art leidet, fühle ich mit, wie noch nie zuvor in meinem Leben und würde ihm am Liebsten jegliches Leid abnehmen.

Tatsächlich fand ich früher Mütter, die ständig ängstlich und besorgt waren, lächerlich. Nun muss ich immer wieder feststellen, dass ich auch so eine bin. Es ist mir ja schon fast vor mir selber peinlich, wenn ich feststelle, dass ich eine Gänsehaut bekomme, sobald Männlein irgendwo Gefahr läuft herunterzufallen.

Und Männlein? Jahaha, der ist ein kleiner Abenteurer. Überall muss er draufklettern und natürlich dann auch des Öfteren herunterfallen. Ständig hat er irgenwelche Blessuren (zum Glück bisher nichts ernsteres). Er hat eigentlich vor nichts Angst… nicht vor Höhen, nicht vor fremden Leuten und auch nicht vor großen Tieren. Unbefangen lässt er sich von der Kuh abschlabbern und streichelt jeden Hund.

Eigentlich finde ich das auch gut so. Es ist doch toll, dass er keine Angst hat und alles ausprobieren will. Ich will unbedingt, dass er seine eigenen Erfahrungen macht. Er soll wirklich auch durch kleinere Abstürze und Ähnliches lernen, was geht und was nicht. Wo seinen Grenzen liegen. Ich bin mir sicher, dass er so auf lange Sicht mehr Selbstvertrauen entwickelt und natürlich auch ein besseres Körpergefühl erlernt.

Warum nur ist es dann, dass ich das in der Theorie so wunderbar klar sehe und in der Praxis… am Liebsten immer hinspringen und festhalten würde? Jedes Mal, wenn er da schon wieder so herumturnt, visualisiere ich mir eine Kette, die mich davon abhält sofort hinzurennen und ihn zu sichern. Selbstverständlich gibt es auch Situationen, in denen ich auf jeden Fall eingreifen muss. Aber diese kleinen Klettereien, die sind doch völlig in Ordnung.

Ähnlich geht es mir auch, wenn Männlein hinfällt. Meist tut er sich dabei nicht weh und er heult nur kurz auf, weil er sich ärgert. Da muss ich mir auch wirklich Mühe geben, nicht jedes Mal sofort hin zu rennen und ihn zu trösten. Bei vier von fünf Stürzen ist nämlich absolut nichts. Trotzdem bin ich hin und her gerissen. Ich will für Männlein da sein, wenn er sich weh tut. Ich will aber auf keinen Fall, dass er lernt, Mama kommt bei jedem bisschen und nimmt mich in den Arm. Nicht, dass er sich so ein Verhalten angewöhnt und dann in der Pubertät noch bei jedem bisschen heult, um in den Arm genommen zu werden.

Es ist gut, dass ich früher nicht wusste, was für Ängste ich als Mutter ausstehen muss, denn sonst hätte ich mich vielleicht gegen Kinderhaben und für ein entspannteres Leben entschieden. Allerdings hätte ich dann auch eines der größten Wunder des Lebens verpasst. Ich wünsche mir nur, dass ich irgendwie lerne, mit diesen Sorgen und Ängsten umzugehen. Und natürlich, dass es mir gelingt meine Sorgen nicht auf Männlein zu übertragen.

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