Nicht leichter, aber anders

Inzwischen ist Männlein 18 Monate alt. Also 1,5 Jahre! Viel hat sich getan. Er kann laufen, rennen, klettern (mit Vorliebe leider), versteht viel mehr und spricht auch schon so einiges. Er ist jetzt ein kleiner Mensch mit ganz eigenen Vorstellungen und wenn ihm etwas nicht in den Kram passt, dann wird gemotzt und wütend aufgestampft.

Mit einer befreundeten Mama, deren Kind ein bisschen älter ist als Männlein, habe ich mich darüber unterhalten, ob nun im zweiten Jahr mit Kind alles leichter ist. Wir finden: Nein!

Natürlich war im ersten Jahr der Einstieg gerade für mich als Erstmama schwer. Ich musste ja ersteinmal lernen, was Mamasein und Leben mit Kind so alles bedeutet. Aber nach dieser Eingewöhnungsphase, hatte ich ein Baby, das glücklich damit war, in der Trage herumgetragen zu werden, das nur Muttermilch als Nahrung wollte und das einmal irgendwo abgelegt einfach dort blieb, statt Schubladen auszuräumen und auf Tische zu klettern.

Das alles änderte sich, als Männlein begann sich fortzubewegen. Zunächst war es noch harmlos, denn er fing mit ca 6 Monaten an rückwärts zu krabbeln. Schlimmstenfalls wurde er dann einfach motzelig, weil er irgendwo an der Wand in der Zimmerecke hängen blieb. Doch sobald er es heraus hatte, vorwärts zu krabbeln fing er auch schon an sich hochzuziehen. Und damit war die ruhige Zeit vorbei.

Männlein war schon immer ein sehr bewegungsfreudiges und vor allem schlafloses Kind. Und das ist jetzt eigentlich genau der Grund, warum ich sage, dass unser zweites Jahr mit ihm absolut nicht leichter ist als das erste. Auch nicht unbedingt schwerer, aber anders. Ich bin irgendwie die ganze Zeit damit beschäftigt hinter ihm herzulaufen. Auf alles steigt er rauf, überall krabbelt er rein und alles probiert er aus. Hänge ich draußen die Wäsche auf, muss ich nach jedem Teil hinter ihm herrennen und ihn von der Straße wegziehen (zwar verkehrsberuhigt, aber trotzdem eine Straße) oder sicher gehen, dass er sich nicht kopfüber in Nachbars Regentonne stürzt. Ich gestehe, dass ich regelmäßig darüber nachdenke Männlein zum Wäscheaufhängen mit der Hundeleine an die Wäschespinne zu binden. Allerdings finde ich den Gedanken nicht ganz sauber.

Im Haus hat Männlein am meisten Freude daran, das Klo zu inspizieren und dort Gegenstände reinzuschmeißen oder auf den Esstisch zu klettern. Hierzu muss ich sagen, dass meine Regel lautet: Es ist verboten auf Tische zu steigen. Egal, was für Tische das sind. Und genau an dieser Regel werde ich höchstwahrscheinlich mein erstes elterliches Totalfrusterlebnis haben. Denn obwohl Männlein genau weiß, was „Nein!“ bedeutet und es in viele anderen Situationen auch akzeptiert, ist ihm das beim auf den Tischsteigen scheißegal. Ich kann gar nicht sagen, wie oft am Tag ich ihn vom Tisch ziehe, „Nein! Der Tisch ist nicht erlaubt!“ sage, ein Grinsen quittiere, mich umdrehe und feststellen muss, dass Männlein schon wieder auf den Tisch steigt. Arrrrgh! Zum Mäusemelken ist das. Aber wie sagt man so schön? Steter Tropfen höhlt den Stein. Ich bleibe also daran.

Ich glaube es ist nach meinen Schilderungen schon klar, warum ich meine, dass es jetzt gerade nicht leicht ist? Und wisst ihr, was mir damit klargeworden ist? Es wird niemals leicht. Egal wie alt das Kind ist, es wird immer irgendeine andere Phase geben, die uns Eltern herausfordert. Aber, was mir wirklich wichtig ist, ich bin trotzdem froh, dass Männlein da ist. Und auch wenn ich in so Wäscheaufhängsituationen oder Tischsteigemomenten manchmal wirklich verzweifelt bin, bisher konnte ich im Nachhinein immer darüber lachen und Witze machen.

Ein Hoch auf die Oma

Seit Männlein 12 Monate alt ist, arbeite ich wieder und zwar 30 Stunden in der Woche. Cristobal hat genauso viele Stunden. Da wir am selben Ort arbeiten und leben, können wir Männlein noch zu Hause betreuen. Nur ganz ohne Hilfe würden wir es nicht hinbekommen. Zum Glück gibt es die Oma… also meine Mama. Die wohnt acht km entfernt und kommt meisten an drei Nachmittagen in der Woche für etwa zwei Stunden.

Das Tolle daran ist, dass meine Mutter mit Männlein spielt und auf ihn aufpasst, aber sich absolut nicht in Sachen einmischt. Sie sagt, sie hat ja mich erzogen (und das hat ihr wohl gereicht). So wie sie mich erzogen hat, dass fand sie für sich gut und richtig und nun vertraut sie darauf, dass sie aus mir einen Menschen gemacht hat, der (in allen Lebenslagen) seine Entscheidungen treffen kann. Natürlich darf ich sie um Rat fragen, aber sie muss mir nicht ständig mitteilen, was sie vielleicht anders machen würde.

In meinem Freundeskreis höre ich da ganz andere Sachen und wurde auch schon Zeugin. Z.B. war ich mit Männlein zu Besuch bei einer Freundin und deren Mutter war gerade da. Beim Essen fand die Mutter (also Oma) es furchtbar, dass unsere Kinder das gleiche bekamen, wie wir… und dann auch noch jeweils eine Gabel in der Hand hatten. Und das war nur eine Beobachtung des Tages. Da war ja noch mehr.

Bei anderen Freunden von mir, ist es wohl so, dass die Großeltern weiter weg wohnen. Wenn sie dann mal zu Besuch kommen, dann gleich für ein paar Tage. So lohnt sich dann ja auch die Fahrt viel mehr. Eigentlich ist das dann auch immer sehr schön, nur dass die Oma  jedes Mal anfängt den kompletten Haushalt zu schmeißen, dass nervt wohl… extrem. Ich meine, ich denke auch oft, wie schön das wäre, jemand zum Aufräumen und Putzen zu haben. Aber eigentlich will ich das bei mir zu Hause so machen, wie ich es mir vorstelle.

Wir haben also wirklich Glück, denn für Männlein und Oma ist es toll so viel Zeit miteinander zu verbringen, ich kann in Ruhe arbeiten und streiten müssen wir auch nicht wegen grenzüberschreitender Einmischungen.

Ich bin da sehr froh, denn die Vorstellung Männlein schon jetzt in den Kindergarten oder zu einer Tagesmutter zu bringen, gefällt mir nur so semi. Anscheinend bin ich eine richtige Glucke. Hoffentlich kann ich dann später mit meinen Kindern auch so loslassen und vertrauen, wie meine Mutter es mit mir kann.

Mamitis

Gerade hatte ich zwei Wochen Urlaub. Zwei Wochen, die ich beinahe rund um die Uhr mit Männlein verbracht habe. Das war schön. Nun ist der Urlaub um und Männlein hat Mamitits.

Die Bezeichnung Mamitis ist eine Erfindung von Cristobal. Entstanden ist sie in einer Phase im letzten Jahr, als Männlein partout nicht von meinem Arm wollte. OK ehrlich gesagt war Männlein im ersten Lebensjahr sowieso nur auf dem Arm glücklich. Aber, es gab Phasen, da wollte er nur bei mir sein und Phasen, da war es egal, wer ihn hochgenommen hat. Hauptsache auf dem Arm.

Jedenfalls sind wir aktuell mal wieder in einer Mamaphase. Zwar muss ich ihn nun nicht mehr immer auf den Arm nehmen, aber wenn ich gehe, weint er. Und wenn Cristobal dran ist, Männlein ins Bett zu bringen, dann weint er sobald er realisiert, dass ich es diesmal nicht mache.

Für mich ist das ein harter Zustand. Ich fühle mich verpflichtet, ihm das zu geben, was er am liebsten möchte… nämlich mich. Gleichzeitig kann ich nicht immer. Denn ich muss manchmal arbeiten und manchmal muss ich auch mal meinen Bedürfnissen nachgehen und Zeit für mich haben.

Inzwischen weiß ich auch, sobald ich mich nach dem Verabschieden entfernt habe und aus dem Blickfeld verschwunden bin, beruhigt Männlein sich wieder und hat Spaß. Das haben mir sowohl Cristobal als auch die Oma bestätigt. Also… tief durchatmen, Tschüß sagen (finde ich ganz wichtig. Ich stelle es mir furchtbar vor ganz klammheimlich zu verschwinden. Wahrscheinlich kann sowas ein Kind echt traumatisieren.) und gehen.

Anfangs konnte ich mich nach solchen Szenen nicht richtig entspannen und mich auf das konzentrieren, was dann so anstand. Das Problem habe ich nun nicht mehr. Und das schöne ist, dass Männlein meist auch gar nicht mehr darauf verfällt zu weinen, wenn ich mich verabschiede. Nur eben, jetzt ganz aktuell wieder. Er hat sich in den zwei Wochen einfach komplett daran gewöhnt die Mama wieder immer dabei zu haben.

Dieses Verhalten wirft bei mir dann immer auch die Frage auf: Ist es eigentlich richtig zu arbeiten und sein Kind nicht immer selbst zu betreuen, bis es ein gewisses Alter erreicht hat? Ich glaube eigentlich, dass drei Jahre zu Hause für das Kind optimal wären. Mich stellt das nur vor zwei Probleme: 1. nicht Können und 2. nicht Wollen. Das nicht Wollen ist natürlich purer Egoismus. Ich arbeite gerne. Es schafft mir einen Ausgleich und dadurch genieße ich auch gleich viel mehr die Zeit mit Männlein. Das nicht Können ist einfach eine Frage des Geldes. Wir können es uns nicht leisten, dass ich nicht arbeite. Natürlich ist es schade, dass wir mit unserem Leben so in diesem System drinstecken. Aber so ist es. Gerne würde ich etwas alternatives machen, bei dem ich mir die Zeit selbst einteilen kann und trotzdem genung Geld damit verdiene, um uns zu versorgen… aber das sind ja Träume.

Somit hilft es nichts. Immer wieder muss ich mich von Männlein verabschieden und  vermutlich auch in der Zukunft noch die ein oder andere Mamitis durchstehen. Ich finde wir haben es gut, denn Dank unserer (eigentlich) ziemlich blöden Arbeitszeiten können wir Männlein zu Hause und nur mit Hilfe der Oma betreuen. Und wenn Männlein älter wird, dann ist Mamitis ja vielleicht auch irgendwann gar kein Thema mehr.

Die Schuhfrage

Männlein hat mit 13 Monaten wie verrückt angefangen herumzulaufen. Anfangs stellte sich uns noch gar nicht so richtig die Schuhfrage, da er drinnen auf Socken lief und draußen in Lederschlappen. Dann kam im Mai der Sommer und blieb. Die ganze Familie lief Barfuß herum. Wie wunderbar, denn das war für die Füße und den ganzen Körper, der von ihnen getragen wurde, sowieso das Beste.

Doch nun ist es absehbar, dass wir demnächst auf Schuhe zurückgreifen müssen. In vielen Gesprächen mit verschiedensten Leuten, habe ich dazu ganz unterschiedlich Gedanken gehört. Die einen sagen, auf jeden Fall flexibel müssen die Schuhe sein. Sie sollen den Fuß nicht formen. Die anderen sagen, der Schuh muss fest sitzen, damit er dem Fuß Stabilität gibt.

Da ich in meiner Ausbildungszeit mit einer orthopädischen Schuhmacherin zusammen gewohnt habe, weiß ich: Durch Fehlstellungen der Füße könne diverse Fehlstellungen im ganzen Körper auftreten. Sogar Zahnschmerzen kann man durch eine Fehlstellung des Kiefers bekommen, die durch schiefe Füße verursacht ist.

Gerade dieses Wissen zeigt mir, dass die Wahl der ersten Schuhe (und auch aller weiteren) durchaus einen zweiten, dritten und vierten Gedanken Wert ist. Natürlich laufe ich auch immer in irgendwelchen Schuhen herum und habe sogar erst vor kurzem erfahren, dass ich mein ganzes Erwachsenenleben lang von der falschen Schuhgröße ausgegangen bin. Aber, ich weiß ja nun einmal darüber Bescheid, was ich tue und deswegen möchte ich dem Männlein (der es ja nun noch nicht besser weiß) gerne die optimalen Schuhe kaufen.

Ich finde Barfußschuhe ganz prima (und möchte auch für mich ein Paar anschaffen). Allerdings gibt es inzwischen bei Barfußschuhen unglaublich viele Hersteller. Wie kann ich in diesem riesen Angebot die richtigen finden?  Ja ich weiß! Wahrscheinlich ist es total übertrieben, sich sooo viele Gedanken zu machen. Aber wenn ich schon so viel Geld für ein Paar Schuhe ausgebe, dass vieleicht drei Monate passt, dann möchte ich auch, dass sie gut sind!

Meine Wahl sind jedenfalls auf Wildlinge gefallen. Die kann man schnüren, somit sitzen sie fest am Fuß, sind aber (da ja Barfußschuhe) an der Sohle flexibel.

Und wer Sorge hat, dass Männlein nach seinem gesamten „Laufleben“ ohne Schuhe keinen Bock auf solche hat. Den kann ich beruhigen. Männlein liebt, liebt, liebt Schuhe. Zieht man ihm mal ein paar an, stolziert er ganz glücklich durch die Gegend. Außerdem schleppt er seine Schuhe dauernd zum Spielen an.

Camping mit Kind

Wir waren gerade eine Woche unterwegs. Campen im Schwarzwald direkt auf einem Platz am Rhein.

Gelegentlich haben wir Leute getroffen, die es erstaunlich und/oder vielleiht unbequem fanden, mit einem 1,5 jährigen Kind im Zelt zu schlafen. Für mich ist das allerdings der Einzige wirklich entspannte Weg mit so mit Männlein zu reisen.

Schon als wir vor einem halben Jahr in Chile waren, haben wir dort unter anderem einen zweiwöchigen Campingurlaub gemacht. Und ich muss sagen, dass waren die zwei entspanntesten Wochen von insgesamt sieben.

Die Gründe dafür sind für mich ganz einfach…

  1. Man ist den ganzen Tag draußen an der frischen Luft. Männlein ist abend fix und fertig und schläft somit nachts wunderbar.
  2. Wenn Männlein abends im Zelt liegt und schläft, ist er trotzdem die ganze Zeit dabei. Wir sitzen einfach vor dem Zelt, er kann uns hören und wenn er aufwacht sind wir sofort da. Natürlich gibt es auch Babyphones, aber wir hatten erst vor kurzem die Situation, das unseres versagt hat. Das ist wirklich überhaupt nicht schön, wenn man abends im Garten sitzt und beim Toilettengang ein völlig heisegeschrieenes und verheultes Kind im Wohnzimmer vorfindet. Seitdem kommt es für mich gerade in fremder Umgebung überhaupt nicht mehr in Frage, mich auf ein Babyphone zu verlassen.

Wichtig zum campen mit Kleinkind ist auf jeden Fall ein guter Schlafsack für das Kind, der für die nächtlichen Temperaturen geeignet ist. Ansonsten braucht man nur die typischen Utensilien, die man beim Reisen mit Kind eh dabei hat. Ich finde es auch pranktisch im Sommer für abdends unterschiedlich warme Pullis zum überziehen mitzunehmen. Und vor allem Mückenschutz!!! Wir haben auf eine selbstgemachte Mischung aus Kokosöl und Citronella zurückgegriffen, da die üblichen Mittel mir alle zu viel Wirkstoffe auf der Inhaltsangabe haben, denen ich nicht traue. Es gibt aber auch zahlreiche andere natürliche Mittel, die man verwenden kann.

Die weite Fahrt aus der Lüneburger Heide in den Schwarzwald haben wir über Nacht gemacht. So sind wir auch in Chile von Santiago aus 900 km in Richtung Süden gefahren. Das hat einfach den Vorteil, dass das Kind schläft… naja und das man eigentlich die ganze Autobahn für sich hat. Wir halten uns dabei mit koffeinhaltigen Getränken fit. Cristobal trinkt dann gerne Mate, während ich Kaffee bevorzuge. Sowohl auf der Hin- als auch auf der Rückfahrt sind wir so mit zwei Pipipausen und Stillstopps ausgekommen.

Man kann also wuderbar mit Kind campen, wenn man sich richtig vorbereitet und natürlich eh Spaß am Zelturlaub hat. Für alle Leute, die Zelten blöd finden: Man kann bestimmt auch anders einen tollen Urlaub mit Kind verbringen.

Am Ende der Anfang

Wenn ich momentan mit Frauen rede, die zum ersten Mal schwanger sind, muss ich immer ein bisschen schmunzeln. Denn da fällt oft der Satz: „Ich bin froh, wenn die Geburt durch ist und ich das endlich hinter mir habe.“

Lustig finde ich das, weil ich das damals auch oft gesagt habe. Natürlich kann es unter anderem auch wirklich sehr anstrengend sein, wenn man hochschwanger ist. ABER, gerade in der ersten Zeit mit Kind, sind viele Sachen noch viel anstrengender (an dieser Stelle möchte ich aber noch hinzufügen, dass man das auch relativ schnell wieder vergisst).

Mir ging es in der Schwangerschaft so, dass ich irgendwie schon auch wusste, dass da am Ende ein Kind kommt, das bleibt und nicht weggeht. Was genau das allerdings bedeutete, war mir überhaupt noch nicht klar. Das kam dann erst nach der Geburt.  Vor allem durch unsere Stillprobleme am Anfang. War ich froh, als Männlein endlich an der Brust saugte und wie groß war meine Verzweiflung, als wir dann ein paar Stunden später wieder die gleichen Probleme hatten. Das Andere, was mich verunsichert hat, war das Gefühl Männlein nicht zu kennen. Im Bauch war er mir so vertraut und nun, wenn ich ihn im Arm hielt, kam er mir völlig fremd vor. Mein Bauch fühlte sich leer an. Noch zwei Wochen nach der Geburt bin ich nachts aufgewacht und habe die Tritte in meine rechte Seite vermisst.

Ich muss sagen, die Schwangerschaft war für mich nicht mit der Geburt zu Ende. Die Geburt war eher so etwas, wie der Höhepunkt. Danach ging es für mich noch so etwa drei Monate weiter. Dann, als Männlein drei Monate alt war, hatte ich mich endlich  mit dem Mamasein arrangiert. Ich habe mich nicht mehr so unsicher gefühlt und Männlein war auch nicht mehr so ein zerbrechliches Vögelchen. Er konnte da seinen Kopf schon selber halten und hat uns angelächelt.  Auch hatte Männlein in der Zeit in den Tag-/Nachtrhythmus gefunden, was mir zum Ausruhen und Schlafen wirklich half. Da fing es also an, dass ich entspannen konnte und die Zeit mit Männlein oft einfach nur genoss. Ich war  angekommen.

Nach drei Monaten hatte ich auch das Gefühl, dass mein Körper so allmählich wieder seine vorherige Stabilität zurückbekam und ich hatte Sicherheit und Routine, was das Stillen anging. Männlein und ich (natürlich auch Cristobal) hatten uns kennen- und verstehen gelernt. So lief es auf jeden Fall deutlich besser als dieses ständige übernächtigte Gefühl der Überforderung.

Nun ist es ja auch so, dass man bei menschlichen Babys von physiologischen Frühgeburten spricht. Von der Entwicklung her, würde es unseren Babys wahrscheinlich ganz gut tun, noch drei Monate länger im Bauch zu bleiben. Allerdings haben wir Menschen uns das mit unserem aufrechten Gang und unseren großen Köpfen versaut. Wir Frauen würden eine Geburt zu einem späteren Zeitpunkt schlichtweg nicht überleben, da dann die Köpfe der Kinder zu groß wären, um durch unsere Becken zu passen. Daher müssen unsere Kinder außerhalb der Mama nachreifen.

Ich weiß nicht, wie es anderen Frauen geht, aber ich hatte das Gefühl, dass auch ich in diesen drei Monaten nachreifen musste, um meiner neuen Lebensaufgabe gerecht zu werden. Somit endete für mich die Schwangerschaft nicht im Februar sondern im Mai. Aber auch danach, kann ich persönlich nicht von einem „Ende“ sprechen. Tatsächlich geht es ja nach der Geburt erst richtig los!

Schlaf Männlein, schlaf

Ach diese Abende… der Tag war voll, man hat die Müdigkeitsgreinze des Kindes längst überschritten. Und nun? Nun findet das Kind einfach nicht in den Schlaf. Welche Eltern kennen das nicht? Man hat das ganze Ritual durchgemacht und nun sitzt man über eine Stunde im Dunkeln und wartet darauf, dass das Kind endlich aufhört herumzuzappeln, sich mit den eigenen Bewegungen immer wieder vom Schlaf abzuhalten, damit es endlich einschläft.

Es ist Abend und du bist ja schon ganz müde, Männlein. Ich habe genau beobachtet, wie du gegähnt hast, du hast dir ans Ohr gefasst und die Äuglein hast du dir auch schon gerieben. Also ab ins Bett, Männlein! Schlaf Männlein, schlaf!

Den ganzen Tag haben wir gespielt, drinnen und draußen. Du hast Sachen ausgeräumt, ich habe sie eingeräumt und dann hast du sie gleich wieder ausgeräumt. Ich habe gekocht und du hast mir zugeschaut und mir so viele kleine Naschereien mit deinem süßen Blick abgeluchst. Du bist hinter dem Hund hergelaufen und ich habe ihn beschützt vor deinen kleinen Händen. Du hast mit der Oma gespielt, damit ich in Ruhe zur Arbeit gehen konnte. Nun bist du zu Recht müde. Also, schlaf Männlein, schlaf!

Ich habe alles abgedunkelt und es ist doch so schön kuschelig hier im Bett. Wir haben alles genau so gemacht wie immer: Schlafzeug anziehen, Zähneputzen, Geschichte lesen, Licht aus und Schlaflied singen. Also, was fehlt denn nun noch? Schlaf Männlein, schlaf!

So gerne möchte ich auch noch ein Stündchen oder zwei für mich haben heute Abend. Etwas machen, was ich nicht machen kann, wenn du wach bist. Versteh´ mich nicht falsch, wir haben ganz viel Spaß zusammen. Aber ich brauche auch ein bisschen Zeit als Erwachsene, um ein Buch zu lesen oder mit Papa zu reden. Nun jetzt aber, Schlaf Männlein, schlaf!

Ich werde ja ganz unruhig, wenn du dich vor lauter Müdigkeit so hin und her wälzt. Jetzt bleib doch mal entspannt liegen! Menschenskind so wird das ja nie was mit dem Einschlafen. Jetzt sitze ich hier schon seit über einer Stunde im Dunkeln und du schläfst immer noch nicht. Jetzt schlaf doch Männlein, schlaf!

Egal… du schläfst ja offensichtlich nicht so bald ein. Ich leg mich jetzt hier mal richtig bequem hin. Das dauert ja wohl noch eine Weile. Mach du mal, was du willst, ich liege hier ganz gemütlich, spreche nicht mit dir, sondern gehe im Dunkeln meinen Gedanken nach. Das ist ja fast so ähnlich wie ein Buch, ein Film, eine Unterhaltung. Lass dir Zeit Männlein, aber schlaf irgendwann, schlaf!

Da werde ich ja auch ganz müde hier, schlafe ich gleich mit ein… hahaha! Naja, dann ist das halt so. Bin ja seit der späten Schwangerschaft eh nur noch müde. Puh wie schwer meine Augen sind… OH! Das Männlein liegt da so ruhig quer über mir und atmet ganz schwer. Jaaaah,  er schläft.

So, jetzt ganz vorsichtig Männlein von mir herunterschieben. Geschafft! Mal gucken… seit 1,5 Stunden hier im Dunkel gesessen. Es ist viertel nach neun. Na das geht ja noch. Langsam, leise aufstehen. Langsam, leise zur Tür schleichen. Da ein lauter Seufzer. Ich drehe mich um… die Augen sind noch zu. Wunderbar schlaf weiter Männlein, schlaf!

Erste Worte

Unser Männlein spricht schon eine Menge Wörter. Einige sind echte Worte, andere sind seine eigene Sprache. Da wir Männlein zweisprachig erziehen, glauben wir, dass er vielleicht etwas länger braucht, um sprechen zu lernen als andere Kinder.

Männleins erstes Wort, hat er in Chile gesprochen. Mit elf Monaten und es war „iHola!“ Das kam einfach dadurch, dass in Chile die Menschen sehr babyfreundlich sind und laufend “ iHola, bebe!“ rufen. Gerade unser blonder Indianer hatte es den Chilenen sehr angetan. Egal, wo wir waren, jeder sprach Männlein an.

Das zweite Wort war dann „Elvis“. So heißt unser Hund. Wir hatten eigentlich schon damit gerechnet, dass „Elvis“ das erste Wort wird. So waren wir eigentlich nicht besonders überrascht.

Als nächstes kam dann „Mama“. Das hatte er zwar vorher schon oft gesagt, allerdings nicht auf mich gerichtet. „Mama“ sagt Männlein übrigens auch zu Papa und zur Oma. Aktuell, jedes Mal wenn er „Mama“ zu  Cristobal sagt, sagen wir: „Papa!“ Ich glaube Cristobal wird sich unglaublich freuen, wenn er es dann zum ersten Mal aus Männleins Mund hört.

Nach und nach fügten sich dann diverse Tiergeräusche ein. Am Liebsten sagt Männlein „Muh“ und „Oink“. Aber auch Katzen und Hunde stehen hoch im Kurs (inzwischen sind auch nicht mehr alle Hunde „Elvis“ sondern „Wauwauau“).

Eine Zeit lang war „Nein“ das absolute Lieblingswort. Derweil sagt er aber zum Glück auch richtig gerne „Ja“. Vor allem, wenn ihm etwas echt gut gefällt. Da geht mir jede Herz auf.

Neuerdings sagt Männlein auch „Komm“.  Das hat bei ihm allerdings eine viel umfassendere Bedeutung, als einfach nur „Komm“. Er sagt es, wenn er Aufmerksamkeit haben möchte, wenn er Hilfe benötigt, wenn er etwas ausprobiert… und noch in vielen anderen Situationen. Man sieht also, er hat das Wort wirklich erfasst.

Ansonsten hat Männlein noch viele viele Worte, die er sich einfach ausgedacht hat. Es macht wirklich Spaß, wenn wir plötzlich z.B. realisieren, dass „Uauauan“ Schuhe bedeutet. Wir freuen uns über jede Erkenntnis und auch über jedes neue „richtige“ Wort.

Als ich mich mit meiner Mutter über die Sprachentwicklung vom Männlein unterhielt, erzählte sie mir, dass mein erstes Wort „Auch“ war. Damit wollte ich wohl eigentlich „Ich auch!“ sagen. Das kam daher, dass ich einen großen Bruder habe und einfach immer das gleiche haben wollte, wie er.

Seit dieser Unterhaltung frage ich mich, ob die Auswahl der ersten Worte eigentlich etwas über die Persönlichkeit des Kindes aussagt. Denn ich bin ein Mensch, der anscheinend von kleinauf und auch immer noch gerne klar macht, was er will. Vielleicht bedeutet Männleins „iHola!“, dass er besonders kontaktfreudig ist? Das ist er ja wirklich! Er hat bis jetzt nie gefremdelt und flirtet mit jedem. Damit klopft er ja sogar Menschen weich, die eigentlich gar keinen Bock auf kleine Kinder haben. Ich habe mich echt bemüht etwas darüber herauszufinden, aber das ist gar nicht so einfach. Dafür habe ich gelernt, dass die Sprachentwicklung eigentlich ja noch viel früher beginnt als ich so dachte. Im Prinzip schon in der Schwangerschaft. Das erklärt auch, warum Männlein auf Deutsch brabbelt. Denn das sagte Cristobals Schwester: „Männleins Babygebrabbel hört sich an wie deutsch!“

Abstillwege

Unser Männlein ist inzwischen 18 Monate alt und immer häufiger werde ich gefragt, wann ich ihn denn nun endlich abstille. Es werden in dem Zusammenhang auch Sorgen um Männleins Psyche geäußert oder, dass ich ihn zu einem Muttersöhnchen erziehe. Eigentlich berührt mich das alles nicht sosehr, da ich es besser weiß. In solchen Gesprächen sage ich einfach, dass wir mitten im Abstillprozess stecken.

Und das stimmt ja auch. Manche Mütter stellen das Stillen abrupt ein und manche schleichen es aus. Im Prinzip fängt das Abstillen doch mit der Beikosteinführung an. Also stillen wir seit ca. einem Jahr ab. So sage ich das allerdings meinen kritischen, besorgten Mitmenschen nicht, da das ja schon auch ein bisschen wie eine Ausrede klingt. Für mich ist das „Langzeitstillen“ derweil einfach kein Thema mehr, über das ich mich mit irgendwem streiten muss. Ich tue es einfach so, wie es mir und Männlein gut tut. Ich denke, wie lange eine Mutter ihr Kind stillt, ist einfach ihre Entscheidung und geht ansonsten niemanden etwas an. Ich kann gerade nicht einmal sagen, ob ich mein nächstes Kind auch so lange Stillen würde. Bei Männlein habe ich es vorher nicht gewusst, es hat sich einfach so ergeben und es ist gut, wie es ist.

Bis vor etwa einem Monat habe ich auch wirklich noch sehr viel gestillt. Allerdings habe ich seit vier/fünf Monaten immer so etwa 10 Tage vor meiner Menstruation so ganz unangenehme Empfindungen beim Stillen. Es ist nicht schmerzhaft, aber es fühlt sich (aus Mangel an passenden Worten) super nervig an. Eine Weile habe ich das einfach ausgehalten und durchgezogen. Aber ich finde jeden Monat zehn Tage mit so einem unangenehmen gestressten Gefühl beim Stillen zu viel. Das war für mich der Punkt, das ich etwas ändern musste an unserer Stillbeziehung. Ganz beenden wollte ich es dann jedoch auch nicht. Denn wenn es vorbei ist, ist es vorbei. Ich habe mir also Gedanken gemacht, wie es für mich einfacher und erträglicher (gerade in der PMS-Zeit) wird. Da Männlein eigentlich ein ausgesprochen guter Esser ist, habe ich mich entschieden, ihn tagsüber nicht mehr zu stillen. Am Anfang war das wirklich nicht so einfach, weil er es gewohnt war, immer und überall an die Bar gelassen zu werden. Ich habe mir überlegt, ihn nur noch im Bett zu stillen  und auf keinen Fall mehr an anderen Orten. Auch bemühe ich mich, mich im Moment z.B. nicht vor Männlein umzuziehen. Denn jedes Mal wenn er meine Brüste sieht, will er ran. Die erste Woche war nicht ganz einfach. Ich habe ihn in der ganzen Zeit vorher so oft auf dem Sofa gestillt, dass ich mich in den ersten Tagen einfach nicht aufs Sofa setzen konnte, ohne bei ihm die Milchlust zu triggern. Inzwischen hat er es aber sehr gut angenommen. Wenn er tagsüber Bedürfnis nach Nähe hat, dann Kuscheln wir halt einfach so. Zum Einschlafen stille ich ihn. Wenn Cristobal Männlein ins Bett bringt, fällt das allerdings auch weg. Meistens ist dann Nachts noch einmal die Brust gefragt und am frühen Morgen. Es klappt prima und auch in den Tagen vor meiner letzten Periode konnte ich es auf diese Weise gut aushalten.

Ich finde wir haben gerade einen ganz entscheidenden nächsten Schritt beim Abstillen gemacht. Wann ich mit dem nächtlichen Stillen aufhöre, darum mache ich mir dann Gedanken, wenn sich das auch nicht mehr richtig anfühlt oder es ergibt sich einfach von ganz allein.

Schubidubidu

Aktuell befinden wir uns wieder in einem Entwicklungsschub. Also, das Männlein befindet sich in einem Entwicklungsschub. Zumindest ist das meine Theorie und ich hoffe, dass ich damit auch richtig liege. Denn andernfalls habe ich keine Erklärung für das intensive Klammern, ständig auf den Arm wollen und wegen jeder Kleinigkeit weinen.

Im ersten Babyjahr hat man ja immer irgendwie gerade irgendeinen Schub, da in der Zeit einfach unglaublich viel passiert. Aber in den letzten Monaten hatten wir Ruhe. Ich weiß nicht, ob es daran lag, dass da einfach kein Schub stattfand oder ob die Schübe in der Zeit einfach nicht so heftig waren. Denn das habe ich auch gelernt: Nicht jeder Entwicklungsschub ist automatisch anstrengend oder überhaupt wahrnehmbar. Manchmal hat das Kind einfach plötzlich ein paar neue Fähigkeiten erlernt.

Ich kann mich noch gut erinnern, wie schlimm es war, als Männlein mit acht Wochen plötzlich eine Woche dauergeschrien hat. Das war sein erster richtiger Schub. Davor hatte ich noch nie etwas davon gehört und ich war einfach völlig verzweifelt, weil ich nicht begriff, was da mit meinem Kind geschah. Zum Glück gibt es ja Google. So fand ich recht schnell heraus, was Wachstums- oder Entwicklungsschübe bedeuten und dass es im ersten Lebensjahr acht Stück von der Sorte gibt. In den sogenannten Wachstumsschüben entwickeln die Kinder neue Fähigkeiten oder die Sinne schärfen sich. Da Weiterentwicklung ja immer mit Stress verbunden ist, müssen auch die Kleinsten in solchen Phasen ganz besonders weinen und schlecht schlafen. Puh, also nichts schlimmes. Schade, dass sowas einem keiner vorher Mal erzählt. Also konnten wir dann auch das ganze Jahr über beobachten, dass immer wenn Männlein besonders anhänglich und quengelig war und schlecht schlief gerade (laut Google) ein Schub anstand.

Doch nun in der letzten Zeit, da gab es außer ab und an ein paar Beschwerden wegen der Backenzähne nichts weiter zu vermelden; was dazu führte, dass ich ganz vergaß, wie anstrengend so ein Schub für alle ist. Deswegen habe ich mich heute mit meinem dauerweinenden Kind plötzlich wieder in die Anfagszeit zurückversetzt gefühlt. Inzwischen habe ich eigentlich einen guten Instinkt dafür entwickelt, was meinem Männlein gerade fehlt und auch am Weinen kann ich heraushören, ob er Schmerzen hat oder etwas anderes anliegt, aber heute, da konnte ich einfach nicht verstehen, warum Männlein so schlechte Laune hatte. Bis mir das Verhalten irgendwo im Hinterkopf dann doch bekannt vorkam…

Nun habe ich nachgelesen, dass so um die 17/18 Monate herum ein heftiger Schub passiert. In dieser Zeit erlernen die Kinder unter anderem die kognitive Fähigkeit des Systemdenkens. Das bedeutet Männlein lernt nun zu verstehen, dass unser Familiensystem ein anderes ist, als z.B. bei Oma und Opa. Kinder die in diesem Alter schon in die Kita gehen, begreifen nun, dass dort beim Essen andere Regeln herrschen als zu Hause und passen sich jenachdem an. Wenn ich Männlein nun mit zur Arbeit nehme, ist ihm das absolut klar… und auch, dass er dort Mamas Aufmerksamkeit teilen muss, was für ihn bedeutet, er kann dort wunderbar versuchen in die Spülmaschiene zu krabbeln oder ähnliches.

Ich bin sehr gespannt, wie sehr unser Männlein sich nach dem Schub verändert und ich freue mich auf die entspannte Zeit danach. Denn daran kann ich mich aus dem ersten Babyjahr wirklich sehr gut erinnern. Nach jedem Entwicklungssturm kehrte die Entspannung ein.