Vorsichtig!

Das Leben mit zwei kleinen Kindern ist nicht immer ganz einfach. Vor allem dann, wenn das ältere großes Interesse daran zeigt, sich um das kleinere zu kümmern. So ist das hier mit Männlein…

Männlein ist ein ausgesprochen toller großer Bruder. Eifersucht war bisher kein Thema. Am Anfang hat er ein bisschen getrauert, von seinem Thrönchen gestoßen worden zu sein. Aber zugegeben auch ich trauere darum, nicht mehr nur seine Mama zu sein. Es ist eben auch für die Eltern ein Abschied und eine Aufgabe die Aufmerksamkeit und Zuwendung auf zwei Kinder zu verteilen.

Da Männlein so ein toller großer Bruder ist, möchte er so gerne den Knopf in den Arm nehmen und mit ihm spielen. Natürlich ist so ein Baby viel zu schwer für einen Zweijährigen und auch die Art des Spielens ist etwas grob für das kleine Baby. Und so ist „Vorsichtig!“ bzw „iCuidado!“ hier zum geflügelten Wort geworden.

Wir sagen es so häufig, dass es schon anfängt mich zu nerven. Warum machen wir uns so große Sorgen, statt uns einfach zu freuen, dass Männlein von seinem kleinen Bruder so angetan ist. Ich meine, klar muss man den Kontakt zwischen Kleinkind und Baby gut begleiten und sollte die zwei nicht unbeaufsichtigt lassen. Aber so schnell geht ein Baby nun auch wieder nicht kaputt. Und tatsächlich hat der Knopf noch nie geweint, wenn Männlein ihn angefasst hat. Da ich mich einmal im Schlaf ungünstig auf den Arm des neugeborenen Männlein gewälzt habe, weiß ich, dass so ein Baby ganz deutlich und laut Bescheid gibt, wenn ihm etwas nicht passt.

Also nehme ich mir wieder vor, entspannter zu bleiben, wenn Männlein sich dem Knopf zuwendet. Schließlich will ich ihm ja nicht die Freude an seinem kleinen Bruder madig machen… bis zum Nächsten „Vorsichtig!“

Geburtsbericht vom Knopf

Der Knopf ist am 03.05.19 geboren. Das ist ja inzwischen auch schon wieder drei Wochen her Und wie das nun mal so ist mit einem neuen Familienmitglied, kommt man in der ersten Zeit eigentlich zu nichts… außer natürlich zum Allerwichtigsten: dem Kennenlernen!

Nun möchte ich trotzdem endlich meinen Geburtsbericht schreiben, solange dieses wunderbare Ereignis noch so frisch ist.

Denn mal los: Es ist Donnerstag der zweite Mai… sechs Tage nach dem errechneten Geburtstermin. Das besondere ist, dass ich heute zum ersten Mal seit zwei Wochen gar keine Wehen habe. Vor zwei Tagen war ich zur Kontrolle bei meiner Frauenärztin, die mir mitteilte, dass ich außer einem leicht verkürzten Gebärmutterhals noch keine Anzeichen für eine baldige Geburt hatte. Das war sehr ernüchternd. All diese Wehen für einen leicht verkürzten Gebärmutterhals. Toll! Na gut, also habe ich heute mal einen Wehen freien Tag. Am Vormittag sind wir einkaufen und essen bei einem Inder zu Mittag. Trotzdem ich etwas Scharfes esse, stellen sich immer noch keine Wehen ein. Ich fühle mich aber irgendwie müde und so, als sollte ich heute nicht groß etwas machen. Zurück zu Hause ziehe ich mich auf das Sofa zurück, mache es mir gemütlich. Am Abend bringt Cristobal Männlein zu Bett und schläft dabei selbst ein. Ich bin noch auf, schaue einen Film und bin entspannt. Um kurz vor 23 Uhr gehe ich ins Bett, will noch ein paar Seiten lesen. Da spüre ich eine intensive, schmerzhafte Wehe. Ich schaue auf die Uhr. Es ist genau 23 Uhr. Ich weiß, das war keine Übungswehe, sondern die Eröffnung der Geburt. Zehn Minuten später bekomme ich die nächste Wehe, die ich schon tönend veratmen muss. Cristobal wacht auf, da ich aus irgendeinem Grund weiß, dass es schnell gehen wird, bitte ich ihn schon Wasser in den Pool zu lassen. Der Pool war zum Glück schon seit ein paar Tagen aufgeblasen, da ich mit der ganzen Weherei total verwirrt war, aber mir unbedingt eine Wassergeburt wünschte. Ich muss aufs Klo, auf dem Weg habe ich die nächste Wehe. Die hat jetzt nur noch fünf Minuten Abstand zur Vorherigen gehabt. Ich rufe meine Mutter an, damit sie kommt und nach Männlein schaut. Danach habe ich direkt wieder eine Wehe. Ich schaffe es auch nicht mehr direkt im Anschluss die Hebamme anzurufen, da die Wehenpausen jetzt viel zu kurz sind. Cristobal übernimmt den Anruf. Es ist jetzt 23 Uhr und 20 Minuten. In den Wehenpausen, die wirklich minimal sind versuche ich den Geburtsraum zu gestalten. Bei jeder Wehe habe ich das Gefühl mich lieber in den Vierfüßlerstand zu begeben. Sobald sie vorbei sind, rappele ich mich wieder auf… Lampen umstellen, Affirmationsbilder suchen (ich beherrsche die Wehen… haha!) Irgendwie halte ich den Schmerz nicht mehr aus. Ich will ins Wasser, auch wenn der Pool noch nicht besonders voll ist. Später stelle ich fest, dass ich etwa eine 20minütige Wehe ohne Unterbrechung hatte. Cristobal kommt immer wieder zu mir und massiert mir das Kreuzbein. Ich verstehe nicht, warum er immer wieder weg geht. Im nachhinein erzählt er mir, dass es Probleme mit dem Wasser gab. Das heiße Wasser war weg und er versuchte den Vermieter zu erreichen.

Um 23:45 Uhr kommt meine Mutter. Ich habe Pressdrang, will aber nicht pressen. Irgendwie fällt mir die Geschichte aus dem Geburtsvorbereitungskurs ein, dass der Pressdrang kommt, obwohl der Muttermund noch nicht ganz auf ist. Cristobal ist verschwunden. Er klingelt den Vermieter aus dem Bett. Meine Mutter beruhigt mich etwas. Ich soll entspannt bleiben, mein Körper macht das schon. Sie geht zu Männlein. Ich bin im Vierfüßlerstand im Pool und taste nach der nächsten Presswehe zwischen meinen Beinen. Da ist etwas. Aber es fühlt sich nicht wie der Kopf an. Um 24:00 Uhr kommen die beiden Hebammen. Ich habe gerade wieder eine Wehe und das große Etwas hat sich herausgearbeitet. Ich rufe meiner Hebamme zu, dass ich glaube, der Kopf sei schon da. Sie schaut nach und berichtet, es ist die Fruchtblase. Cristobal ist jetzt auch wieder da. Gott sei dank. Mit der nächsten Presswehe rutscht der Kopf heraus. Die Fruchtblase platzt nun auch endlich. Was für ein erleichterndes Gefühl. Der Rest des Kindes flutscht direkt hinterher. Ich ziehe es zwischen meinen Beinen nach vorne auf meine Brust. Zunächst sehe ich nur einen dichten Haarschopf. Cristobal hat das Geschlecht gesehen. Es ist ein Junge. Aber mir ist das ganz egal. Ich schaue das Baby an. Es hat dunkelblaue Augen und es schreit. Ich habe das ganz alleine gemacht und ich bin fix und fertig. Es ging super schnell aber es war echt heftig. Niemand hat auf die Uhr geschaut. Wir tippen auf 00:04 Uhr Geburtszeit.

Wie gut, dass wir eine Hausgeburt geplant hatten. Mit dem Tempo und dem Wehensturm wäre ich nicht mehr ins Auto gestiegen. Männlein ist aufgewacht, als das Baby raus war. Mit meiner Mutter ist er zu Pool gekommen. Es war magisch. Um halb vier am Morgen waren dann alle weg und wir waren als kleine Familie ganz für uns zusammen. Im übrigen habe ich die Nabelschnur durchgeschnitten. Wie ich es mir gewünscht habe.

Wehen, Wehen, Wehen

So nun bin ich bei der Schwangerschaftswoche 39+4 angekommen. Sprich am 26.04. ist der errechnete Geburtstermin, der ja höchstwahrscheinlich eben nicht der Geburtstermin wird. Denn am ET werden nur 4% aller Kinder geboren.

Ich bin derzeit sehr erschöpft. Hatte ich letzte Woche noch wegen Wehen und abgegangenen Schleimpfropf auf Vollmond und Ostern gesetzt, kann ich nun gar nichts mehr zu meinem Bauchgefühl in Punkto Geburtsbeginn sagen. Ich habe seit über einer Woche mit Wehen zu tun. Häufig sind sie unspektakulär, unregelmäßig und nicht schmerzhaft, sodass ich sie einfach am Rande wahr nehme, aber nicht weiter beachte. Dann gibt es wiederum halbe Tage oder Nächte vor allem Nächte… so wie letzte Nacht, in denen sie plötzlich regelmäßig auftreten und richtig veratmet werden müssen.

Vor einer Woche war ich da noch ganz begeistert: „Die Geburt geht bald los… sicher Morgen oder Übermorgen!“ Inzwischen mache ich mir Gedanken, ob ich es überhaupt noch mitbekomme, wenn die Geburt tatsächlich beginnt. Das ist natürlich Quatsch, denn aus Erfahrung weiß ich, Geburtswehen verpasst man nicht. Aber… irgendwie kann ich meinen Wehen und meinem Körper momentan nicht so richtig trauen.

Also versuche ich mich zu motivieren:

Denk nicht so viel an die Geburt, lenk dich mit anderen Sachen ab, irgendwann geht es auf jeden Fall los…

Sicher leisten die ganzen Wehen tolle Vorarbeit! Bestimmt ist der Gebärmutterhals schon weggeweht und der Muttermund ist ganz weich…

Das Baby braucht noch seine letzten Tage…

Bestimmt hat das Baby einen ganz ruhigen, entspannten Charakter, wenn es sich von den ganzen Wehen nicht heraustreiben lässt…

Ich habe bei dieser Geburt die super Gelegenheit das Veratmen zu üben…

Schenk Männlein jetzt noch so viel Aufmerksamkeit wie möglich, denn nicht nur dein Leben, sondern vor allem sein Leben wird sich von Grund auf ändern…

Mit diesen und ähnlichen Gedanken versuche ich mich bei Laune zu halten. Aber heute früh, nach der durchwehten, schlaflosen Nacht hatte ich dann doch einen kleinen Einbruch. Beim Frühstück brach ich in Tränen aus: „Das Baby kommt nie raus! Die ganzen Wehen bringen nichts. Ich kann nicht loslassen!“ Daraufhin ging Cristobal nicht zur Arbeit, sondern blieb zu Hause, kümmerte sich um Männlein und kochte für uns. Das Baby ist zwar immer noch da und ich sitze mal wieder mit abendlichen Wehen auf dem Sofa, aber wenigstens konnte ich mich heute tagsüber ausruhen und so gestärkt in die nächste Nacht wehen.

Brut- und Setzzeit

Was für eine unglaublich schöne Jahreszeit, um hochschwanger zu sein und kurz vor der Geburt zu stehen. Um mich herum erblüht und ergrünt alles und erwacht quasi zum Leben. Es ist warm und sonnig, aber nicht heiß bzw. anstrengend für meinen schwangeren Körper… trotzdem würde ich mich freuen, wenn das Menschlein in mir sich nun bald auf den Weg machen würde.

Ich bin in der Schwangerschaftswoche 38+4 angelangt und merke, wie sich nun alles in meinem Beckenbereich auseinanderdrückt. Mein Gang ist eher ein Watscheln und es strengt mich inzwischen wahnsinnig an, den ganzen Tag hinter meinem doch sehr aktiven 2jährigen „her zu rennen“. Ich kann ja nicht mal mehr rennen. Das Ding ist, dass Männlein es extrem lustig findet, wenn ich in Zeitlupentempo hinter ihm her wackele, während er auf irgendetwas zusteuert, wo er auf keinen Fall hin soll. Es ist sozusagen seine neueste Lieblingsbeschäftigung geworden und ich fühle mich oft als Mutter schlecht und unfähig, wenn ich in solch einer Situation laut werde. Auch wenn es doch nur meiner Erschöpfung geschuldet ist.

Ja! Ich bin bereit für die Geburt und für das Wochenbett (das ich diesmal möglich auch als Ruhezeit nutzen möchte). Ich möchte endlich das Menschlein in mir kennen lernen, erfahren, ob es ein Junge oder ein Mädchen ist… in sein Gesicht gucken, es den ganzen Tag tragen und stillen, Zeitvergessen die kleinen Hände und Füße streicheln und erleben, wie es ist als Familie zu viert zu sein.

Es ist alles vorbereitet: Ich habe die kleinsten Klamotten von Männlein gewaschen und in den Schrank sortiert, den Maxicosi bereitgestellt, alle Dinge für die Hausgeburt zurechtgelegt, den Geburtspool getestet, eine neue Trage gekauft, die Gartenmöbel geschliffen und gestrichen, Steuererklärung und Elterngeldantrag ausgefüllt und den Hund geschoren, damit wir in der ersten Babyzeit keine Gedanken an aufwändige Fellpflege verschwenden müssen. Außerdem räume ich jeden Tag auf und sauge häufig Staub, damit wir uns anfangs nicht um den Haushalt kümmern müssen… auch diverse Mahlzeiten sind in der Tiefkühltruhe eingelagert. Es ist also wirklich alles vorbereitet und das Menschlein ist herzlich willkommen.

Männlein wurde bei 38+6 geboren, das wäre ja in zwei Tagen. Irgendwie habe ich mir in den Kopf gesetzt, dass dieses Kind auch in dieser Zeit kommt. Ob es allerdings Wunschdenken oder Intuition ist, kann ich wirklich nicht sagen. Zumindest habe ich seit einigen Tagen vermehrt Wehen (die leider nur Training für meine Gebärmutter sind) und mein Schleimpfropf ist auch abgegangen… vielleicht tut sich ja bei Vollmond was, der ist ja in drei Tagen… oder dieses Kind wird ein Osterei.

Windel adé

Wir verabschieden uns gerade von Männleins Windelzeit. Irgendwie hatte ich noch gar nicht damit gerechnet, war noch gar nicht dazu bereit. Schließlich ist Männlein erst 25 Monate alt und man liest ja überall, dass Jungen länger brauchen, um „sauber“ zu werden und vor allem Kinder, die keine älteren Geschwister haben, an denen sie sich orientieren können.

Tja nun, das alles hat Männlein offensichtlich nicht gewusst bzw. es hätte ihn vermutlich auch nicht besonders interessiert. Zumindest ist es seit einigen Wochen so, dass Männlein überhaupt keine Lust mehr hat, die Windeln angezogen zu bekommen. Na gut… habe ich mir gedacht und mir am letzten Wochenende mal die Zeit genommen und gegoogelt, ob es so etwas wie einen Windelstreik wohl gibt. Überraschung! Gibt es nicht. Aber ich bin auf dabei auf „Reifezeichen“ für die „Sauberkeitserziehung“ gestoßen.

Dabei muss ich hier kurz festhalten, dass ich von der sogenannten Sauberkeitserziehung und dem Töpfchentraining nicht so furchtbar viel halte. Für mich klingt das so, als ob sich da ein großer Druck aufbaut, der vermutlich dem Kind ein Klotrauma einredet und die Eltern nur stresst. Ich bin mir sicher, das Kinder von ganz alleine wissen, wann sie aufs Klo/Töpfchen können. Dann brauchen sie natürlich Begleitung aber trainieren muss man das nicht. Blasen- und Darmkontrolle sind Fähigkeiten, die man nicht trainieren kann. Männleins Weg zeigt mir, dass ich mit dieser Annahme richtig liege.

Ich fand auch die Liste mit den „Reifezeichen“ irgendwie blöd, weil Männlein einen Großteil davon schon seit geraumer Zeit zeigt, aber sicher noch nicht dazu in der Lage war, seine Ausscheidungen zu kontrollieren. Trotzdem habe ich beschlossen, dass Männlein ab sofort tagsüber zu Hause windelfrei sein darf. Und zu meiner großen Überraschung hat er am Sonntagabend direkt bei unserer ersten Popofreiaktion angekündigt:“Pipi!“ Eigentlich mehr aus Spaß habe ich ihn auf sein Töpfchen gesetzt… und er hat tatsächlich Pipi gemacht. Nun praktizieren wir das ganze seit ein paar Tagen. Sobald wir im Haus sind, kommt die Windel ab. Und ich muss sagen, bisher hatten wir nur einen Unfall bei dem die Pipi auf den Boden ging. Männlein kündigt jedes Mal rechtzeitig an, wenn er muss und er findet es ungemein lustig, wie wir ihn schnell schnappen und aufs Töpfchen setzen. Ich habe ihm Klolektüre ins Bad gelegt und bei jedem erfolgreichen Klobesuch wird applaudiert. Ein positiver Nebeneffekt ist, dass wenn ich Männlein nun eine Windel anziehen will, weil wir das Haus verlassen, dann gibt es gar keine Probleme mehr. Er geht so gerne raus, dass er sich sogar freiwillig wickeln lässt.

Übrigens stand in der Reifezeichenliste auch, man soll das Kind nicht zur Sauberkeit erziehen, wenn große Veränderungen, wie z.B. ein Geschwisterchen ins Haus stehen oder bla. Das habe ich jetzt ignoriert, denn Männlein signalisiert so klar, dass er keinen Bock mehr auf die Windel hat, dass es mir ziemlich absurd vor käme ihn da weiterhin rein zu zwängen, weil in ca vier Wochen ja sein Geschwisterchen geboren wird.

So sehr mich dieser doch riesige Entwicklungsschritt freut (ich meine, ich bin auch froh nicht zwei Kinder voll wickeln zu müssen), fühle ich mich doch etwas wehmütig. Ein großer Zeitabschnitt von Männleins Leben geht zu Ende und wird sicher nicht wieder kommen. So lästig das Wickeln auch sein kann und das Windeln waschen und aufhängen und zusammenlegen und in den Schrank räumen… es ist ein prägender Lebensabschnitt in dem ich Männlein kennengelernt habe und zur Mutter wurde. Ich werde es also vermissen. Zum Glück fangen wir in ein paar Wochen wieder ganz von Vorne an. Aber zu Männleins Windelzeit sage ich mit einem lachendem und einem weinendem Auge: „Adé!“

Blöde Mama

Männlein ist voll angekommen. In der sogenannten Autonomiephase. Das bedeutet für mich eine besondere Herausforderung, denn ich merke an seinem Verhalten und wie ich darauf reagiere: Ich habe die Autonomiephase nie verlassen!!!

Das war mir bisher nicht bewusst. Auch bei der Arbeit hatte ich schon früher häufig Situationen der Reibung, in denen Leute sich klar absetzen wollten und provoziert haben. Nur da hat mich das nie besonders gestresst oder persönlich betroffen. Ich hatte da in solchen Situationen eine professionelle Distanz, die mich rational reagieren ließ. Diese Distanz fehlt mir im Umgang mit meinem Kind komplett.

Im Alltag sieht das zum Beispiel so aus. Männlein weigert sich seine Klamotten anzuziehen. Er möchte aber gerne raus. Zunächst atme ich tief durch. Versuche reflektiert zu bleiben: „Männlein es ist kalt. Zieh Sachen an, dann können wir raus gehen.“ Männlein ruft „Nein!“ und windet sich. Mit meinem dicken schwangeren Bauch kann ich ihn nicht halten. Will ich eigentlich auch nicht. Es fühlt sich über griffig an. Ich wiederhole mich eine Weile sinnlos immer wieder, werde ignoriert oder einfach nicht gehört. Langsam merke ich, wie meine Fassung flöten geht. Im Hintergrund winselt der Hund. Er hat spitz gekriegt, dass Rausgehen auf dem Plan steht. Das nervt mich noch mehr. Als nächstes fahre ich den Hund an. Das erscheint mir besser als das Kind. Quasi umgeleiteter Stressabbau. Nutzt nur leider gar nichts. Argh!!!!

Jetzt schmeiße ich wütend die Klamotten von Männlein auf den Boden. „Schön, dann gehen wir eben nicht raus! Das hast du jetzt davon.“ Ich stehe auf und gehe ärgerlich ins Wohnzimmer, um ein bisschen Raum zwischen der wütenden Mama und dem wütenden Männlein zu bringen. Der Hund winselt, Männlein schreit: „Mama, MAAAAAMA!? Arm?“ Oje, jetzt hat er meinen Ärger doch abbekommen. Ich gehe zurück, nehme ihn auf den Arm, der Hund winselt immer noch. Wir sind jetzt alle genervt. Am Besten kuscheln Männlein und ich jetzt kurz, dann können wir es ja noch mal versuchen. Männlein schlingt seine Arme um meinen Hals. Wie kann man da noch böse sein? Ich frage: „Willst du raus gehen?“ Männlein ruft begeistert „Raus! Raus!“ „Gut!“ sage ich, „Dann müssen wir erst etwas anziehen!“ Und siehe da, die Atmosphäre ist umgeschlagen, durch das kurze Kuscheln, hat mein Stress sich abgebaut. Männlein lässt sich einfach so anziehen und wir könne raus gehen.

Es gibt zig andere solcher Situationen: beim Essen, Einkaufen, etc. … und eigentlich streikt Männlein nur bei mir. Ich weiß, dass das unglaublich viel mit mir zu tun hat. Bei Cristobal oder der Oma passieren solche Situationen äußerst selten. Bei mir kommt das täglich vor. Es ist, als würde er den Trotz bei mir spüren und spiegeln. Wie furchtbar, dass ich immer wieder darauf einsteige. Aber ich kann einfach nicht aus mir heraus. So werden Männlein und ich uns wohl weiter reiben und versöhnen müssen. Halleluja, ich freue mich auf die Pubertät. Aber bis dahin habe ich ja auch noch ein bisschen Zeit erwachsen zu werden.

Die selbstbestimmte Geburt-Blogparade

Als ich den Aufruf zu der Blogparade sah, war für mich klar: Da musst du mitmachen, denn „die selbstbestimmte Geburt“ ist für mich derzeit sehr aktuell. Eigentlich ist es ein Thema, das für alle Frauen (ob nun gerade schwanger, mit Kinderwunsch oder bereits entbunden) aktuell ist. Nur leider wissen sehr viele nicht darum und werden auch nirgendwo darauf gestoßen.

Mir ging es ganz genauso, als ich mit Männlein schwanger war. Irgendwie dachte ich, für mich als Erstgebärende kommt nur eine Geburt im Krankenhaus in Frage. Dass man sich da noch über Selbstbestimmung oder Übergriffe unter der Geburt Gedanken machen kann bzw. muss, kam mir gar nicht in den Sinn. Erst als mich meine Hebamme im fünften Monat fragte, wo ich denn entbinden möchte, setzte sich bei mir ein Denkprozess in Bewegung. Eine Hausgeburt kam nun nicht mehr in Frage, da ich den Zeitpunkt eine Hausgeburtshebamme zu finden deutlich verpasst hatte. Außerdem zogen wir kurz vor der Geburt noch um und die Vorstellung mein Kind zwischen Kisten und Chaos zur Welt zu bringen erschien mir wenig attraktiv. Ich fragte im nächstgelegenen Geburtshaus an und hatte wirklich total Glück, dort so spät noch einen Platz zu bekommen.

Während der Geburtstermin immer näher rückte, nahm meine Vorstellung von der Geburt immer klarere Formen an. Ich wollte es möglichst alleine schaffen, die Positionen ausprobieren, die mir in der Situation wohltuend waren. Die Hebamme und auch Cristobal sollten einfach nur da sein, falls ich sie brauchte und für den Notfall. Auch setzte ich mich immer mehr mit Krankenhausgeburten auseinander und erfuhr von vielen Übergriffen, die dort passieren können (natürlich muss das nicht immer und überall so sein!) Eine Hebamme im Geburtshaus erzählte vom Kristellergriff, der wohl in Kliniken häufig zum Einsatz kommt (ein Arzt legt sich über den Bauch der Gebärenden, um sie so bei der Presswehe „zu unterstützen“ und das Kind so herauszupressen). Das sollte mir alles nicht passieren. Ich wollte keinesfalls auf dem Rücken liegend gebären und ehe mir jemand irgendein Kind aus der Vagina herausdrückt, hahaha… nicht mit mir.

Leider kam es dann alles ganz anders. Die Geburt begann sehr schnell, innerhalb von 1,5 Stunden hatte sich der Muttermund geöffnet. Die Pressphase dauerte ewig an und Männlein bekam Stress. Sein Herzschlag wurde unregelmäßig und schwächer und die Hebamme beschloss einen Rettungswagen zu rufen, die Geburt zu verlegen… auf dem Weg ins Krankenhaus stabilisierte Männlein sich wieder. Die Option Notkaiserschnitt war so zum Glück vom Tisch. Aber der Kreissaal war brechend voll. Meine Geburt sollte also vorangetrieben werden. Ich bekam Wehenverstärker (die laut meiner Hebamme definitv nicht nötig gewesen wären). Irgendwie hatte ich Probleme mich in dem Bett zurecht zu finden und ehe ich michs versah, wurde ich auf den Rücken bugsiert. Erschöpft von den Versuchen die Presswehen während des Verlegens weg zu atmen, konnte ich mich nicht wehren. Männleins Kopf rutschte bei den Wehen vor und danach wieder zurück (später erfuhr ich, dass das völlig normal ist… so dehnt sich das Gewebe und der Kopf passt besser durch). Die Ärztin verkündete, bei der nächsten Presswehe, würde sie mal etwas mithelfen. Und das tat sie. Sie warf sich auf mich und drückte meinen Bauch nach unten. Ich schrie vor Schmerzen. Die Ärztin wiederholte das noch einmal. Als sie zum Dritten Mal dazu ansetzte, hielt Cristobal sie davon ab. Ich bin froh, dass er sich das getraut hat. Ich hätte mich nicht mehr wehren können. Endlich war Männleins Kopf geboren. An den Rest erinnere ich mich nur noch verschwommen.

Die Trauer über das, was da mit mir gemacht wurde, die kam erst nach ein paar Wochen. Dann tauchte irgendwann Angst auf, bei der Vorstellung noch einmal schwanger zu werden und ein Kind zu gebären.

Inzwischen bin ich im achten Monat schwanger mit unserem zweiten Kind. Die erste Geburt ist nun ziemlich genau zwei Jahre her. Für Cristobal und mich war von Anfang an klar, dass es diesmal eine Hausgeburt wird. Ich dachte ich hätte vielleicht Sorge in der Schwangerschaft, dass es schief geht, dass ich wieder verlegt werden müsste. Aber eigentlich ist das kein Thema gewesen.

Ja, ich bin immer noch furchtbar traurig darüber, was mir da passiert ist. Die Stimmen der anderen Menschen, Hauptsache dem Kind geht es gut, kann ich dazu nicht mehr hören. Natürlich stimmt das. Männlein hat alles gut überstanden (allerdings konnten wir erst 24 Stunden nach der Geburt stillen. Er konnte einfach nicht die Brust finden und saugen… ich glaube da besteht ein Zusammenhang). Für mich war und ist es einfach eine große Wunde.

Eine Geburt ist doch etwas völlig natürliches. Sie gehört für mich in die Familie und nicht in ein Krankenhaus. Wir Frauen haben die tolle unglaubliche Fähigkeit Kinder zur Welt zu bringen. Ich möchte auf mich, meine Intuition und meinen Körper vertrauen und nicht auf einen Arzt, der es schnell zum Ende bringen will.

So wünsche ich mir die Geburt für unser zweites Kind. Es wird eine Familienfeier. Cristobal wird da sein, Männlein wird da sein, meine Mutter und die Hebamme. Wie wollen Geburtstag feiern… das ist zumindest mein Weg auf den ich mich vorbereite.

An dieser Stelle möchte ich noch schreiben, dass ich total einverstanden bin, wenn andere Frauen andere Vorstellungen haben und andere Geburtswege gehen. Hauptsache sie können es nach ihren Vorstellungen tun.

Informationen zur Blogparade findet ihr hier

https://erwachende-eltern.ch/die-selbstbestimmte-geburt-aufruf-zur-blogparade/

Ist das noch zu toppen?

Inzwischen bin ich in der 29. Woche meiner zweiten Schwangerschaft angelangt und die Geburt und somit auch unser Leben zu viert rückt immer näher.

Vieles fühlt sich in dieser Schwangerschaft ganz anders an als in der Ersten. Während mir bei Männlein die Tatsache, dass da ein Baby ist, total abstrakt vorkam, habe ich diesmal das Gefühl zu dem kleinen Menschen in mir schon einen richtigen Draht zu haben. Und das, obwohl wir nicht einmal wissen, was es wird.

Als ich bei Männlein den positiven Test in der Hand hielt, musste ich vor lauter Unsicherheit und Überforderung direkt noch auf einen zweiten Teststreifen pinkeln. Bei diesem Kind war das anders. Ich wusste es, ich habe zur Sicherheit einen Test gemacht, der war positiv, da habe ich einfach nur große Freude gespürt und zu Männlein gesagt (der stand da neben mir, während ich auf der Toilette saß): „Du wirst großer Bruder.“ Da gab es bei mir gar kein zweifelndes oder abstraktes Gefühl. Nur Gewissheit und Freude.

Trotzdem beschäftigt mich in letzter Zeit eine Sache: Ich liebe Männlein so sehr. Ich habe noch nie zuvor so etwas für einen anderen Menschen gefühlt. Wenn er Schmerzen hat, bin ich wie gelähmt, weil ich die irgendwie bei mir selbst spüre. Und wenn ich mir vorstelle, dass Männlein irgendetwas zustößt… dann weiß ich wirklich nicht, wie ich das aushalten soll (solche Gedanken sollte man einfach nicht zu sehr zulassen, da sie einen am Leben hindern).

Ich glaube, wenn ich sage, ich liebe Männlein mehr als mein Leben, dann trifft es die Sache ziemlich genau auf den Kopf. Auch wenn es super kitschig klingt. Und genau hier entsteht die Frage, die mich bewegt. Ist es mir überhaupt möglich noch einen Menschen so sehr zu lieben? Wird auch mit dem zweiten Kind all das, was ich mit Männlein zum ersten Mal erlebt habe so besonders und aufregend und schön sein?

Ich finde das irgendwie unvorstellbar, obwohl ich das Baby in meinem Bauch ja doch als sehr real erlebe. Ich hoffe und wünsche mir, dass ich das alles noch mal so erleben kann und dass ich noch Mal so starke Liebe entwickel. Sicher ist es möglich. Es gibt schließlich viele Eltern, die mehr als ein Kind haben und diese auch alle lieben. Aber es gibt doch auch solche Geschichten, dass ein Kind bevorzugt wird. Das macht mir Sorgen. Ich möchte nicht, dass eines meiner Kinder sich weniger geliebt fühlt als ein anderes und trotzdem macht mir die Vorstellung soviel zu Lieben irgendwie Angst. Denn, wer liebt, der hat ja auch etwas zu verlieren. Wahrscheinlich sind das einfach die wirren und hormonigen Gedanken einer Schwangeren, aber leider tauchen sie immer dann detailliert auf, wenn ich z.B. gerade eh nicht schlafen kann…

Unser zweisprachiges Projekt

Ich habe ja schon vor längerer Zeit Mal darüber geschrieben, dass wir Männlein zweisprachig (deutsch spanisch) erziehen wollen und warum. Inzwischen hat sich da einiges getan. Vorweg muss ich sagen, dass ich in der ganzen Geschichte definitiv den leichteren Part habe. Mit dem Kind deutsch in Deutschland zu sprechen (und das in jeder Situation), ist auf jeden Fall leichter als zwischen Gesprächspartnern und Sprachen hin und herzuswitchen. So halten wir es nämlich… Cristobal spricht immer und in jeder Situation spanisch mit Männlein und ich immer deutsch. Wir haben festgestellt, dass es total verwirrend für das Kind ist, wenn ich plötzlich spanisch mit ihm spreche oder eben Cristobal deutsch. Trotzdem sprechen wir miteinander (auch in Männleins Beisein) deutsch und das ist insofern kein Problem, da Männlein sich dann nicht angesprochen fühlt.

Inzwischen ist Männlein 23 Monate alt und ich würde seine Sprachkenntnisse als solide bezeichnen. Er kann (für uns als Eltern) zusammenhängende Dinge darstellen, klar sagen, was er möchte und was nicht und kennt Namen von diversen Menschen in unserem Umfeld. Und das alles kann er in zwei Sprachen. Er trennt ganz klar, mit wem von uns er gerade spricht. Befinden wir uns beide in einer Situation z.B. am Esstisch und er möchte Brot, so sagt er zu mir:“Brot“ und zu Cristobal „pan“. Auch kann er dem jeweils anderen Erlebnisse berichten. Letztens habe ich Kartoffeln und Gemüsereste vom Vortag mit Zwiebeln und Ei angebraten. Männlein hat mir dabei geholfen, indem er in seinem Lernturm stehend mit einem Buttermesser eine Kartoffel bearbeitet hat. Als Cristobal zum Mittagessen nach Hause kam, hat Männlein ihm ganz genau berichtet, was alles in unserem Essen drin ist.

Die zwei Sprachen scheinen Männlein keine große Mühe zu machen. Kennt er nur das Wort in einer Sprache (er sagt z.B. noch nicht Schuh aber immer zapato), sagen wir immer das entsprechende Wort in der anderen Sprache. Irgendwann bleibt es dann hängen und er sagt es dann auch. Ich sage also nicht das spanische Wort, zeige ihm aber trotzdem, dass ich ihn verstehe und teile ihm das deutsche Wort mit. So hat es schon bei vielen Wörtern geklappt. Manchmal denke ich, ein Kind in diesem Alter hat ein Gehirn wie ein Schwamm. Wenn noch eine dritte Bezugsperson mit einer dritten Sprache mit ihm sprechen würde, wäre auch das vermutlich kein Problem. Eigentlich ist es nur vielleicht ein bisschen schwer für die Eltern (und wie ich anfangs schon sagte… für mich nicht). Cristobal meinte, dass es ihm vor allem anfangs ziemlich schwer fiel, konsequent spanisch zu sprechen. Vor allem dann, wenn andere Menschen dabei sind, die nicht zur Familie oder zum näheren Umkreis gehören. Jetzt hat es sich aber so automatisiert, dass es einfach flutscht und wir sind sicher, dass wir alle davon profitieren. Männlein wächst mit zwei Sprachen auf. Cristobal kann sicher gehen mit seiner Sprache auch ein Stück Kulturidentität weiter zu geben und ich lerne ganz nebenbei endlich auch ein bisschen mehr Spanisch

Schwanger oder Patientin?

So endlich mal wieder ein neuer Beitrag von mir. In letzter Zeit war ich doch sehr mit mir und meinen Themen beschäftigt, so dass der Blog für eine ganze Weile in Vergessenheit geraten ist…

Inzwischen bin ich in der 24. Schwangerschaftswoche angelangt und muss sagen, dass mich diese Schwangerschaft etwas mehr anstrengt als die erste. Allerdings liegt das nicht an dem Zustand an sich, sondern viel mehr an der Tatsache, dass Männlein ein sehr lebhaftes kleines Wesen ist, dass mich gerne auf Trab hält. Somit entstehen tagsüber wenig Pausenzeiten für mich, die ich eigentlich ganz gut gebrauchen könnte. Wenn Cristobal mir sagt, er verstehe gar nicht, warum ich mir kein Berufsverbot verordnen lasse, entgegne ich immer: 1. Ich arbeite gerne und so lange es geht, tue ich es auch und 2. wenigstens bei der Arbeit kann ich mich ein bisschen ausruhen.

In dieser Schwangerschaft habe ich mich ja dazu entschlossen, sämtliche Vorsorgeuntersuchungen von der Hebamme durchführen zu lassen und nur für die regulären drei Ultraschalle (ist so der Plural richtig?) zu meiner Frauenärztin zu gehen. Bei vielen bin ich da auf Unverständnis gestoßen. Ich konnte auch lange gar nicht sagen, was mich in der ersten Schwangerschaft so sehr an der Vorsorge bei der Frauenärztin gestört hat.

Für mich war es einfach so, dass ich da schon immer das Gefühl hatte, meine Hebamme hat sich mehr für mich und meine Fragen interessiert und konnte mir auch praktische Tips geben. Außerdem kommt die Hebamme ja zu mir nach Hause, was für mich bedeutet, dass ich Männlein nicht für jeden Termin wegorganisieren muss.

Und dann bei dem ersten Ultraschalltermin im ersten Drittel der Schwangerschaft wurde mir klar, warum ich nicht wieder zur frauenärztlichen Vorsorge wollte… Ich wurde prompt wie eine Patientin behandelt und zum Teil auch bevormundet, was meine Vorstellungen zur Vorsorge und Geburt angehen. Warum ich das schlimm finde? In meiner Ausbildung habe ich gelernt, dass Patient wörtlich übersetzt geduldig aushaltend, erleidend bedeutet. Gerade im Zusammenhang mit einer Schwangerschaft, in der mein Körper ein neues Leben erschafft, finde ich das super unpassend. Ich bin ja nicht krank, sondern schwanger! Natürlich kann eine Schwangerschaft körperlich anstrengend und erschöpfend sein. Gerade in den ersten drei Monaten ging es mir diesmal gar nicht gut. Trotzdem habe ich mich nicht als krank erfunden, sondern in einem Ausnahmezustand, in dem mein Körper wirkliche Höchstleistungen vollbracht hat. Ja es gibt schlimme Schwangerschaften mit ernsten Komplikationen, aber auch wenn ich nie in solch einer Situation war, vermute ich, dass diese Frauen sich auch nicht vorrangig als krank empfinden.

Ich will mich in dieser Schwangerschaft als Expertin fühlen, die selber mit entscheiden kann, was sie braucht und was ihr gut tut. Ich will nicht in irgendwelche Untersuchungen wie die Feindiagnostik reingequatscht werden, obwohl es dafür keine Notwendigkeit gibt und ich will auch nicht ohne Überprüfung meiner Blutwerte Folsäure und weiteren Quatsch zu mir nehmen müssen (meine Blutwerte sind ausgezeichnet, sodass es bei mir gar nicht nötig ist, zu suplementieren). All diese Sachen und die ständigen Kommentare meine Frauenärztin, Männlein wäre ja so klein und leicht (ist er übrigens immer noch, aber topfit) haben mich in der ersten Schwangerschaft vor den Vorsorgeterminen nervös sein lassen und mich immer verunsichert.  Aber ich war unerfahren und habe mich deshalb auf den Weg gemacht, den die meisten Frauen gehen. Tatsächlich wird einem ja auch nicht gesagt, dass es auch andere Möglichkeiten gibt… das findet man nur dann heraus, wenn man sich intensiver mit dem Thema beschäftigt. Mir ist auch durchaus bewusst, dass es bestimmt auch andere Frauenärzte gibt, die einen anders beahndeln. Für mich ist es jedenfalls in dieser Schwangerschaft klar: Solange alles normal verläuft, brauche ich keinen Arzt und das Gleiche gilt auch für die Geburt.