Hormon-Monster

Vorsicht Leute: Ich werde zum Tier… und zwar zu einem gefährlichen.

Was ist los? Nun ja, irgendsoeine Mischung aus Schlafmangel und Schwangerschaftshormonen (die im Übrigen auch für den Schlafmangel verantwortlich sind) machen aus mir die übellaunigste, ungeduldigste Version meiner selbst, die mir je untergekommen ist.

Meist fangen die Tage ganz harmlos und friedlich an… doch dann sagt jemand etwas oder tut jemand etwas, dass mich normalerweise nicht im geringsten berührt. Aber!!! Jetzt bringt mich das teilweise unglaublich zur Weißglut. Meine Stimmung schlägt von positiv/neutral um in eine total genervte und ich blaffe (ja wirklich) völlig unschuldige Menschen an.

Privat geht das übrigens alles noch. Männlein scheint meine Triggerpunkte nie zu drücken und Cristobal kennt mich gut genug, um mich einigermaßen friedlich zu stimmen. Bei der Arbeit jedoch… für meine Kollegen und für meine Betreuten kann ich für nichts garantieren.

Was meine Kollegen betrifft, muss ich allerdings sagen, dass ich es ab und zu genieße derartig die Kontrolle zu verlieren. Denn normalerweise bin ich eher jemand, der den Mund hält, wenn ihn etwas ärgert. Das ist mir im Moment einfach nicht möglich und so kommt schon mal die ein oder anderen unbequeme Wahrheit aus meinem Mund, die ich vielleicht schon gerne längst ausgesprochen hätte.

Meine Betreuten tun mir da schon eher Leid. Ich habe ihnen jedoch erklärt, dass ich aufgrund der Schwangerschaft ein bisschen gereizt bin, nicht immer alles so meine, wie ich es sage und dass auch wir Betreuer nur Menschen sind, die Launen haben… meist gelingt es uns ja unsere Launen bei der Arbeit zu beherrschen, aber da wir ja auch nur Menschen sind, kann es schon mal passieren, dass dann doch was durch schlägt. Ich warne meine Leute übrigens vor, wenn ich schon weiß, dass ich schlecht drauf bin. Das halte ich nur für fair.

Hoffentlich gehen meine Stimmungsschwankungen bald vorbei. In der ersten Schwangerschaft hatte ich so etwas nicht. Da war ich einfach ein bisschen hysterischer als sonst und näher am Wasser gebaut.

Schwangerschaftsübelkeit und was dagegen hilft

In dieser Schwangerschaft hatte ich besonders in den ersten drei Monaten mit Übelkeit zu tun. Inzwischen ist sie bis auf eine gelegentliche Übelkeit am Morgen oder bei Überanstrengung verschwunden. Zum Glück, denn das ist wirklich lästig und mit kleinem Kind zu Hause und Beruf, ist das alles noch viel schwerer. Bei mir war es auch so, dass mir nicht jeden Tag übel war. Also mochte ich mich auch nicht krank schreiben lassen, denn ging es mir gut, wollte ich auch arbeiten.

Also habe ich diverse Tricks ausprobiert, die helfen sollen Schwangerschaftsübelkeit erträglicher zu machen.

Als erstes versuchte ich statt drei Mal täglich große Mahlzeiten, mehrer kleinere Snacks einzubauen. Allerdings war das für mich in meinem Alltag nicht sehr praktikabel. Da ich sehr unregelmäßige Arbeitszeiten habe, lässt sich da schwer immer etwas organisieren und planen. Was mir aber tatsächlichetwas half, waren Nüsse, die ich immer dabei hatte und zwischendurch mümmelte. Auf jeden Fall sind die ja sehr gesund und kommen somit Mutter und Baby zu Gute.

Mein zweiter Versuch war Ingwertee. Einfach ein Stückchen Ingwer mit kochendem Wasser aufbrühen und bei Übelkeit Schlückchenweise trinken. Ich mag sehr gerne Ingwertee. Muss aber leider sagen, dass ich nicht den Eindruck hatte, dass es mir etwas half.

Dann bekam ich „Sea Bands“ ausgeliehen. Und die Dinger waren wirklich meine Rettung. Das sind so Armbänder, die man an beiden Handgelenken tragen muss. Sie haben einen Plastikdruckknopf, den man an einen bestimmten Punkt schieben muss. Durch den Druck auf diesen Punkt werden Reize an das Gehirn geleitet, die sagen: „Hallo liebes Gehirn… dieser Frau ist jetzt nich mehr schlecht!“ Und tatsächlich ging es mir mit den Armbändern deutlich besser. So gut, dass ich mich um Kind, Hund, Haushalt und Job kümmern konnte. Übrigens helfen die Armbänder auch bei Seekrankheit und Übelkeit durch Chemotherapie und so weiter. Wirklich empfehlenswert finde ich die Dinger. Zwar hatte ich untergründig immer noch ein flaus Gefühl im Magen, aber wenigstens musste ich mich nicht so quälen.

Was ich aber ganz klar bei all meinen Versuchen festgesstellt habe: Am allerbesten bei Schwangerschaftsübelkeit hilft es, wenn man es schafft sich auszuruhen. Also viel entspannen, schlafen und was weiß ich lesen, Seriengucken… Aber naja, ich glaube, so richtig möglich ist das nur in der ersten Schwangerschaft.

Verbündete

Gestern realisierte ich, dass die Beziehung von Männlein und dem Hund Elvis ein neues Stadium erreicht hat.

Ganz zu Beginn, war es noch echt einfach. Männlein war ein kleines wehrloses Baby, dass Elvis einfach nur abschlabbern wollte. Als Männlein dann mobiler wurde und anfing herumzukabbeln und somit auch Elvis verfolgte, da änderte sich das schon. Irgendwie war das dem Hund unheimlich und er suchte sich Plätze, an die Männlein nicht gelangen konnte. Schließlich wollte der ihn ja auch immer streicheln, was noch nicht so ganz gelang und eher ein  Amfellrupfen war.

Mit der Beikosteinführung wurde Männlein dann erst einmal wieder etwas beliebter. Denn ein Kind, dass essen lernt, lässt bekanntlich auch mal was fallen. Elvis Lieblingsplatz während der Mahlzeiten wurde direkt am Hochstuhl. Aufmerksam richtete sein Blick sich auf Männlein und sobald etwas herunterfiel, schnappte er es sich. Interessanterweise frass Elvis so auch Sachen, die er sonst links liegen ließ. Mir war das recht, denn so war das Saubermachen nach dem Essen relativ überschaubar.

Einen kleinen Rückschlag bekam die Beziehungsentwicklung dann, als Männlein anfing zu laufen und zeitgleich auch auf Möbel zu klettern. Elvis war so auf seinem Sofaplatz nicht mehr sicher vor kindlichen Liebesbekundungen. Zum Glückk lernte Männlein in etwa zur gleichen Zeit, dass man dem Hund nicht am Fell herumreißt und wie man „Ei“ macht. Das Streicheln vom Männlein ist somit zwar immer noch unbeholfen, aber immerhin lieb und relativ sanft.

Nun zum neuesten Beziehungsstadium. Wenn wir draußen sind, fordert Elvis Männlein auf, für ihn Kastanien zu werfen!!! Gut die Kastanien landen eigentlich direkt vor Männleins Füßen, sodass nicht wirklich ein Aportiertspiel entsteht, aber die Geste zählt.

Und was die beiden zu Verbündeten macht: Gemeinsam gelingt es ihnen immer wieder mich auszutricksen. Eigentlich bekommt Elvis zwei Mal täglich Futter. Nun ist es so, dass Männlein es liebt den Hund zu füttern und es mehrmals täglich schafft, den Trockenfuttersack zu öffnen und dem Hund Händchenweise Futter zu verabreden. Sind wir in der Küche, richtet sich die Aufmerksamkeit von einem der beiden eigentlich immer auf den Futtersack. Ich lasse das Spiel zu und gebe Elvis dann eben zu seinen geregelten Zeiten weniger oder (wenn Männlein sehr viel gefüttert hat) gar kein Futter. Ich freue mich einfach, dass die Zwei ihren Weg miteinander gehen und hoffentlich noch gute Freunde werden, denn wie ich ja schon vor längerer Zeit geschrieben habe, ist Elvis so gar kein Kinderhund. Alles was in seinen Augen meine Kinder in ein positives Licht rückt ist somit erlaubt. Auch wenn ich manchmal das Gefühl habe ausgetrickst zu werden.

Schwanger 2.0

Männlein ist 19 Monate alt und ich bin wieder schwanger. Inzwischen in der 12. Woche. Ich freue mich unglaublich. Für uns ist es genau so perfekt. Wir hatten uns immer gewünscht, dass unsere Kinder einen nicht sooo großen Altersabstand haben. Natürlich war uns aber auch bewusst, dass Kinderkriegen nicht planbar ist. Umso mehr haben wir uns gefreut, dass es quasi direkt geklappt hat.

Leider musste ich wegen der erneuten Schwangerschaft Männlein dann doch schon abstillen. Es war zum einen einfach so, dass meine Milch weg war. Zum anderen wurde das Anlegen auf einmal wirklich unerträglich. Meine Brustwarzen waren so empfindlich, wie ganz zu Beginn unserer Stillbeziehung. Außerdem hat Cristobal mich auch etwas zum Abstillen gedrängt, da er sich einfach um meine Kräfte sorgte. Jaaaaaaaaaa und ich weiß, es gibt viele Frauen, die in der Schwangerschaft weiterstillen und am Ende ein großes und ein kleines Kind an der Brust haben. Aber Tandemstillen kam für mich sowieso nie in Frage. Ich muss auch sagen, in den ersten Schwangerschaftswochen ging es mir häufig sehr schlecht (Übelkeit, Erschöpfung, Schwindel,…). Ich glaube ich hätte tatsächlich nicht die Energie aufgebracht, Männlein weiterhin nachts zwei bis drei Mal zu stillen. Auf jeden Fall hatten wir, das Glück, dass Männlein seit dem kompletten Abstillen tatsächlich!!! Schlafphasen von bis zu fünf Stunden hat.

Ansonsten geht es mir so, dass ich in dieser Schwangerschaft bisher deutlich entspannter bin als in der ersten. Als ich bei Männlein damals den Test gemacht habe, habe ich quasi sofort einen Termin beim Frauenarzt gemacht. Mit dem Resultat, dass ich bei der ersten Ultraschalluntersuchung eine leere Fruchthöhle zu sehen bekam. Diesmal habe ih fast eine Woche gewartet und mir in Ruhe überlegt, was ich eigentlich will und brauche in dieser Schwangerschaft. Nachdem ich beschlossen hatte, dass ich die Vorsorgeuntersuchungen alle bei der Hebamme machen möchte und maximal drei Ultraschalluntersuchungen beim Frauenarzt, habe ich dann eine Hebamme kontaktiert, die auch Hausgeburten begleitet. Und was soll ich sagen, zum Glück passt es da auch menschlich, denn wenn die Schwangerschaft gut verläuft und nichts dagegen spricht, möchte ich sehr gerne eine Hausgeburt. Beim letzten Mal ging alles so fix, dass ich fürchte, bei der nächsten Geburt nicht mal mehr zum nächstgelegenen Kranenhaus zu kommen (allerdings wäre so eine schnelle Geburt eine echtes Horrorszenario für mich). Es ist schn, die Vorsorgeunteruchungen von der Hebamme machen zu lassen. Gerade Müttern von kleinen Kindern kann ich das nur empfehlen. Sie kommt zu einem nach Hause, hat Zeit und viele Tipps für alle Wehwehchen. Und Blutabnehmen, Blutdruckmessen, Urinproben mitnehmen, Fundusstand,… das kann sie ja alles auch.

Trotzdem sind mir die drei Ultraschalluntersuchungen auch wichtig. Denn ich möchte schon wissen, wenn z.B. das Herz nicht richtig arbeitet. Letzte Woche haben wir einen kleinen Familienausflug zum Ladydoc gemacht und das kleine Geschwisterkind zum ersten Mal besichtigt. Es ist auf jeden Fall alles daran und soweit man es bis jetzt sagen kann ganz fit. Leider musste ich mir dann natürlich doch vom Frauenarzt anhören, dass er von Hebammenvorsorge nichts hält und dass eine Hausgeburt (er hat sofort erraten, dass das mein Wunsch ist) super gefährlich ist. Aber ich gebe da nicht so viel drauf, außer dass es mich nervt. Denn ich weiß, dass er deutlich weniger Geld von der Kasse bekommt, wenn er nur die Ultraschallbilder macht statt der kompletten  Vorsorge. Und für alle Frauen, die sich von ihren Ärzten verunsichert fühlen in Bezug auf die Gefahren von Hausgeburten: In Holland und Groß Britanien wird allen Frauen, mit einer „normalen“ Schwangerschaft wärmstens empfohlen eine Hausgeburt zu machen. So sparen die Krankenkassen Kosten und es ist deutlich sicherer als weite Wege zu Geburtsstationen auf sich zu nehmen (was ja hierzulande leider auch immer mehr wird, da viele Krankenhäuser ihre Kreissääle schließen). In Holland haben sie eine Hausgeburtsrate von 40%. Ich glaube, wenn das wirklich so gefährliches wäre, würden die da sowas sicher nicht machen. In Deutschland ist einfach Schwangerschaft und Geburt viel zu sehr mit Krankheit behaftet.

Halt mal kurz

Männlein hat eine neue Phase erreicht. Ich vermute, diese Phase wird mich die nächsten Jahre noch intensiv begleiten. Ich nenne diese Phase:

Alles-was-ich-Mama-gebe-muss-sie-aufbewahren-bis-ich-es-wieder-haben-möchte-Phase

oder kurz:

Halt-mal-kurz-Phase

Angefangen hat es vor ein paar Wochen… ganz harmlos. Männlein sammelte draußen Eicheln auf und drückte sie mir in die Hand. Der Teil war für mich noch schwer in Ordnung. Komplizierterwurde es, als ich die Eicheln los werden wollte. Als ich sie auf den Boden fallen ließ (erschien mir irgendwie als die logischste Lösung), wurde Männlein ein bisschen ärgerlich, sammelte sie wieder auf und drückte sie mir wieder in die Hand. Also steckte ich sie in meine Hosentasche mit dem Vorsatz, sie bei der nächsten Gelegenheit einfach irgendwo rauszuschmeißen. Aber denkste! Natürlich habe ich die Eicheln vergessen und bin ihnen dann beim Wäschesortieren wieder begegnet.

Inzwischen ist es so, das mir alles mögliche in die Hand gedrückt wird. Manches darf ich entsorgen, wie z.B. das Einwickelpapier von einem Müsliriegel. Andere Sachen muss ich parat haben, falls Männlein sie dann doch wieder in seinem Spiel einbauen will.

So habe ich häufig ein recht interessantes Sammelsurium in meinen Taschen. Wenn ich all die Gegenstände hervorhole, kommt es mir manchmal vor, wie ein merkwürdiges Kunstprojekt, dass ich nicht verstehe.

Übrigens habe ich auch schon versucht, die Sachen bei Männlein in die eigenen Taschen zu stecken. Ich habe mich eh immer gefragt, warum Baby- und Kleinkindklamotten überhaupt Taschen haben. Denn außer Sand aus der Sandkiste, der dann in der Wohnung beim Umziehen herausrieselt, ist da sonst nie was drin. Jedenfalls findet Männlein es blöd seine eigenen Taschen zur Aufbewahrung zu nutzen. Also: Mama, halt mal kurz!

Das Kind ist krank

Männlein hat sich eine Erkältung eingesammelt. Das ist unschön, auch wenn es eben nicht weiter dramatisch ist. Er leidet, hat nachts Fieber bekommen und isst sparsam. Es tut mir leid, dass es ihm nicht gut geht und wie immer, wenn er krank ist, wünschte ich, ich könnte es ihm abnehmen. Gleichzeitig sind wir als Eltern aber auch durch das nächtliche Fieber nicht zum Schlafen gekommen. Männlein hatte Unruhezustände und tat bis zwei Uhr nachts kein Auge zu. Da ist man dann auch als Mutter und Vater am nächsten Tag gerädert. Damit das kranke Männlein sich tagsüber gut aufgehoben fühlt, habe ich meine Arbeit so geschoben, dass ich alles in den Zeiten erledige, in denen Cristobal zu Hause ist. Das hat schon einmal ganz gut geklappt, so muss wenigstens keiner die kostbaren Krankentage für das Kind verwenden. Ein bisschen blöd ist es dann natürlich trotzdem, denn momentan ist weder bei der Arbeit noch zu Hause eine Erholungspause für mich möglich. Und so merke ich, dass auch bei mir der Hals bissel brennt und die Nase juckt und etwas Druck auf den Stirnhöhlen liegt… prima, habe ich mich also bei Männlein angesteckt. Das ist doch der Klassiker. So geht die Seuche dann wohl bei uns reihum. Ich hatte mir doch gewünscht an Stelle von Männlein krank zu sein und nicht mit ihm. Das hatten wir schon mal im Frühjahr, nur dass ich dann auch noch so krank war, dass ich mit Fieber im Bett lag und Cristobal sich krankschreiben lassen musste, damit wir versorgt waren. Bleibt nur zu hoffen, dass es diesmal nicht so dramatisch wird. Am Besten man denkt nicht darüber nach, dann geht es bestimmt an mir vorbei. Und Männlein? Der ist wahrscheinlich morgen oder sogar nach dem Mittagsschläfchen schon wieder fit. Denn das habe ich schon beobachtet, wenn ich mich ein bis zwei Wochen mit einer Erkältung herumschlage, ist es bei ihm nach zwei Tagen schon vorbei.

Zahnputzdramen

Zähneputzen ist mir wichtig. „Vor dem Schlafen nach dem Essen Zähneputzen nicht vergessen“ ist so etwas wie ein Leitsatz für mich. Männlein hasst es. Dabei isst er so gerne und viel Obst, dass die Fruchtsäure und der Fruchtzucker natürlich die Zähne angreifen würde, würde man sie nicht regelmäßig putzen…

Inzwischen haben wir uns eingegroovt. Ich setze Männlein auf den Waschbeckenrand, so kann er in den Spiegel gucken, mit dem Wasserhahn oder wahlweise mit meiner elektrischen Zahnbürste spielen. Zwischendurch öffnet er mehr oder bereitwillig den Mund und ich kann ihm etappenweise die Zähne putzen. Er nimmt auch gerne selber die Zahnbürste, steckt sie sich aber dann meist falschherum in den Mund. Das ist also nicht so wahnsinnig effektiv. Trotzdem lasse ich ihn, mit der Aussicht, dass er irgendwann ja selber die Zähne putzen soll, macht es ja durchaus Sinn, dass er die Zahnbürste selbst ergreift.

So „einfach“ wie jetzt, war das mit dem Zähneputzen nicht immer. Dabei habe ich den Ratschlag vom Kinderarzt, als Männlein etwa ein halbes Jahr als war beherzigt. Der riet mir damals nämlich, dass ich Männlein mit einem Fingerling die Kauleisten massiere, damit er sich schon einmal an das Zähneputzen gewöhnt. Männlein fand das dann auch ganz gut und lustig. Als dann allerdings vier Monate später der erste Zahn erschien, war das gut und lustig schnell vorbei. Männlein bekam innerhalb recht kurzer Zeit mehrere Zähne und das Zähneputzen tat ihm weh. Ich veruchte es mit einer Fingerbürste aus Silikon, die er auch lieber annahm. Aber optimal war es nicht und mehrmals biss er mir ordentlich auf den Finger.

Ich wollte auch kein Zahnputztrauma bei Männlein verursachen, indem ich ihn fixierte oder ähnliches. So kam es, dass ich ihm mal mehr mal weniger gut die Zähne putzen konnte. Komplizierter wurde es dann, als Männlein anfing zu laufen. Er zettelte häufig ein albernes Fangspiel an, wenn es mal wieder an der Zeit war. Daraus entstand dann aber eine lustige Stimmung, die ich gut nutzen konnte, um ihm letztendlich doch noch die Zähne zu putzen.

Jetzt läuft es im Gegensatz zu der Anfangszeit ausgesprochen gut. Ich habe Männlein immer erklärt, warum Zähneputzen notwendig ist und immer geschaut, was er selbst übernehmen kann oder ihn im zweifelsfall auch mal ablenkt. Lustig ist zum Beispiel gegenseitiges Zähneputzen. Männlein lässt jetzt auch immer  das Wasser zum Nachspülen selbst in den Becher laufen. Das ist ihm wichtig.

Wir sind auf einem guten Weg und das macht mich froh. Denn wie um alles in der Welt soll ein kleines Kind es verstehen, wenn es schmerzhaften Karies hat und beim Zahnarzt gebohrt werden muss?

„Mama“, „Kacka“, „Daaaa!?“

Männleins Wortschatz wächst stetig an. Er kann schon „Shwein“, „Kuh“ und „Katze“ sagen  und noch vieles mehr.

Interessant finde ich eigentlich eher, was er so von sich gibt, wenn er die Worte eben noch nicht kann. Da er immer noch nicht „Papa“, „Oma“ oder „Opa“ sagt, muss „Mama“ eben für alle funktionieren. Inzwischen ist es sogar so, dass Männlein allgemein zu allen Menschen Mama sagt. Schauen wir uns einen Katalog an und da ist ein Baby abgebildet: „Mama!“ Gehen wir spazieren und jemand kommt uns entgegen: „Mama!“ Da bekommt das Wort ganz schön vielfältige Bedeutungen.

Auch „Kacka“ ist sehr beliebt. Natürliich kennt er das Wort durch unseren Gebrauch über seinen Windelinhalt. Für ihn ist „Kacka“ gleichzusetzen mit Pipi, Kacka, Windel, Toilette, Hundehaufen und jegliche Dinge, die in einer gewisse Konsistenz am Boden liegen. Allerdings kommt es auch immer wieder vor, dass er zu Dingen „Kacka“ sagt, die so gar nichts mit Fäkalien zu tun haben. Da bin ich allerdings noch nicht dahinter gekommen, wie er das dann meint. Was mich aber ungemein freut, ist dass er seit einiger Zeit meistens Bescheid gibt, wenn er „Kacka“ (in welcher Form auch immer) in der Windel hat.

Das dritte, universell gebrauchte Wort ist „Daaaa!?“ Und zwar genau in dieser langgezogenen, ausrufezeichigen, fragenden Betonung. Meist so laut gekreicht, dass man Gefahr auf einen Gehörsturz läuft, sollte man gerade das Ohr zu nahe dran haben. „Daaaa!?“ kommt zum Einsatz, wenn Männlein etwas sieht, dass er sehr toll findet (z.B. ein Trecker, Fahrrad, Kuh, Schwein oder der Papa). Dann deutet er mit dem Finger darauf, kreischt „Daaaa!?“ und läuft zielstrebig in die Richtung. Auch wenn wir z.B. ein Bilderbuch anschauen und Männlein möchte, dass ich diverse Tiergeräusche der darin abgebildeten Tiere nachmache, wird das „Daaaa!?“ dringend gebraucht. Die Lautstärke ist dabei steigend. Bin ich vielleicht gerade abgelenkt oder ähnliches, wird es mir immer lauter entgegengeschrien, bis ich endlich „Muh“ oder „Trörö“ oder sonst was mache.

Ich bin begeistert, wie vielfältig und doch sinnvoll Kinder in ihrer Sprachenwicklung Worte verwenden, wenn ihnen die richtigen Begriffe noch nicht geläufig sind. Über Männleins erste Worte habe ich ja schon einmal geschrieben

Erste Worte

 

Work-life.balance im Gemeinschaftsleben

Wir leben ja in einer sozialtherapeutischen Gemeinschaft. Im Klartext bedeutet das: Wir leben in einer Gemeinschaft mit Menschen mit Behinderung und ohne Behinderung. Die Menschen ohne Behinderung begleiten die mit Behinderungen in allen Bereichen, in denen sie Begleitung benötigen.

Es ist nun nicht nur so, dass wir hier leben, sondern Cristobal und ich arbeiten auch hier. Cristobal arbeitet im Werkbereich der Menschen mit Behinderung und ich im Wohnbereich. Dadurch haben wir recht versetzte Arbeitszeiten und können das Männlein im Moment noch wunderbar zu Hause betreuen. In den Zeiten, in denen unsere Arbeitszeiten sich überschneiden, springt meine Mutter gerne ein. Häufig ist es auch möglich, dass ich Männlein mit zu meiner Arbeit nehmen kann.

Und genau das ist für mich der Knackpunkt. Denn, natürlich ist auch Männlein ein Teil des Gemeinschaftslebens, aber für mich ist esjetzt mit unserer kleinen Familie viel wichtiger als früher, den Arbeitsbereich und den Privatbereich nicht zu sehr zu vermischen. Bloß, wie mache ich das nur?

Die Gründe, warum ich einer klaren Linie folgen möchte, sind relativ einfach.

1. Wenn ich Männlein dabei habe, fällt es mir schwer, mich auf die Bedürfnisse der Menschen in meiner Wohngruppe zu konzentrieren und sie dann auch richtig zu begleiten.

2. Ich möchte nicht, dass Männlein die gesammte Gemeinschaft selbstverständlich als sein zu Hause ansieht und sich selbstsicher überall bewegt. Wir leben hier mit Menschen zusammen, die zum Teil eine ganz andere Wahrnehmung von Nähe-Distanz haben und auch davon, was grenzüberschreitend ist. Ich habe einfach Sorge meinem Kind  Situationen auszusetzen, die für niemanden einsehbar sind. Wir haben eine große Wohnung, einen großen Innehof und einen privaten Garten. Das muss als freier Bewegungsraum für Männlein ausreichen, bis er gelernt hat sich selbst zu schützen.

Auf der anderen Seite finde ich es toll, allen auf dem Hof zu ermöglichen an der Entwicklung eines Kindes teilzuhaben. Immerhin lebe ich seit acht Jahren mit diesen Menschen zusammen. Sie haben auch die Schwangerschaft mitbekommen und so ist es natürlich schön, sagen zu können, dass sie auch am Aufwachsen des Kindes teilnehmen.

Es ist ein schmaler Grat, auf dem wir als Eltern nun versuchen, den richtigen Weg zu finden, Männlein zu schützen und doch in der Gemeinschaft zu sein. . Erst gestern hatten wir einen besonderen Tag. Ich habe mit meiner Wohngruppe einen Ausflug ins Wildgatter gemacht und Cristobal ist mit Männlein mitgekommen. Ich habe mich um meine Leute gekümmert und Cristobal um das Kind. Alle hatte Freude daran zusammen mit uns als Familie die Tiere zu sehen. Solche Erlebnisse wünsche ich uns in Zukunft noch oft. Es war klar für alle ein besonderer Tag.

Im Alltag in der Gemeinschaft muss Männlein jedoch einfach lernen, dass es bestimmte Orte gibt, an die er nur in Begleitung seiner Eltern gehen darf. Ich denke allerdings, dass sich da unser Leben in einer sozialtherapeutische Gemeinschaft in dem Punkt auch nicht so furchtbar stark von dem Leben an einem anderen Ort unterscheidet. Auf jeden Fall wollen wir einen Weg finden, Männlein vor bestimmten Gefahren zu schützen, indem wir ihn sensiblisieren. Möglichst ohne ihm Angst zu machen. Ob und vor allem wie wir das hinbekommen, dass werden wir wohl noch sehen.

Lea

Lea lebt mit Freund und kleiner Tochter in einer Gemeinschaft (Lobeleihof… wer mehr darüber erfahren möchte kann auf www.lobelei.de oder https://www.instagram.com/lobeleihof/ nachschauen). Wie das Leben mit Kindern in einer Gemeinschaft so ist und warum sie sich dafür entschieden haben erzählt sie hier. Für mich ist es sehr interessant, weil ich auch in einer Gemeinschaft lebe. Ich kann hier auf jeden Fall viele Parallelen sehen.

Alles fing eigentlich mit dem Wunsch an, aus der Stadt weg zu ziehen und diesen Hof, auf dem wir jetzt leben zu kaufen. Im Oktober 2014 waren wir zu fünft. Ein Paar mit ihren zwei Kindern und ich. Eigentlich eine Wg, nur dass ich im Bauwagen gewohnt habe und sie im Haus und dass wir alle Lebensmittel geteilt haben und ich mit den Kindern geholfen habe, wir uns in Selbstversorgung versuchten und wir uns eher als Familie begriffen haben. Ich habe z.B. geholfen die Große zur Schule zu bringen oder auf den Kleinen aufzupassen, wenn seine Eltern mal gleichzeitig arbeiten waren. So ging das drei Jahre lang, immer mal wieder hatten wir Untermieter, die zu unserer Gemeinschaft gestoßen sind. Studenten oder Weltreisende, die ein paar Wochen verschnaufen wollten. Besonders im Sommer ist hier immer viel los, da wir Menschen einladen uns gegen einen Schlafplatz und Essen bei der Gartenarbeit zu helfen oder bei Renovierungsarbeiten.

Letztes Jahr im Frühjahr kam dann ein Arbeitskollege auf uns zu, wir arbeiten alle als Pädagogen an einer Waldorfschule. Ob er sich bei uns auf dem Grundstück einen Bauwagen ausbauen könnte. Und dann ging plötzlich alles ganz schnell. Er verliebte sich in die Freundin meiner Mitbewohnerin, die mit ihren zwei Kindern zu uns zog. Und mein Freund und ich brachten das wohl schönste Andenken aus unserem gemeinsamen Frankreich Urlaub mit, ein Baby in meinem Bauch :)Unsere frisch verliebten Mitbewohner wurden auch schnell schwanger und so sind wir innerhalb eines Jahres von 5 auf 12 Menschen gewachsen.

Wir versuchen alle Verantwortung für einander zu übernehmen. So passen die großen Kinder auf die kleinen auf, oder meine Mitbewohner auf mein Baby, wenn ich mal einen Moment Ruhe brauche, wir eine harte Nacht hatten oder ich duschen gehen möchte. Auch wenn jemand krank ist, bekommt er Unterstützung. Für die Kinder gilt, natürlich, das was Mama oder Papa sagt, das hat Gewicht, aber die Bedürfnisse der anderen gelten genauso viel und sie wissen, wenn sie Probleme haben, können sie sich jedem Erwachsenen anvertrauen. Manchmal ist genau das, was sie brauchen, wenn sie frühpubertären Streit mit ihren Eltern haben, dann sind andere da um zu vermitteln.

Ach ja, die Kinder sind 10,8,5,3 und 2 bzw 2 1/2 Monate alt.

drei Jungs und drei Mädchen

So wirklich entschieden haben wir uns nicht für das Gemeinschaftsleben, es ist gewachsen, so wie wir gewachsen sind. Ich wusste zb nicht, ob der Mann, mit dem ich irgendwann eine Familie gründen würde Lust hat, auf WG leben und ich wäre auch ausgezogen, wenn er es nicht gewollt hätte, aber zum Glück ist er schnell ein sehr enger Freund von allen geworden.

Ich merke besonders bei dem 3 Jährigem, der ja in der Gemeinschaft geboren wurde, mit wieviel Selbstvertrauen er in die Welt geht. Er hat so viele Vertrauenspersonen, an die er sich wenden kann, dass er bestärkt in die Welt hinaus gehen kann. Und ich wünsche mir genau das für meine Tochter, das wir es als Gemeinschaft schaffen, das sie erst mit 3 Jahren in den Kindergarten kommt, weil wir Erwachsene so ein gutes Netz schaffen, das immer jemand zu Hause ist, um auf sie aufzupassen.