Mamitis

Gerade hatte ich zwei Wochen Urlaub. Zwei Wochen, die ich beinahe rund um die Uhr mit Männlein verbracht habe. Das war schön. Nun ist der Urlaub um und Männlein hat Mamitits.

Die Bezeichnung Mamitis ist eine Erfindung von Cristobal. Entstanden ist sie in einer Phase im letzten Jahr, als Männlein partout nicht von meinem Arm wollte. OK ehrlich gesagt war Männlein im ersten Lebensjahr sowieso nur auf dem Arm glücklich. Aber, es gab Phasen, da wollte er nur bei mir sein und Phasen, da war es egal, wer ihn hochgenommen hat. Hauptsache auf dem Arm.

Jedenfalls sind wir aktuell mal wieder in einer Mamaphase. Zwar muss ich ihn nun nicht mehr immer auf den Arm nehmen, aber wenn ich gehe, weint er. Und wenn Cristobal dran ist, Männlein ins Bett zu bringen, dann weint er sobald er realisiert, dass ich es diesmal nicht mache.

Für mich ist das ein harter Zustand. Ich fühle mich verpflichtet, ihm das zu geben, was er am liebsten möchte… nämlich mich. Gleichzeitig kann ich nicht immer. Denn ich muss manchmal arbeiten und manchmal muss ich auch mal meinen Bedürfnissen nachgehen und Zeit für mich haben.

Inzwischen weiß ich auch, sobald ich mich nach dem Verabschieden entfernt habe und aus dem Blickfeld verschwunden bin, beruhigt Männlein sich wieder und hat Spaß. Das haben mir sowohl Cristobal als auch die Oma bestätigt. Also… tief durchatmen, Tschüß sagen (finde ich ganz wichtig. Ich stelle es mir furchtbar vor ganz klammheimlich zu verschwinden. Wahrscheinlich kann sowas ein Kind echt traumatisieren.) und gehen.

Anfangs konnte ich mich nach solchen Szenen nicht richtig entspannen und mich auf das konzentrieren, was dann so anstand. Das Problem habe ich nun nicht mehr. Und das schöne ist, dass Männlein meist auch gar nicht mehr darauf verfällt zu weinen, wenn ich mich verabschiede. Nur eben, jetzt ganz aktuell wieder. Er hat sich in den zwei Wochen einfach komplett daran gewöhnt die Mama wieder immer dabei zu haben.

Dieses Verhalten wirft bei mir dann immer auch die Frage auf: Ist es eigentlich richtig zu arbeiten und sein Kind nicht immer selbst zu betreuen, bis es ein gewisses Alter erreicht hat? Ich glaube eigentlich, dass drei Jahre zu Hause für das Kind optimal wären. Mich stellt das nur vor zwei Probleme: 1. nicht Können und 2. nicht Wollen. Das nicht Wollen ist natürlich purer Egoismus. Ich arbeite gerne. Es schafft mir einen Ausgleich und dadurch genieße ich auch gleich viel mehr die Zeit mit Männlein. Das nicht Können ist einfach eine Frage des Geldes. Wir können es uns nicht leisten, dass ich nicht arbeite. Natürlich ist es schade, dass wir mit unserem Leben so in diesem System drinstecken. Aber so ist es. Gerne würde ich etwas alternatives machen, bei dem ich mir die Zeit selbst einteilen kann und trotzdem genung Geld damit verdiene, um uns zu versorgen… aber das sind ja Träume.

Somit hilft es nichts. Immer wieder muss ich mich von Männlein verabschieden und  vermutlich auch in der Zukunft noch die ein oder andere Mamitis durchstehen. Ich finde wir haben es gut, denn Dank unserer (eigentlich) ziemlich blöden Arbeitszeiten können wir Männlein zu Hause und nur mit Hilfe der Oma betreuen. Und wenn Männlein älter wird, dann ist Mamitis ja vielleicht auch irgendwann gar kein Thema mehr.

Schlaf Männlein, schlaf

Ach diese Abende… der Tag war voll, man hat die Müdigkeitsgreinze des Kindes längst überschritten. Und nun? Nun findet das Kind einfach nicht in den Schlaf. Welche Eltern kennen das nicht? Man hat das ganze Ritual durchgemacht und nun sitzt man über eine Stunde im Dunkeln und wartet darauf, dass das Kind endlich aufhört herumzuzappeln, sich mit den eigenen Bewegungen immer wieder vom Schlaf abzuhalten, damit es endlich einschläft.

Es ist Abend und du bist ja schon ganz müde, Männlein. Ich habe genau beobachtet, wie du gegähnt hast, du hast dir ans Ohr gefasst und die Äuglein hast du dir auch schon gerieben. Also ab ins Bett, Männlein! Schlaf Männlein, schlaf!

Den ganzen Tag haben wir gespielt, drinnen und draußen. Du hast Sachen ausgeräumt, ich habe sie eingeräumt und dann hast du sie gleich wieder ausgeräumt. Ich habe gekocht und du hast mir zugeschaut und mir so viele kleine Naschereien mit deinem süßen Blick abgeluchst. Du bist hinter dem Hund hergelaufen und ich habe ihn beschützt vor deinen kleinen Händen. Du hast mit der Oma gespielt, damit ich in Ruhe zur Arbeit gehen konnte. Nun bist du zu Recht müde. Also, schlaf Männlein, schlaf!

Ich habe alles abgedunkelt und es ist doch so schön kuschelig hier im Bett. Wir haben alles genau so gemacht wie immer: Schlafzeug anziehen, Zähneputzen, Geschichte lesen, Licht aus und Schlaflied singen. Also, was fehlt denn nun noch? Schlaf Männlein, schlaf!

So gerne möchte ich auch noch ein Stündchen oder zwei für mich haben heute Abend. Etwas machen, was ich nicht machen kann, wenn du wach bist. Versteh´ mich nicht falsch, wir haben ganz viel Spaß zusammen. Aber ich brauche auch ein bisschen Zeit als Erwachsene, um ein Buch zu lesen oder mit Papa zu reden. Nun jetzt aber, Schlaf Männlein, schlaf!

Ich werde ja ganz unruhig, wenn du dich vor lauter Müdigkeit so hin und her wälzt. Jetzt bleib doch mal entspannt liegen! Menschenskind so wird das ja nie was mit dem Einschlafen. Jetzt sitze ich hier schon seit über einer Stunde im Dunkeln und du schläfst immer noch nicht. Jetzt schlaf doch Männlein, schlaf!

Egal… du schläfst ja offensichtlich nicht so bald ein. Ich leg mich jetzt hier mal richtig bequem hin. Das dauert ja wohl noch eine Weile. Mach du mal, was du willst, ich liege hier ganz gemütlich, spreche nicht mit dir, sondern gehe im Dunkeln meinen Gedanken nach. Das ist ja fast so ähnlich wie ein Buch, ein Film, eine Unterhaltung. Lass dir Zeit Männlein, aber schlaf irgendwann, schlaf!

Da werde ich ja auch ganz müde hier, schlafe ich gleich mit ein… hahaha! Naja, dann ist das halt so. Bin ja seit der späten Schwangerschaft eh nur noch müde. Puh wie schwer meine Augen sind… OH! Das Männlein liegt da so ruhig quer über mir und atmet ganz schwer. Jaaaah,  er schläft.

So, jetzt ganz vorsichtig Männlein von mir herunterschieben. Geschafft! Mal gucken… seit 1,5 Stunden hier im Dunkel gesessen. Es ist viertel nach neun. Na das geht ja noch. Langsam, leise aufstehen. Langsam, leise zur Tür schleichen. Da ein lauter Seufzer. Ich drehe mich um… die Augen sind noch zu. Wunderbar schlaf weiter Männlein, schlaf!

Abstillwege

Unser Männlein ist inzwischen 18 Monate alt und immer häufiger werde ich gefragt, wann ich ihn denn nun endlich abstille. Es werden in dem Zusammenhang auch Sorgen um Männleins Psyche geäußert oder, dass ich ihn zu einem Muttersöhnchen erziehe. Eigentlich berührt mich das alles nicht sosehr, da ich es besser weiß. In solchen Gesprächen sage ich einfach, dass wir mitten im Abstillprozess stecken.

Und das stimmt ja auch. Manche Mütter stellen das Stillen abrupt ein und manche schleichen es aus. Im Prinzip fängt das Abstillen doch mit der Beikosteinführung an. Also stillen wir seit ca. einem Jahr ab. So sage ich das allerdings meinen kritischen, besorgten Mitmenschen nicht, da das ja schon auch ein bisschen wie eine Ausrede klingt. Für mich ist das „Langzeitstillen“ derweil einfach kein Thema mehr, über das ich mich mit irgendwem streiten muss. Ich tue es einfach so, wie es mir und Männlein gut tut. Ich denke, wie lange eine Mutter ihr Kind stillt, ist einfach ihre Entscheidung und geht ansonsten niemanden etwas an. Ich kann gerade nicht einmal sagen, ob ich mein nächstes Kind auch so lange Stillen würde. Bei Männlein habe ich es vorher nicht gewusst, es hat sich einfach so ergeben und es ist gut, wie es ist.

Bis vor etwa einem Monat habe ich auch wirklich noch sehr viel gestillt. Allerdings habe ich seit vier/fünf Monaten immer so etwa 10 Tage vor meiner Menstruation so ganz unangenehme Empfindungen beim Stillen. Es ist nicht schmerzhaft, aber es fühlt sich (aus Mangel an passenden Worten) super nervig an. Eine Weile habe ich das einfach ausgehalten und durchgezogen. Aber ich finde jeden Monat zehn Tage mit so einem unangenehmen gestressten Gefühl beim Stillen zu viel. Das war für mich der Punkt, das ich etwas ändern musste an unserer Stillbeziehung. Ganz beenden wollte ich es dann jedoch auch nicht. Denn wenn es vorbei ist, ist es vorbei. Ich habe mir also Gedanken gemacht, wie es für mich einfacher und erträglicher (gerade in der PMS-Zeit) wird. Da Männlein eigentlich ein ausgesprochen guter Esser ist, habe ich mich entschieden, ihn tagsüber nicht mehr zu stillen. Am Anfang war das wirklich nicht so einfach, weil er es gewohnt war, immer und überall an die Bar gelassen zu werden. Ich habe mir überlegt, ihn nur noch im Bett zu stillen  und auf keinen Fall mehr an anderen Orten. Auch bemühe ich mich, mich im Moment z.B. nicht vor Männlein umzuziehen. Denn jedes Mal wenn er meine Brüste sieht, will er ran. Die erste Woche war nicht ganz einfach. Ich habe ihn in der ganzen Zeit vorher so oft auf dem Sofa gestillt, dass ich mich in den ersten Tagen einfach nicht aufs Sofa setzen konnte, ohne bei ihm die Milchlust zu triggern. Inzwischen hat er es aber sehr gut angenommen. Wenn er tagsüber Bedürfnis nach Nähe hat, dann Kuscheln wir halt einfach so. Zum Einschlafen stille ich ihn. Wenn Cristobal Männlein ins Bett bringt, fällt das allerdings auch weg. Meistens ist dann Nachts noch einmal die Brust gefragt und am frühen Morgen. Es klappt prima und auch in den Tagen vor meiner letzten Periode konnte ich es auf diese Weise gut aushalten.

Ich finde wir haben gerade einen ganz entscheidenden nächsten Schritt beim Abstillen gemacht. Wann ich mit dem nächtlichen Stillen aufhöre, darum mache ich mir dann Gedanken, wenn sich das auch nicht mehr richtig anfühlt oder es ergibt sich einfach von ganz allein.

Schubidubidu

Aktuell befinden wir uns wieder in einem Entwicklungsschub. Also, das Männlein befindet sich in einem Entwicklungsschub. Zumindest ist das meine Theorie und ich hoffe, dass ich damit auch richtig liege. Denn andernfalls habe ich keine Erklärung für das intensive Klammern, ständig auf den Arm wollen und wegen jeder Kleinigkeit weinen.

Im ersten Babyjahr hat man ja immer irgendwie gerade irgendeinen Schub, da in der Zeit einfach unglaublich viel passiert. Aber in den letzten Monaten hatten wir Ruhe. Ich weiß nicht, ob es daran lag, dass da einfach kein Schub stattfand oder ob die Schübe in der Zeit einfach nicht so heftig waren. Denn das habe ich auch gelernt: Nicht jeder Entwicklungsschub ist automatisch anstrengend oder überhaupt wahrnehmbar. Manchmal hat das Kind einfach plötzlich ein paar neue Fähigkeiten erlernt.

Ich kann mich noch gut erinnern, wie schlimm es war, als Männlein mit acht Wochen plötzlich eine Woche dauergeschrien hat. Das war sein erster richtiger Schub. Davor hatte ich noch nie etwas davon gehört und ich war einfach völlig verzweifelt, weil ich nicht begriff, was da mit meinem Kind geschah. Zum Glück gibt es ja Google. So fand ich recht schnell heraus, was Wachstums- oder Entwicklungsschübe bedeuten und dass es im ersten Lebensjahr acht Stück von der Sorte gibt. In den sogenannten Wachstumsschüben entwickeln die Kinder neue Fähigkeiten oder die Sinne schärfen sich. Da Weiterentwicklung ja immer mit Stress verbunden ist, müssen auch die Kleinsten in solchen Phasen ganz besonders weinen und schlecht schlafen. Puh, also nichts schlimmes. Schade, dass sowas einem keiner vorher Mal erzählt. Also konnten wir dann auch das ganze Jahr über beobachten, dass immer wenn Männlein besonders anhänglich und quengelig war und schlecht schlief gerade (laut Google) ein Schub anstand.

Doch nun in der letzten Zeit, da gab es außer ab und an ein paar Beschwerden wegen der Backenzähne nichts weiter zu vermelden; was dazu führte, dass ich ganz vergaß, wie anstrengend so ein Schub für alle ist. Deswegen habe ich mich heute mit meinem dauerweinenden Kind plötzlich wieder in die Anfagszeit zurückversetzt gefühlt. Inzwischen habe ich eigentlich einen guten Instinkt dafür entwickelt, was meinem Männlein gerade fehlt und auch am Weinen kann ich heraushören, ob er Schmerzen hat oder etwas anderes anliegt, aber heute, da konnte ich einfach nicht verstehen, warum Männlein so schlechte Laune hatte. Bis mir das Verhalten irgendwo im Hinterkopf dann doch bekannt vorkam…

Nun habe ich nachgelesen, dass so um die 17/18 Monate herum ein heftiger Schub passiert. In dieser Zeit erlernen die Kinder unter anderem die kognitive Fähigkeit des Systemdenkens. Das bedeutet Männlein lernt nun zu verstehen, dass unser Familiensystem ein anderes ist, als z.B. bei Oma und Opa. Kinder die in diesem Alter schon in die Kita gehen, begreifen nun, dass dort beim Essen andere Regeln herrschen als zu Hause und passen sich jenachdem an. Wenn ich Männlein nun mit zur Arbeit nehme, ist ihm das absolut klar… und auch, dass er dort Mamas Aufmerksamkeit teilen muss, was für ihn bedeutet, er kann dort wunderbar versuchen in die Spülmaschiene zu krabbeln oder ähnliches.

Ich bin sehr gespannt, wie sehr unser Männlein sich nach dem Schub verändert und ich freue mich auf die entspannte Zeit danach. Denn daran kann ich mich aus dem ersten Babyjahr wirklich sehr gut erinnern. Nach jedem Entwicklungssturm kehrte die Entspannung ein.

Der ganz normale Wahnsinn

Aktuell befinden wir uns in der Autonomiephase. Soll heißen, Männlein befindet sich darin und wir werden sozusagen einbezogen.

Früher hieß die Autonomiephase Trotzphase und die Kinder wurden (und werden noch häufig) als bockig bezeichnet. Fakt ist, dass diese Phase nichts mit Trotz zu tun hat, sondern ein notwendiges „Übel“ ist, in der die kleinen Menschen sich als eigenständige Person mit eigenem Willen kennenlernen. Bei Männlein fing es an sich zu äußern, indem er plötzlich wütend aufheulte, wenn er z.B. etwas nicht aus einer Schachtel herausnehmen konnte oder wenn er bemerkte, dass er etwas anderes zu essen hatte als die Erwachsenen.

Dann steigerte es sich nach und nach. Wenn ich ihm die Brust verweigete, weil es in zehn Minuten Mittag gab, heulte er und haute mich. Wenn er etwas haben wollte, das vielleicht zerbrechlich war und ich gab es ihm deshalb nicht…

Heute durfte ich den bisherigen Höhepunkt des Ärgerlichwerdens beiwohnen. Wir waren einkaufen. Diese so alltägliche und leider auch notenwendige Tätigkeit gestaltet sich ja schon seit einigen Monaten als schwierig. Männlein bleibt nicht im Einkaufswagen sitzen, er will laufen. Ich beneide all die anderen Mütter, deren Kinder nicht so einen starken Bewegungsdrang haben und flitze im Laden hinter Männlein her. Wie ich es dabei überhaupt noch gebacken kriege, irgendwelche Einkäufe zusammenzusammeln, ist mir ein Rätsel.

Heute stürmte Männlein zunächst zielstrebig in die Weinecke. Ich natürlich hinterher, um schlimmeres zu verhindern. Als nächstes nutzte er ein kleine Unaufmerksamkeit von mir (ich unterhielt mich mit einer Bekannten) und rupfte die Einweghandschuhe aus dem Spender in der Brotecke. Überall lagen sie auf dem Boden. Verschämt stopfte ich sie zurück in den Spender und dachte, dass das ja nun nicht mehr sehr hygienisch ist. Zum Glück hat es niemand mitbekommen. Danach versuchte ich ihn auf den Arm zu nehmen… während ich mit ihm rang, sammelte ich mit der freien Hand alles im Einkaufswagen zusammen. Es ging nicht so gut, also ließ ich ihn wieder runter. Wundersamerweise folgte er mir recht friedlich Richtung Kasse. Doch zu früh gefreut… er entdeckte beim Obst die Bananen und kreischte: „Nane! Nane!“ So eine Situation hatten wir schon mal in der Vergangenheit. Da hat er die ganze Banane im Einkaufswagen verschmiert. Ich also den Weg von Schlange an Kasse (leider waren viele Leute vor uns dran) zum Obst mit meinen Beinen abgesperrt. Kleines hin und her getanze.. Männlein schlug mir gegen die Beine. Ich war unerbittlich und gab nicht nach, versprach ihm, dass er zu Hause eine Banane bekäme (denn da hatten wir noch reichlich). Das war Männlein egal, er wollte jetzt seinen Willen. Wütend warf er sich zu Boden, schrie und schlug mit den Fäusten. Dabei verlor er die Kopfkontrolle und stieß sich den Kopf. Heulen vor Wut und Schmerz… dicke Beule. Eine Frau fragte mich, ob es nicht leichter gewesen wäre, einfach Bananen zu kaufen. Natürlich wäre es das, aber wir haben zu Hause zig Bananen. Außerdem… ist es richtig nachzugeben, nur damit das Kind ruhig ist? Zumindest und das bestätigte mir die Kassiererin, waren die Leute beim Warten an der Kasse alle gut unterhalten worden. Endlich hatten wir bezahlt, ab zum Auto. Männlein bekam eine kleine Kuschelrunde und eine Knusperstange und zufrieden und etwas erschlagen fuhren wir wieder nach Hause. Vielleicht habe ich ja Glück und kann beim nächsten Einkauf alleine fahren. Das wäre mal eine tolle Mamaauszeit.

Ansonsten? Ja, ich fühle mich bei so einem Wutanfall gestresst! Ich glaube das tut jede Mutter, jeder Vater. Vor allem unter Beobachtung von all den anderen Leuten im Laden. Ich mag trotzdem nicht immer nachgeben, sondern bemühe mich ruhig zu bleiben, zu erklären, warum etwas nicht geht, Männlein z.B. durch in den Armnehmen in seiner Wut beizustehen, nicht zu lachen (manchmal ist es einfach witzig) und es einfach auszusitzen. Dabei hilft mir das Wissen: Auch diese Phase geht vorbei! Irgendwann!

Die Auszeiten nutzen

Als berufstätige Mutter bleibt nicht viel Zeit für mich allein übrig. Da ich im sozialen Bereich arbeite, verbringe ich den Arbeitstag mit Sorgen, Bedürfnissen und Nöten anderer. Naja und zu Hause steht natürlich Männlein an aller erster Stelle. Wie sollte es auch anders sein?

Seit ich Mutter bin, habe ich bestimmte Dinge ganz anders zu schätzen gelernt z.B. morgens in Ruhe und ohne Unterbrechungen einen Kaffee zu trinken oder (jaaaaaaaa) ganz alleine aufs Klo zu gehen. Mit geschlossener Tür! Tatsächlich muss ich zugeben, dass ich mich oft unnötig lange im Bad aufhalte, wenn ich weiß, dass Cristobal da ist und ein Auge auf Männlein hat.

Natürlich nervt mein Kind mich nicht. Es ist nur so, dass ich es sehr genieße, wenn sich im Alltag so stille Momente ergeben, in denen ich einfach gerade machen kann, was mir in den Sinn kommt.

Männlein macht momentan täglich einen ziemlich ausgiebigen Mittagsschlaf  und normalerweise schläft er auch abends um acht Uhr. Wenn ich mich allerdings auf diese Zeiten einschieße und davon ausgehe, dass ich dann Zeit für mich habe, dann klappt es einfach nicht. Denn gerade dann, ist er natürlich hellwach und putzmunter. An Schlaf ist da nicht zu denken. Daher nutze ich jede unverhofft sich bietende Gelegenheit und gönne mir die Auszeit. Ich habe mir auch einfach abgewöhnt, Haushalt zu erledigen, wenn Männlein schläft. In meinen Auszeiten, egal wie lang oder kurz sie sind, entspanne ich, lese ich oder schaue mir eine Serie an. Das ist meine Zeit!

Wenn ich morgens aufstehe, ist es meistens so, dass Männlein dann auch wach wird. Heute früh hatte ich Glück. Männlein hat geschlafen und ich konnte in Ruhe Duschen, einen Kaffee vorbereiten und mit dem Hund eine Runde bei bestem Wetter drehen… mit Kaffee. Ganz entspannt, da Cristobal bis acht Uhr auf jeden Fall zu Hause war. Auf dem Rückweg habe ich für unser Frühstück noch Kirschen gepflückt. Es war ein total ungeplanter, perfekter und extrem entspannender Start in den Tag. Und das obwohl ich für heute echt viel bei der Arbeit auf der Liste habe und auch einiges zu Hause erledigen möchte. Da geht einem dann natürlich alles gleich leichter von der Hand, wenn man den Tag so anfangen kann.

Ich kann nur jedem ganz klar raten, die Momente so zu nutzen wie sie kommen. Das gilt übrigens erst recht, wenn es mal keine Möglichkeit für eine Auszeit ergibt. In so einem Fall versuche ich etwas besonders spaßiges mit Männlein zu erleben z.B. das Planschbecken aufbauen oder die Kühe streicheln gehen. Das ist nämlich auch eine Möglichkeit dem Alltagstrott entgegen zu wirken und eine andere Art von Auszeit zu erleben.

Ich wollt, ich wäre mein Hund?

Hallo, ich bin Elvis. Ich bin der Hund von Maria. Mein Leben ist ganz schön durcheinander gekommen. Früher, da hatte ich Maria für mich alleine. Nur ich habe mit ihr im Bett geschlafen und sie hat jeden Tag gaaaaanz lange Spaziergänge mit mir gemacht. Das war schön. Sie hat mich auch mit auf Reisen genommen… Jetzt muss ich immer bei Mama und Papa und ihrem Hund bleiben.

Jetzt sind da noch Cristobal und der kleine Stinker. Und mit dem kleinen Stinker sind jetzt vor allem die Spaziergänge richtig langweilig geworden. Eigentlich stehen wir da immer nur rum und gucken zu, wie der Stinker schon wieder einen Stein entdeckt und in den Mund stopft, oder irgendwo einen Ast abreißt. Laaaaaangweilig! Maria sagt dann immer, dass wir Spazieren stehen und dann lächelt sie. Ich weiß nicht, was daran lustig ist.

Neuerdings will der Stinker auch noch immer meine Leine halten und dann grabscht er mir ins Fell.  Zum Glück ist das ja eine Flexileine, da kann ich dann immer auf Abstand gehen. Heute ist der kleine Stinker dabei hingefallen und hat ganz ärgerlich geheult. Das kann ich ja nun auch wieder nicht hören. Da bin ich schnell hin und hab´ ihn abgeschlabbert. Zack, schon hat er wieder gelacht. Ich weiß eben, wie man den kleinen Stinker händeln muss. Maria macht da immer so viel Trara. Die nimmt ihn auf dem Arm und pustet und so ein Quatsch. Was das wohl nützen soll?

Nachdem der Stinker wieder fröhlich war, konnten wir dann zum Glück noch mal zehn Meter weiter gehen. Dann ist er ins Kartoffelacker gerannt. Zum Glück war da eine Markierung von der läufigen Hündin und ich konnte in Ruhe schnüffeln. Aber was war da? Maria zieht an der Leine und ruft. Der kleine Stinker hat beschlossen weiter zu laufen. Na toll immer, wenn ich mal stehen bleiben will. Da nimmt dann wieder keiner Rücksticht.

Und es kam auch wieder, was kommen musste… der Stinker war so schnell unterwegs, dass es ihn hingeflackt hat. Maria wollte dann natürlich ihren Hokuspokus veranstalten, aber ich bin schnell dazwischen und hab den abgeleckt. Da war dann auch wieder alles gut. Wir sind dann noch so ein bisschen weiter rumgestanden und weitergegangen und wieder rumgestanden, aber dann sind wir nach Hause und der kleine Stinker hat geschlafen.

So mag ich ihn ja richtig gerne. Wenn er schläft, da leg ich mich gerne dazu. Leider darf ich grad nicht ins Bett, weil ich letzte Woche Flöhe hatte und Maria die nur mit so nem Ökokram wegmachen wollte. Jetzt meint sie, wir müssen noch abwarten, dass sie wirklich weg sind. Ach Menno, ich mag nicht alleine im Körbchen schlafen, wenn die alle im Bett liegen…

Als der Stinker aufgewacht ist wollte er spielen. Mit meinem Ball! Ich dachte, wir können zusammen spielen, weil das ja mein Ball ist. Aber er kann das nicht. Maria sagt, das klappt besser, wenn er größer ist. Ich weiß nicht, was das heißen soll, aber ich freue mich da schon drauf.

So wie man sich bettet…

Aktuell schlafen wir zu dritt auf einer 1,40 Meter breiten Matratze auf Lattenrost am Boden. Eigentlich hatte ich mal den Plan, das Männlein mit ca. einem Jahr aus unserem Schlafzimmer auszulagern und ihn im Kinderzimmer schlafen zu lassen. Das war allerdings vor der Geburt. Zu einem Zeitpunkt, an dem ich dachte, dass ich nach sechs Monaten abstille. Damals dachte ich, dass ein Kind mit einem Jahr sicher schon durch schläft und ich hatte auch die Illusion, dass ein Kind von alleine wieder einschläft, wenn es wach wird. Meine Güte, wie naiv ich doch war.

Als wir nur zu zweit waren, hat ein 1,40er Bett uns völlig ausgereicht. Wir hatten sogar lange Zeit nur eine Bettdecke. Kurz vor der Geburt haben wir ein Kinderbettchen gekauft, dass mit seiner offenen Seite an unser Bett heran gestellt wurde.

In der ersten Zeit mit Männlein schlief er auf meinem Bauch. Das hat mich beruhigt, da ich so am Besten seiner Atmung lauschen konnte. Außerdem habe ich es genossen, seinen kleinen warmen Körper an mich gekuschelt zu fühlen (und ich genieße es noch immer). Es gab ein paar halbherzige Versuche Männlein in das Beistellbett zu legen. Die scheiterten dann aber daran, dass er nachts häufig gestillt werden wollte. Es war soviel einfacher für mich, wenn er einfach in meiner Armbeuge schlief und ich zum Stillen eigentlich nicht mal richtig aufwachen musste. Das Beistellbett wurde mitlerweile zur Ablage umfunktioniert.

Inzwischen ist Männlein allerdings doch um einiges gewachsen. Und leider bevorzugt er es, sich nachts quer zwischen uns zu legen. Ich habe noch Glück, denn auf meiner Seite liegt immer sein Kopf. Zu Cristobal hin zeigen die Füße und nicht selten wird er von  Männlein getreten. Erst letzte Nacht hat Männlein ihn durch Tritte aus dem Bett heraus bugsiert.

Trotzdem ist das Ende des Familienbettes bis jetzt noch kein Thema für uns. Ich bin momentan so froh, dass die Nächte ruhiger geworden sind und Männlein bis zu sechs Stunden durch schläft. Da mache ich mir Gedanken, dass Männlein wieder häufiger wach wird, wenn er allein in seinem Bett schläft.

Ein Umzug ins Kinderzimmer kommt auch noch gar nicht in Frage. Unsere Wohnung ist groß und das Kinderzimmer weit vom Elternzimmer entfernt. Nein, wir wollen unser Matratzenlager nun erweitern. Eine zweite Matratze auf einem Lattenrost soll dazu gelegt werden… das Beistellbett kann schon mal allein ins Kinderzimmer umziehen.

Nein!

Männlein hat ein neues Wort gelernt. Nicht nur gelernt es auszusprechen. Er hat es sogar im vollen Umfang erfasst. Das Wort heißt Nein!

Ich finde das Wort blöd und hatte eigentlich versucht es nicht zu häufig zu benutzen. Irgendwie fand ich die Vorstellung von „Nein“ als eines der ersten Worte in Männleins Sprachschatz ungut. Ich finde „Nein“ bedeutet Grenzen und Verbote überall und das, obwohl ich doch der Meinung bin, Kinder sollen alles ausprobieren.

Um das „Nein“ zu vermeiden, haben wir zu Hause alles Kindgerecht eingerichtet. Es gibt einfach nichts in Männleins Reichweite, dass irgendwie gefährlich oder verboten ist. Außer es schleicht sich mal etwas in die untere Ebene und taucht dann plötzlich in seinen Händen auf( siehe http://mamawege.de/2018/06/02/willkommen-in-der-neuen-ordnung/).Ansonsten kann er schalten und walten, wie er will.

Unser Gefahrenausdruck war „Ohoh“. Das nutzten wir immer, wenn Männlein sich in brenzlige Situationen begab. Es hatte auch den schönen Nebeneffekt, dass Männlein sein Vorhaben damit ankündigte. So konnte man z.B. ziemlich häufig beobachten, wie er „Ohoh!“ sagte und dann seinen Finger in die Steckdose stecken wollte. Es lohnte sich also in solch einem Falle immer zu gucken, was er grad so trieb.

Wie kam es nun also zu dem blöden Wort „Nein“? Männlein hatte plötzlich einen Spaß daraus entwickelt, mich zu beißen. Ihn interessierte und amüsierte dabei wohl meine Reaktion. Beim ersten Mal schrie ich vor Schreck und ja auch vor Schmerz auf. Das fand er super lustig und es veranlasste ihn, es gleich noch einmal auszuprobieren. In der Hoffnung meine Reaktion weniger „witzig“ zu gestalten, überlegte ich mir eine Strategie.

Immer wenn Männlein mich biss oder es versuchte, wollte ich ihn wegschieben, ihn ernst anschauen und dann sagen: „Ich möchte nicht, dass du mich beißt. Das tut mir weh!“ Merkwürdigerweise fand Männlein das ebenfalls saulustig. Schade! Mir ist schon klar, dass er das noch nicht wirklich versteht. Aber ich hatte die Hoffnung, dass er meine Ernsthaftigkeit an der Stelle auf irgendeine Art trotzdem erfasst. Naja, auf jeden Fall musste ich meine Strategie wechseln, denn gebissen werden ist wirklich kein Spaß.

Ich begann also in solchen Situationen mich einfach etwas von Männlein zu entfernen. Spielten wir gerade auf dem Boden und er versuchte mich zu beißen, stand ich auf und ging weg. Manchmal wenn er besonders albern war, versuchte er dann hinter mir her zu rennen und weiter zu beißen, dann lenkte ich ihn ab, indem ich z.B. mit ihm ein Versteckspiel anleierte. Alles in Allem funktionierte es so ganz gut.

Aber wie kam es denn nun zu dem „Nein“? Eines morgens spielte das Männlein im Bad, während ich mir die Haare bürstete. Und da biss mich jemand aus heiterem Himmel und ohne Vorwarnung in den Unterschenkel. Wie von der Tarantel gestochen schrie ich aus: „Oh Mann, nein!“ Und das war´s. Von dem Moment an war „Nein“ das Wort überhaupt.

Sitzt er auf dem Bobbycar und wir wollen eigentlich zum Einkaufen fahren: „Nein!“

Hat er im Laden eine Banane in die Finger bekommen und ich will sie wegnehmen, bevor überall Bananenschmiere ist: „Nein!“

Wollen wir spazierengehen und Männlein möchte einfach nicht vom Holzschuppen weg:“Nein!“

Will Männlein mich nun beißen, klingt das inzwischen auch anders.

Ich: „Nein!“

Männlein: „Nein?“

Ich: „Nein!“

Männlein beisst zu…

Mit Liebe gewickelt

Während der Schwangerschaft kam ziemlich bald die Wickelfrage auf. Für Cristobal war klar, Stoffwindeln sollten es sein. Ich zögerte zunächst, da ich (zu recht) befürchtete die Hauptverantwortung beim Waschen und Versorgen zu haben. Allerdings gefielen mir die bunten Windelüberhosen ausgesprochen gut und auch mir widerstrebte es bei der Vorstellung an die Müllberge, die durch das Wickeln mit Wegwerfwindeln entstehen würden.
So setzte ich mich mit der Thematik auseinander und erstellte eine Vor- und Nachteilliste.

Die sah dann in etwa so aus:
Pro Stoffwindeln

  • weniger Müll
  • weniger Kosten, einmalige Ausgabe und man ist für die komplette Windelzeit eingedeckt
  • es ist immer alles da, es fehlt nicht am Samstagabend irgendetwas und man muss noch schnell los vor Ladenschluss
  • Kinder sind angeblich früher trocken, da sie die Feuchtigkeit in der Windel spüren und als unangenehm empfinden (da kann ich jetzt noch nichts zu sagen)
  • geringeres Allergieriesiko, Wegwerfwindeln enthalten viele Chemikalien, die über die Schleimhäute aufgenommen werden. Dies steigert das Allergierisiko
  • weniger wunder Po, da die Stoffwindeln atmungsaktiver sind
  • man kann das Wickelmaterial für mehrere Kinder verwenden und/oder verkaufen

Contra Stoffwindeln

  • man muss sie waschen

Bei der Betrachtung dieser Auflistung war mir dann doch recht schnell klar, dass ich mich auch für Stoffwindeln entscheide.
Nun wickeln wir seit 15 Monaten mit Stoff und sind immer noch überzeugt, für uns die richtige Entscheidung getroffen zu haben.
Und ja es ist auch möglich mit Stoff zu wickeln, wenn man berufstätig ist. Das habe ich nämlich von vielen zu hören bekommen: Warte nur, bis du wieder arbeitest, da kommst du nicht mehr hinterher. Für mich ist es inzwischen so, dass ich denke: Waschen muss ich so oder so, ob ich nun alle drei oder alle vier Tage die Maschiene anschmeiße, ist da doch irgendwie egal.
Wir sind aber auch nicht so verbissen, dass Wegwerfwindeln für uns gar nicht in Frage kommen. Unterwegs oder wenn die Oma aufpasst, ist es vollkommen ok auch mal Wegwerfwindeln zu verwenden.
Ein Pro für die Stoffwindeln ist mir übrigens erst im Laufe der Zeit bewusst geworden. Und ich weiß, dass es abgedroschen klingt, aber ich bilde mir ein, dass die Arbeit durch das Waschen, Zusammenlegen und Wegräumen der Windeln sich in positive Energie umsetzt und sich so auch auf das Männlein auswirkt. Denn die „Mühe“ mache ich mir echt gerne für mein Männlein und da bin ich mir sicher, dass er das auch spürt.