So wie man sich bettet…

Aktuell schlafen wir zu dritt auf einer 1,40 Meter breiten Matratze auf Lattenrost am Boden. Eigentlich hatte ich mal den Plan, das Männlein mit ca. einem Jahr aus unserem Schlafzimmer auszulagern und ihn im Kinderzimmer schlafen zu lassen. Das war allerdings vor der Geburt. Zu einem Zeitpunkt, an dem ich dachte, dass ich nach sechs Monaten abstille. Damals dachte ich, dass ein Kind mit einem Jahr sicher schon durch schläft und ich hatte auch die Illusion, dass ein Kind von alleine wieder einschläft, wenn es wach wird. Meine Güte, wie naiv ich doch war.

Als wir nur zu zweit waren, hat ein 1,40er Bett uns völlig ausgereicht. Wir hatten sogar lange Zeit nur eine Bettdecke. Kurz vor der Geburt haben wir ein Kinderbettchen gekauft, dass mit seiner offenen Seite an unser Bett heran gestellt wurde.

In der ersten Zeit mit Männlein schlief er auf meinem Bauch. Das hat mich beruhigt, da ich so am Besten seiner Atmung lauschen konnte. Außerdem habe ich es genossen, seinen kleinen warmen Körper an mich gekuschelt zu fühlen (und ich genieße es noch immer). Es gab ein paar halbherzige Versuche Männlein in das Beistellbett zu legen. Die scheiterten dann aber daran, dass er nachts häufig gestillt werden wollte. Es war soviel einfacher für mich, wenn er einfach in meiner Armbeuge schlief und ich zum Stillen eigentlich nicht mal richtig aufwachen musste. Das Beistellbett wurde mitlerweile zur Ablage umfunktioniert.

Inzwischen ist Männlein allerdings doch um einiges gewachsen. Und leider bevorzugt er es, sich nachts quer zwischen uns zu legen. Ich habe noch Glück, denn auf meiner Seite liegt immer sein Kopf. Zu Cristobal hin zeigen die Füße und nicht selten wird er von  Männlein getreten. Erst letzte Nacht hat Männlein ihn durch Tritte aus dem Bett heraus bugsiert.

Trotzdem ist das Ende des Familienbettes bis jetzt noch kein Thema für uns. Ich bin momentan so froh, dass die Nächte ruhiger geworden sind und Männlein bis zu sechs Stunden durch schläft. Da mache ich mir Gedanken, dass Männlein wieder häufiger wach wird, wenn er allein in seinem Bett schläft.

Ein Umzug ins Kinderzimmer kommt auch noch gar nicht in Frage. Unsere Wohnung ist groß und das Kinderzimmer weit vom Elternzimmer entfernt. Nein, wir wollen unser Matratzenlager nun erweitern. Eine zweite Matratze auf einem Lattenrost soll dazu gelegt werden… das Beistellbett kann schon mal allein ins Kinderzimmer umziehen.

Das Dickicht der Erziehungsmethoden

Ich bin ein Mensch der sich gerne beliest. Immer dann, wenn mich ein Thema mehr beschäftigt, lese ich in einem Buch nach oder schaue, was ich im Internet dazu finde. Als ich meinen Hund bekommen habe, habe ich mir Bücher über Hundeerziehung und Hundefrisbee besorgt. Als ich schwanger war, habe ich im Internet verfolgt, was sich in den jeweiligen Schwangerschaftswochen tut und wie eine selbstbestimmte Geburt aussehen kann. Nun ist mein Thema Erziehung. Welche Erziehung passt zu uns? Ich möchte die Sache natürlich nicht total theoretisch angehen, eigentlich vertraue ich sehr auf mein Bauchgefühl. Aber ich finde, so ein bisschen Input hat noch nie geschadet und manchmal bekommt man Gedanken, die man sonst nicht hätte.

Wenn man sich über verschiedene Erziehungsmethoden informiert, stolpert man über diverse Namen und Ansätze. Um nur ein paar Beispiele zu nennen: Nora Imlau, Jesper Juul, Montessori, Sears, Bedürfnisorientiert, Unerzogen, nächtliches Abstillen nach Gordon und so weiter und so fort. Bei allem was ich gelesen habe, gab es immer etwas das ich annehmen konnte und dann wieder etwas das mir zu weit ging. Natürlich orientiert man sich bei der Erziehung auch an dem, was man selber erlebt hat. Entweder man fand die Erziehung gut und will es genauso machen oder man fand es schrecklich und versucht sich am Gegenteil. Ich bin zum Beispiel mit sehr viel Vertrauen groß geworden. Ich weiß noch, dass ich, bis ich etwa 12 war, überzegeugt war, wenn ich nur mit meinen Eltern zusammen bin, dann kann mir nichts passieren. Das finde ich sehr schön und ist ein Gefühl, dass ich sehr gerne an meine Kinder vermitteln möchte. Ich erinnere mich aber auch an eine andere Situation. Ich muss etwa vier Jahre alt gewesen sein. Da hat mein großer Bruder mich geärgert und ich bin wütend geworden. Die Wut wurde so groß, dass ich ihn in den Hintern gebissen habe. Zur Strafe wurde ich in mein Zimmer gesteckt und niemand hat mich gefragt, warum ich das überhaupt gemacht habe. Das empfand ich als sehr ungerecht und ist etwas, was ich auf jeden Fall anders machen möchte. Kinder in dem Alter ticken anders als Erwachsene. So eine Gewaltaktion wie beißen scheint eine Überreaktion auf ein bisschen Ärgern zu sein. Aber für ein kleines Kind, dass sich noch nicht anders ausdrücken kann, ist es vielleicht der einzige Weg. Natürlich muss man dem Kind dann trotzdem erklären, dass es absolut nicht in Ordnung ist, zu beißen, aber man sollte sich erst anhören, was dazu geführt hat.

Generell bin ich gegen Bestarfungen in der Erziehung. In der Umkehrung bin ich aber auch gegen Lob. Ich finde logische Konsequenzen eine gute Lernstrategie für Kinder (auch für Erwachsene). Mache ich etwas Gutes wie z.B. beim Aufräum helfen, ist hinterher alles schön und man hat wieder Platz zum Spielen. Mache ich etwas Schlechtes wie z.B. mit Absicht etwas kaputt, muss ich es aufräumen, mich entschuldigen und es eventuell von meinem Taschengeld neu kaufen. Um mit logischen Konsequenzen arbeiten zu können, finde ich es notwendig, dass Kinder sich ausprobieren können. Da greifen übrigens Montessori und vielleicht auch ein bisschen Unerzogen als Erziehungsmethoden.

An Montessori gefällt mir, dass die Kinder befähigt werden, alles selbst zu tun. Ich möchte das für uns zu Hause so umsetzen, dass wir einen kleinen Waschtisch für Männlein im Bad einrichten und einen Lernturm für die Küche besorgen. Das sind zwei Bereiche, in denen er schon jetzt deutliches Interesse bekundet mitzumachen, wo es aber einfach durch die Einrichtung nicht möglich ist. Durch den Lernturm kann er dann sehen, was ich da auf der Arbeitsplatte so anstelle und später, wenn er etwas älter ist, auch kleine Hilfestellungen geben.

Unerzogen ist ein bisschen lustig wie ich finde und für mich nur teilweise umsetzbar. Unerzogen zielt darauf ab, den Kindern in allen Bereichen eigene Erfahrungen zu ermöglichen und sie dann daraus ihre eigenen Schlüsse ziehen zu lassen.  Als Beispiele, wie weit ich das treiben würde: Ich würde mein Kind im Schlafanzug in den Kindergarten bringen, wenn es sich weigert, sich morgens umzuziehen. Aber ich würde nicht mein Kind bei Minustemperaturen ohne Jacke und Schuhe draußen herumlaufen lassen, nur weil es sich das in den Kopf gesetzt hat. Da würde ich doch lieber in die Auseinandersetzung gehen, denn ich habe meinem Kind einiges an Lebensjahren und Wissen voraus und ich muss es nicht krank werden lassen, nur weil ich ihm eigene Erfahrungen ermöglichen will.

Ich beschäftige mich gerne mit den verschiedenen Ansätzen, kann mich aber nicht definitv für einen entscheiden. Bis jetzt ist unsere Erziehung eine Mischung aus mehreren gepaart mit ganz viel Bauchgefühl. Trotzdem kann ich allen Leuten, die grundsätzlich sagen: „Ich erziehe wie es mir in den Kopf kommt, dafür brauche ich kein Buch!“, empfehlen das ein oder andere vielleicht doch mal nachzulesen, denn es tut nicht weh und irgendetwas lernt man immer dabei.

Nein!

Männlein hat ein neues Wort gelernt. Nicht nur gelernt es auszusprechen. Er hat es sogar im vollen Umfang erfasst. Das Wort heißt Nein!

Ich finde das Wort blöd und hatte eigentlich versucht es nicht zu häufig zu benutzen. Irgendwie fand ich die Vorstellung von „Nein“ als eines der ersten Worte in Männleins Sprachschatz ungut. Ich finde „Nein“ bedeutet Grenzen und Verbote überall und das, obwohl ich doch der Meinung bin, Kinder sollen alles ausprobieren.

Um das „Nein“ zu vermeiden, haben wir zu Hause alles Kindgerecht eingerichtet. Es gibt einfach nichts in Männleins Reichweite, dass irgendwie gefährlich oder verboten ist. Außer es schleicht sich mal etwas in die untere Ebene und taucht dann plötzlich in seinen Händen auf( siehe http://mamawege.de/2018/06/02/willkommen-in-der-neuen-ordnung/).Ansonsten kann er schalten und walten, wie er will.

Unser Gefahrenausdruck war „Ohoh“. Das nutzten wir immer, wenn Männlein sich in brenzlige Situationen begab. Es hatte auch den schönen Nebeneffekt, dass Männlein sein Vorhaben damit ankündigte. So konnte man z.B. ziemlich häufig beobachten, wie er „Ohoh!“ sagte und dann seinen Finger in die Steckdose stecken wollte. Es lohnte sich also in solch einem Falle immer zu gucken, was er grad so trieb.

Wie kam es nun also zu dem blöden Wort „Nein“? Männlein hatte plötzlich einen Spaß daraus entwickelt, mich zu beißen. Ihn interessierte und amüsierte dabei wohl meine Reaktion. Beim ersten Mal schrie ich vor Schreck und ja auch vor Schmerz auf. Das fand er super lustig und es veranlasste ihn, es gleich noch einmal auszuprobieren. In der Hoffnung meine Reaktion weniger „witzig“ zu gestalten, überlegte ich mir eine Strategie.

Immer wenn Männlein mich biss oder es versuchte, wollte ich ihn wegschieben, ihn ernst anschauen und dann sagen: „Ich möchte nicht, dass du mich beißt. Das tut mir weh!“ Merkwürdigerweise fand Männlein das ebenfalls saulustig. Schade! Mir ist schon klar, dass er das noch nicht wirklich versteht. Aber ich hatte die Hoffnung, dass er meine Ernsthaftigkeit an der Stelle auf irgendeine Art trotzdem erfasst. Naja, auf jeden Fall musste ich meine Strategie wechseln, denn gebissen werden ist wirklich kein Spaß.

Ich begann also in solchen Situationen mich einfach etwas von Männlein zu entfernen. Spielten wir gerade auf dem Boden und er versuchte mich zu beißen, stand ich auf und ging weg. Manchmal wenn er besonders albern war, versuchte er dann hinter mir her zu rennen und weiter zu beißen, dann lenkte ich ihn ab, indem ich z.B. mit ihm ein Versteckspiel anleierte. Alles in Allem funktionierte es so ganz gut.

Aber wie kam es denn nun zu dem „Nein“? Eines morgens spielte das Männlein im Bad, während ich mir die Haare bürstete. Und da biss mich jemand aus heiterem Himmel und ohne Vorwarnung in den Unterschenkel. Wie von der Tarantel gestochen schrie ich aus: „Oh Mann, nein!“ Und das war´s. Von dem Moment an war „Nein“ das Wort überhaupt.

Sitzt er auf dem Bobbycar und wir wollen eigentlich zum Einkaufen fahren: „Nein!“

Hat er im Laden eine Banane in die Finger bekommen und ich will sie wegnehmen, bevor überall Bananenschmiere ist: „Nein!“

Wollen wir spazierengehen und Männlein möchte einfach nicht vom Holzschuppen weg:“Nein!“

Will Männlein mich nun beißen, klingt das inzwischen auch anders.

Ich: „Nein!“

Männlein: „Nein?“

Ich: „Nein!“

Männlein beisst zu…

Warum es toll ist mehrere Sprachen zu sprechen

Unser Männlein wächst zweisprachig auf. Er lernt Deutsch, natürlich weil ich Deutsche bin und wir in Deutschland leben. Aber auch Spanisch, da Cristobal Chilene ist.

Im Alltag sieht das so aus, dass Cristobal nur Spanisch mit dem Männlein spricht und ich nur Deutsch. Untereinander reden wir Deutsch, da mein Spanisch viel zu schlecht für vernünftige Konversationen ist. Auf unserer letzten Reise nach Chile haben wir einige Kinderbücher gekauft und auch eine CD mit chilenischen Kinderliedern. So kann das Männlein auch auf Spanisch kulturell beschallt werden.

Unsere Gründe, warum wir uns für die Zweisprachigkeit entschieden haben, liegen ja irgendwie auf der Hand:

  • Nie lernt ein Mensch so schnell und einfach, wie am Anfang.
  • Das Männlein soll sich ja auch mit dem chilenschen Teil der Familie unterhalten können.
  • Spanisch ist so wie Englisch eine Weltsprache und das nutzt einem Menschen ungemein in den verschiedensten Lebensbereichen.

Für mich hat aber auch ein weiterer und nicht ganz so offensichtlicher Grund eine Rolle gespielt, warum das Männlein mit zwei Sprachen groß werden soll. Irgendwann in der Schwangerschaft habe ich gehört, dass ein Mensch, der mehrere Sprachen spricht, mehr Facetten in seiner Persönlichkeit hat.

Diese Aussage fand ich wahnsinnig interessant und ich habe mich ein wenig zu dem Thema schlau gemacht, warum das so ist.

Bei meinen Recherchen bin ich auf die Sapir-Whorf-Hypothese gestoßen. Sie besagt, dass die Denkweise eines Menschen stark durch seine Muttersprache (also durch Grammatik und Wortschatz) geprägt wird. Daraus ergibt sich ja auch, dass die Sprache eines Volkes mit der Mentalität und der Kultur eine Einheit bildet. Es gibt z.B. Sprachen, in denen es für ein und die selbe Sache mehrere Wörter gibt oder Sprachen, die sehr detailiert sind. Ich leite daraus mal ab, dass ein Mensch bzw. Männlein durch das Erlernen zweier so unterschiedlicher Sprachen wie Deutsch und Spanisch viel wendiger und kreativer in seiner Denkweise wird und vielleicht ja auch ein gewisses Maß an chilenischer Mentalität entwickelt.

Dann bin ich bei meiner Recherche noch auf eine Studie der Universität in Hong Kong gestoßen. Sie haben bei der Befragung von mehrsprachig aufgewachsenen Studenten festgestellt, dass diese sich in den jeweiligen Sprachen unterschiedlich empfinden und verhalten. Die Studenten haben alle Englisch und Chinesisch gesprochen. Es stellte sich heraus, dass sie sich bei der Befragung auf Englisch offener gegenüber dem Gesprächspartner verhielten als auf Chinesisch. Für mich ist das im Prinzip eine Bestätigung zur Sapir-Whorf-Hypothese. Es stellt dar, wie sich die Welt einer Sprache im Gebrauch entfaltet. Und mir ist jetzt ziemlich klar geworden, warum es mir so viel leichter fällt Small talk auf Englisch zu halten, als auf Deutsch.

Ich will jetzt nicht rüberkommen, wie so eine Mutter, die alles an ihrem Kind fördert, um das höchste Ergebnis zu erzielen. Hätten wir nicht diese internationale Familienkonstruktion, wären die Umstände ja ganz anders. Ich fände es Quatsch meinem Kind von Anfang an eine Sprache beizubringen, wenn es zu dieser keinen Muttersprachler in der Familie gibt. Da fehlt dann ja komplett der ganze Kontext um die Sprache herum. Aber wenn so wie bei uns die Umstände da sind, dann kann man sie ja ruhig nutzen. Ich glaube auf jeden Fall, dass es dem Männlein ein Stück Weltoffenheit mitgibt und eins ist klar: Schaden wird es ihm nicht.

 

Quellen

https://de.wikipedia.org/wiki/Sapir-Whorf-Hypothese

http://www.forschung-erleben.uni-mannheim.de/?q=node/535