Die Schuhfrage

Männlein hat mit 13 Monaten wie verrückt angefangen herumzulaufen. Anfangs stellte sich uns noch gar nicht so richtig die Schuhfrage, da er drinnen auf Socken lief und draußen in Lederschlappen. Dann kam im Mai der Sommer und blieb. Die ganze Familie lief Barfuß herum. Wie wunderbar, denn das war für die Füße und den ganzen Körper, der von ihnen getragen wurde, sowieso das Beste.

Doch nun ist es absehbar, dass wir demnächst auf Schuhe zurückgreifen müssen. In vielen Gesprächen mit verschiedensten Leuten, habe ich dazu ganz unterschiedlich Gedanken gehört. Die einen sagen, auf jeden Fall flexibel müssen die Schuhe sein. Sie sollen den Fuß nicht formen. Die anderen sagen, der Schuh muss fest sitzen, damit er dem Fuß Stabilität gibt.

Da ich in meiner Ausbildungszeit mit einer orthopädischen Schuhmacherin zusammen gewohnt habe, weiß ich: Durch Fehlstellungen der Füße könne diverse Fehlstellungen im ganzen Körper auftreten. Sogar Zahnschmerzen kann man durch eine Fehlstellung des Kiefers bekommen, die durch schiefe Füße verursacht ist.

Gerade dieses Wissen zeigt mir, dass die Wahl der ersten Schuhe (und auch aller weiteren) durchaus einen zweiten, dritten und vierten Gedanken Wert ist. Natürlich laufe ich auch immer in irgendwelchen Schuhen herum und habe sogar erst vor kurzem erfahren, dass ich mein ganzes Erwachsenenleben lang von der falschen Schuhgröße ausgegangen bin. Aber, ich weiß ja nun einmal darüber Bescheid, was ich tue und deswegen möchte ich dem Männlein (der es ja nun noch nicht besser weiß) gerne die optimalen Schuhe kaufen.

Ich finde Barfußschuhe ganz prima (und möchte auch für mich ein Paar anschaffen). Allerdings gibt es inzwischen bei Barfußschuhen unglaublich viele Hersteller. Wie kann ich in diesem riesen Angebot die richtigen finden?  Ja ich weiß! Wahrscheinlich ist es total übertrieben, sich sooo viele Gedanken zu machen. Aber wenn ich schon so viel Geld für ein Paar Schuhe ausgebe, dass vieleicht drei Monate passt, dann möchte ich auch, dass sie gut sind!

Meine Wahl sind jedenfalls auf Wildlinge gefallen. Die kann man schnüren, somit sitzen sie fest am Fuß, sind aber (da ja Barfußschuhe) an der Sohle flexibel.

Und wer Sorge hat, dass Männlein nach seinem gesamten „Laufleben“ ohne Schuhe keinen Bock auf solche hat. Den kann ich beruhigen. Männlein liebt, liebt, liebt Schuhe. Zieht man ihm mal ein paar an, stolziert er ganz glücklich durch die Gegend. Außerdem schleppt er seine Schuhe dauernd zum Spielen an.

Am Ende der Anfang

Wenn ich momentan mit Frauen rede, die zum ersten Mal schwanger sind, muss ich immer ein bisschen schmunzeln. Denn da fällt oft der Satz: „Ich bin froh, wenn die Geburt durch ist und ich das endlich hinter mir habe.“

Lustig finde ich das, weil ich das damals auch oft gesagt habe. Natürlich kann es unter anderem auch wirklich sehr anstrengend sein, wenn man hochschwanger ist. ABER, gerade in der ersten Zeit mit Kind, sind viele Sachen noch viel anstrengender (an dieser Stelle möchte ich aber noch hinzufügen, dass man das auch relativ schnell wieder vergisst).

Mir ging es in der Schwangerschaft so, dass ich irgendwie schon auch wusste, dass da am Ende ein Kind kommt, das bleibt und nicht weggeht. Was genau das allerdings bedeutete, war mir überhaupt noch nicht klar. Das kam dann erst nach der Geburt.  Vor allem durch unsere Stillprobleme am Anfang. War ich froh, als Männlein endlich an der Brust saugte und wie groß war meine Verzweiflung, als wir dann ein paar Stunden später wieder die gleichen Probleme hatten. Das Andere, was mich verunsichert hat, war das Gefühl Männlein nicht zu kennen. Im Bauch war er mir so vertraut und nun, wenn ich ihn im Arm hielt, kam er mir völlig fremd vor. Mein Bauch fühlte sich leer an. Noch zwei Wochen nach der Geburt bin ich nachts aufgewacht und habe die Tritte in meine rechte Seite vermisst.

Ich muss sagen, die Schwangerschaft war für mich nicht mit der Geburt zu Ende. Die Geburt war eher so etwas, wie der Höhepunkt. Danach ging es für mich noch so etwa drei Monate weiter. Dann, als Männlein drei Monate alt war, hatte ich mich endlich  mit dem Mamasein arrangiert. Ich habe mich nicht mehr so unsicher gefühlt und Männlein war auch nicht mehr so ein zerbrechliches Vögelchen. Er konnte da seinen Kopf schon selber halten und hat uns angelächelt.  Auch hatte Männlein in der Zeit in den Tag-/Nachtrhythmus gefunden, was mir zum Ausruhen und Schlafen wirklich half. Da fing es also an, dass ich entspannen konnte und die Zeit mit Männlein oft einfach nur genoss. Ich war  angekommen.

Nach drei Monaten hatte ich auch das Gefühl, dass mein Körper so allmählich wieder seine vorherige Stabilität zurückbekam und ich hatte Sicherheit und Routine, was das Stillen anging. Männlein und ich (natürlich auch Cristobal) hatten uns kennen- und verstehen gelernt. So lief es auf jeden Fall deutlich besser als dieses ständige übernächtigte Gefühl der Überforderung.

Nun ist es ja auch so, dass man bei menschlichen Babys von physiologischen Frühgeburten spricht. Von der Entwicklung her, würde es unseren Babys wahrscheinlich ganz gut tun, noch drei Monate länger im Bauch zu bleiben. Allerdings haben wir Menschen uns das mit unserem aufrechten Gang und unseren großen Köpfen versaut. Wir Frauen würden eine Geburt zu einem späteren Zeitpunkt schlichtweg nicht überleben, da dann die Köpfe der Kinder zu groß wären, um durch unsere Becken zu passen. Daher müssen unsere Kinder außerhalb der Mama nachreifen.

Ich weiß nicht, wie es anderen Frauen geht, aber ich hatte das Gefühl, dass auch ich in diesen drei Monaten nachreifen musste, um meiner neuen Lebensaufgabe gerecht zu werden. Somit endete für mich die Schwangerschaft nicht im Februar sondern im Mai. Aber auch danach, kann ich persönlich nicht von einem „Ende“ sprechen. Tatsächlich geht es ja nach der Geburt erst richtig los!

Erste Worte

Unser Männlein spricht schon eine Menge Wörter. Einige sind echte Worte, andere sind seine eigene Sprache. Da wir Männlein zweisprachig erziehen, glauben wir, dass er vielleicht etwas länger braucht, um sprechen zu lernen als andere Kinder.

Männleins erstes Wort, hat er in Chile gesprochen. Mit elf Monaten und es war „iHola!“ Das kam einfach dadurch, dass in Chile die Menschen sehr babyfreundlich sind und laufend “ iHola, bebe!“ rufen. Gerade unser blonder Indianer hatte es den Chilenen sehr angetan. Egal, wo wir waren, jeder sprach Männlein an.

Das zweite Wort war dann „Elvis“. So heißt unser Hund. Wir hatten eigentlich schon damit gerechnet, dass „Elvis“ das erste Wort wird. So waren wir eigentlich nicht besonders überrascht.

Als nächstes kam dann „Mama“. Das hatte er zwar vorher schon oft gesagt, allerdings nicht auf mich gerichtet. „Mama“ sagt Männlein übrigens auch zu Papa und zur Oma. Aktuell, jedes Mal wenn er „Mama“ zu  Cristobal sagt, sagen wir: „Papa!“ Ich glaube Cristobal wird sich unglaublich freuen, wenn er es dann zum ersten Mal aus Männleins Mund hört.

Nach und nach fügten sich dann diverse Tiergeräusche ein. Am Liebsten sagt Männlein „Muh“ und „Oink“. Aber auch Katzen und Hunde stehen hoch im Kurs (inzwischen sind auch nicht mehr alle Hunde „Elvis“ sondern „Wauwauau“).

Eine Zeit lang war „Nein“ das absolute Lieblingswort. Derweil sagt er aber zum Glück auch richtig gerne „Ja“. Vor allem, wenn ihm etwas echt gut gefällt. Da geht mir jede Herz auf.

Neuerdings sagt Männlein auch „Komm“.  Das hat bei ihm allerdings eine viel umfassendere Bedeutung, als einfach nur „Komm“. Er sagt es, wenn er Aufmerksamkeit haben möchte, wenn er Hilfe benötigt, wenn er etwas ausprobiert… und noch in vielen anderen Situationen. Man sieht also, er hat das Wort wirklich erfasst.

Ansonsten hat Männlein noch viele viele Worte, die er sich einfach ausgedacht hat. Es macht wirklich Spaß, wenn wir plötzlich z.B. realisieren, dass „Uauauan“ Schuhe bedeutet. Wir freuen uns über jede Erkenntnis und auch über jedes neue „richtige“ Wort.

Als ich mich mit meiner Mutter über die Sprachentwicklung vom Männlein unterhielt, erzählte sie mir, dass mein erstes Wort „Auch“ war. Damit wollte ich wohl eigentlich „Ich auch!“ sagen. Das kam daher, dass ich einen großen Bruder habe und einfach immer das gleiche haben wollte, wie er.

Seit dieser Unterhaltung frage ich mich, ob die Auswahl der ersten Worte eigentlich etwas über die Persönlichkeit des Kindes aussagt. Denn ich bin ein Mensch, der anscheinend von kleinauf und auch immer noch gerne klar macht, was er will. Vielleicht bedeutet Männleins „iHola!“, dass er besonders kontaktfreudig ist? Das ist er ja wirklich! Er hat bis jetzt nie gefremdelt und flirtet mit jedem. Damit klopft er ja sogar Menschen weich, die eigentlich gar keinen Bock auf kleine Kinder haben. Ich habe mich echt bemüht etwas darüber herauszufinden, aber das ist gar nicht so einfach. Dafür habe ich gelernt, dass die Sprachentwicklung eigentlich ja noch viel früher beginnt als ich so dachte. Im Prinzip schon in der Schwangerschaft. Das erklärt auch, warum Männlein auf Deutsch brabbelt. Denn das sagte Cristobals Schwester: „Männleins Babygebrabbel hört sich an wie deutsch!“

Der After-Baby-Body

Ich weiß nicht, ob es diesen Begriff „After-Baby-Body“ schon früher gab. Mir ist er erst ins Auge gestochen, nachdem ich selbst ein Kind bekommen habe und  mich mit meinem neuen Körper anfreunden musste. Meist taucht der „After-Baby-Body“ in Zusammenhang mit irgendwelchen prominenten Frauen auf, die quasi am Tag nach der Geburt ein Foto von sich im Bikini bei Instagram posten mit der Behauptung, diese Bauchmuskeln wären gleich direkt nach der Schwangerschaft wieder schön straff gewesen. Vielleicht sind es in Wahrheit ja alte Bilder von vor der Schwangerschaft? Jedenfalls erschrecken mich so Kommentare wie: „Jede Frau könnte nach einer Schwangerschaft so aussehen, die meisten sind einfach nur zu faul!“ (natürlich von einem Mann geschrieben).

In der Schwangerschaft und auch bei der Geburt vollbringt der weibliche Körper Höchstleistungen (ich weiß wirklich wovon ich da rede, ich hatte nie zuvor solch einen heftigen Muskelkater wie nach der Geburt). Das könnte vor allem Mann ja auch ersteinmal einfach so anerkennen. Um neues Leben entstehen zu lassen, gerät der Körper der Frau dabei leider hier und da aus den Fugen. Damit meine ich nicht den wunderschönen kugeligen Bauch… ich meine das weiche Bindegewebe, die lockeren Gelenkverbindungen z.B. am Schambein (Aua, Symphesenlockerung!) und die ausgeleierten Schließmuskeln. Jede Frau die mal schwanger war, wird mich darin bestätigen, dass das unkontrollierte Furzen nicht mit der Geburt vorbei ist. Nein! das dauert so lange, bis sich die Beckenbodenmuskulatur zurückgebildet hat. In meinem Fall waren das etwa vier bis sechs Monate nach der Geburt. Meine Frauenärztin hat mir damals übrigens davon abgeraten Sport zu treiben außer natürlich der Rückbildungsgymnastik, so lange meine Beckenbodenmuskulatur noch nicht wieder stark war. Wohl, weil der Beckenboden viel mit der Körperstabilität zu tun hat und dem Halt der Gebärmutter. Das heißt: Diese Frauen, die direkt nach der Geburt an ihrem „After-Baby-Body“ arbeiten, tun ihrem Körper damit vielleicht nicht gerade einen Gefallen.

Viel wichtiger finde ich allerdings, dass meiner Meinung nach die Bindung zum Kind in den ersten Wochen nach der Geburt das Allerwichtigste ist. Ich habe in dieser Zeit eigentlich das Männlein nur getragen und gestillt und getragen und gestillt. Mein Körper war mir in dieser Zeit erst mal voll egal. Ich musste meinen Sohn kennenlernen und ihm zeigen, dass ich immer noch für ihn da bin. Keine Ahnung, wann ich da noch intensiv an meinem „After-Baby-Body“ hätte arbeiten können. Zumal die Nächte damals weniger von schlafen, als eher von weinen und stillen geprägt waren. Das heißt, ich war eigentlich die ganze Zeit fix und fertig. Mein Bedürfnis mich zu stählen fing erst so nach einem halben Jahr an und um ehrlich zu sein, tatsächlich damit angefangen, habe ich nach einem ganzen.

Ich finde es furchtbar, dass es Leute gibt, die junge Mütter als faul bezeichnen, weil sie nicht direkt nach der Geburt anfangen zu trainieren. Was genau ist denn eigentlich die Priorität, wenn man gerade ein Baby bekommen hat? Ein Sixpack zu pflegen oder das Kind? Verdammt noch mal nein… der Großteil der Frauen ist nicht zu faul! Es macht mich richtig fuchsig, dass so ein Körperideal nach einer Schwangerschaft heraufbeschworen wird. Im übrigen muss ich sagen, dass ich richtig Glück habe, denn ich hatte direkt nach der Geburt nur noch zwei Kilos mehr als vor der Schwangerschaft und anscheinend habe ich auch richtig gutes Bindegewebe, denn ich habe überhaupt keine Dehnungsstreifen bekommen. Aber meine Bauchmuskeln und die Stabilität in der Körpermitte waren futsch und sind erst jetzt nach fast 1,5 Jahren wieder richtig da. Außerdem sind diese ganzen körperlichen Veränderungen innerhalb so kurzer Zeit eh nicht so einfach zu verarbeiten. Erst biste schlank, dann siehste die eigenen Füße nicht mehr und schwupp biste wieder schlank und die ganze Zeit bekommste mit wie so ein Mensch in dir drin immer größer wird. Also ich finde diese „After-Baby-Body-Thematik“ beleidigend und völlig fehl am Platz. Wenn eine Frau mit ihrem Körper ein Leben erschaffen hat, warum sollte dann der Zustand ihres Bauchgewebes überhaupt in den Mittelpunkt des Interesses gerückt werden? Liebe #prominente-instagram-muttis-kurz-nach-der-geburt, lasst das sein. Ihr tut unserem Geschlecht damit keinen Gefallen. Liebe anderen Muttis, die sich von solchen Bildern entmutigt fühlen… es ist völlig in Ordnund, wenn man nach einer Schwangerschaft seinen Fokus erst einmal darauf richtet, was es bedeutet, ein Baby zu Hause zu haben und nicht am „After-Baby-Body“ arbeitet.

Interessante Gesprächsthemen

Heute habe ich mich mal wieder erwischt. In einer Unterhaltung mit einer kinderlosen Freundin erzählte ich ihr stolz, dass Männlen inzwischen häufig Bescheid sagt, wenn er die Windel voll hat. Natürlich ist das eine tolle Entwicklung. Die Frage ist halt nur: Ist das wirklich so spannend für andere Leute?

Ich hatte mir einmal vorgenommen, ncht so eine Mutter zu werden, die andere Leute mit dem Windelinhalt ihres Kindes belästigt. Eigentlich wollte ich so eine Mutter werden, die natürlich ihr Kind liebt, sich aber durchaus auch noch über andere Themen unterhalten kann.

Die Grundlage dafür ist auf jeden Fall vorhanden. Ich habe viele Interessen und Lese auch über verschiedenste Themen Artikel. Auch bin ich kulturell sehr interessiert, mag Musik, gute Bücher, gute Filme,… Es besteht für mich also wirklich eine breitgefächerte Auswahl, über was ich so mit den Leuten reden könnte. Manche sind ja sehr erpicht darauf, etwas über Männlein und seinen bisherigen Weg zu erfahren. Da gebe ich gerne Auskunft. Aber all die kinderlosen Leute in meinem Umkreis, die finden das alles vielleicht doch nicht so spannend.

In der Realität sieht es so aus, dass ich mein Vorhaben ncht in die Tat umsetzen kann. Im ersten Babyjahr habe ich wirklich jedem erzählt, was Männlein so in der Windel hatte, wenn er Blähungen hatte, wenn er geschrien hat und ich nicht dahinterkam, warum. Aktuell erzähle ich dauernd davon, wie man als „Langzeitstillende“ teilweise blöd angesprochen wird, von jedem neuen Wort und von jedem neuen Entwicklungsschritt.

Der Grund, warum es mir so schwer fällt, nicht jeden mit meinem Kind vollzuquatschen ist genau so naheliegend, wie einfach: Es ist mitreißend ein Kind zu haben, zu sehen wie es wächst, wie es lernt, wie seine Persönlichkeit sich entwickelt. Alles, was ich vorher in meinem Leben gemacht habe oder was mich sonst so beschäftigt, erscheint mir nicht annähernd so interessant, so wichtig und so besonders.

Daher finde ich es doch völlig in Ordnung, wenn dieses Männlein mein vorrangiges Thema im Leben ist. Irgenwie finde ich es sogar merkwürdig, dass ich früher nicht so eine Mutter sein wollte. Aber das zählt einfach in die Kategorie „Man kann sich eben nicht vorstellen, wie es ist, ein Kind zu haben.“. Auf jeden Fall würde ich mir so etwas nicht noch einmal vornehmen. Ich will mich ja auch nicht völlig aufs Mutter sein beschränken (um Himmels Willen), aber ich denke es ist richtig, wenn das Kind dasWichtigste und Interessantest im Leben eines Elternteils ist.

Ansonsten möchte ich aber alle, die nichts überWindelinhalt und Zahnungsbeschwerden wissen wollen, bitten, mir das einfach mitzuteilen. Wie ja schon oben geschrieben: Ich bin sehr vielseitig und kann über alles Mögliche gute Gespräche führen.

Arbeiten oder zu Hause bleiben?

Ich ärgere mich, und das sogar sehr. Und zwar darüber, dass ich mich laufend dafür rechtfertigen muss, dass ich als Mutter eines 1,5 jährigen Sohnes 30 Stunden die Woche arbeiten gehe. Was mich daran besonders ärgert? Cristobal muss sich dafür absolut nicht rechtfertigen! Und er arbeitet ja auch 30 Stunden in der Woche.

Sehr häufig werde ich gefragt, warum ich die Elternzeit nicht länger genommen habe, oder nicht wenigstens mit einem kleineren Stundenanteil arbeite. Inzwischen habe ich mir angewöhnt zu sagen, dass es sonst vom Geld her nicht gereicht hätte. Aber eigentlich ist das nur die halbe Wahrheit. Fakt ist, dass ich sehr gerne arbeite. Ich brauche diese andere Herausforderung in meinem Alltag, ansonsten wäre ich schnell frustriert. Am Ende meiner Elternzeit habe ich mich wahnsinnig darauf gefreut, wieder zu meinem Job zurückzukehren. Tatächlich vertrete ich den Standpunkt, dass ich so eine bessere Mutter bin, da ausgeglichener.

Wir haben uns das auch alles super arrangiert. Es ist momentan gar nicht nötig, dass Männlein in eine Fremdbetreuung muss. Wir leben und arbeiten ja in einer sozialtherapeutischen Lebensgemeinschaft. Dadurch, dass Cristobal im Werkbereich und ich im Wohnbereich arbeiten, haben wir versetzte Arbeitszeiten und geben uns quasi die Klinke in die Hand. Weil wir ja beide nur 30 Stunden in der Woche arbeiten, haben wir immer noch genügend gemeinsame Zeit mit und ohne Kind. Und an den zwei Nachmittagen in der Woche, an denen wir es absolut nicht alleine hinbekommen, haben wir den Luxus, den man Oma nennt.

Mir ist klar, dass das ein ungewöhnliches Arrangement ist und dass wir da auch echt Glück haben. Ich habe keine Ahnung, ob ich so viele Stunden arbeiten könnte, wenn Männlein z.B. schon in die Kita gehen müsste. Aber es nervt mich wirklich, wenn Leute mir erzählen, sie könnten nicht verstehen, dass ich so viel arbeite und sie wären ja zwei oder drei Jahre zu Hause geblieben. Letztens habe ich Cristobal gefragt, ob er auch solche Sachen zu hören bekommt. Und welche Überraschung…! Nie musste er sich damit auseinandersetzen. Das ist doch sexistisch! Ich werde ab jetzt damit beginnen Väter in meinem Bekanntenkreis damit zu nerven, warum sie eigentlich nicht länger als zwei Monate (wenn überhaupt) Elternzeit genommen haben. Vielleicht setze ich ja damit einen neuen Trend in Sachen Elternkritisieren.

Furchtbar, dass diese Denke, dass Mütter zu Hause bleiben und sich um ihre Kinder kümmern müssen auch im Jahr 2018 noch so in unserer Gesellschaft vorherrscht. Für mich war meine 12 monatige Elternzeit genau richtig. Männlein und ich haben uns kennengelernt, ich konnte mich in die Rolle als Mutter einleben und Männlein hat sich so gut entwickelt, dass er (trotz stillens) nicht mehr die ganze Zeit an Mama hängen musste. Aber nach den 12 Monaten, brauchte ich wirklich noch etwas anderes außer Kind und Haushalt.

Mir ist es wirklich egal, wer warum und wie lange zu Hause bei dem Kind bleibt. Und es ist mir auch egal, wenn jemand schnell wieder anfängt zu arbeiten. Hauptsache dem Kind geht es gut und es ist gut versorgt. Aber ich wünschte, es würde einfach akzeptiert werden, welchen Weg Mütter und Väter einschlagen. Sicher haben sie ihre Gründe für ihre Entscheidung.

Schön, dass du da bist!

Manchmal verliert man ja im Alltag das Wesentliche aus den Augen. Man ist müde, gestresst, hat bis über beide Ohren reichlich zu erledigen. Gerade als berufstätige Mutter mit Kleinkind kommt ja der erholsame Nachtschlaf häufig zu kurz… vor allem, wenn man morgens um 07:00 Uhr bei derArbeit sein muss.

Schnell kommt es vor, dass man jammert: Das Kind hat mich heute Nacht auf Trab gehalten. Nie habe ich Zeit für mich. Wir haben nie Zeit als Paar, immer ist das Kind Thema. Immer muss man alles organisieren… Aber wenn ich mich abends in einer ruhigen Minute einmal hinsetze, komme ich dann doch sehr schnell auf gewisse Gedanken.

Wie wunderbar war es einen kleinen Menschen im eigenen Körper heranwachsen zu spüren. Ich glaube, der wunderbarste Moment in meinem Leben war es, die ersten Kindsbewegungen bewusst wahrzunehmen. Auch besonders war das erste Mal, als ich die Bewegungen des Babys an meinem Bauch sehen konnte (Ich saß in einer Konferenz und hatte mit einem sehr munteren Baby als Ablenkung zu tun. Genervt schaute ich auf meinen Bauch hinunter und war dann völlig von der Rolle, weil ich sehen konnte, wie er sich bei den Bewegungen ausbeulte… der Inhalt der Konferenz ist mir übrigens sofort entfallen).

Das Erlebnis der Geburt (auch wenn es anders war als gewünscht) war unbeschreiblich…

Die ganzen ersten Male, die man als Mutter erlebt… besonders das erste Lächeln. Wie großartig ist es zu wissen, dass ich die erste Person in Männleins Leben war, die er angelächelt hat… das erste Mal, als Männlein bewusst Mama zu mir gesagt hat (er sagt übrigens auch Mama zu Cristobal und zur Oma. Mama ist einfach das allerbeste im Leben!)

Ich liebe, liebe, liebe es, wenn Männlein sich schlafend an mich kuschelt. Dieses Gefühl sein sicherer Hafen zu sein und sein Geruch sind die Dinge die mich auf eine wortlose Weise einfach glücklich machen.

Wenn ich von der Arbeit nach Hause komme und es ist wirklich egal, ob ich eine Stunde oder acht weg war… das Leuchten in Männleins Augen und der glückliche Ausruf: „Mama!? Naaaah?!“ Da geht mir jedes Mal das Herz auf.

Jedes Mal, wenn ich völlig überrascht mitbekomme, dass Männlein etwas Neues gelernt hat. Leute, er kann rückwärts laufen!!! Das sind so Augenblicke, in denen ich einen Stolz, eine Begeisterung, eine Mamahaftigkeit verspüre, die ich einfach nicht mit einem Wort ausdrücken kann.

Ich bin sicher, es gibt noch unzählige andere Erfahrungen, die ich jetzt vergessen habe. Aber! Auch wenn ich oft über Schlafmangel jammere und mir manchmal die sorglose, unabhängige, kinderlose Zeit von früher zurücksehne, möchte ich all diese Erfahrungen, Gefühle und Ängste absolut nicht missen.

Manchmal muss man sich einfach die Zeit nehme an das Wesentliche zu denken… und dann sind Müdigkeit, Stress und Überforderungsgefühle ganz schnell ganz egal.

Keine Angst vor nichts

Es ist manchmal hart eine Mutter zu sein. Solche Sorgen und Ängste kannte ich vor Männleins Geburt nicht. Immer wenn er kleine Unfälle hat, krank ist oder auf sonst eine Art leidet, fühle ich mit, wie noch nie zuvor in meinem Leben und würde ihm am Liebsten jegliches Leid abnehmen.

Tatsächlich fand ich früher Mütter, die ständig ängstlich und besorgt waren, lächerlich. Nun muss ich immer wieder feststellen, dass ich auch so eine bin. Es ist mir ja schon fast vor mir selber peinlich, wenn ich feststelle, dass ich eine Gänsehaut bekomme, sobald Männlein irgendwo Gefahr läuft herunterzufallen.

Und Männlein? Jahaha, der ist ein kleiner Abenteurer. Überall muss er draufklettern und natürlich dann auch des Öfteren herunterfallen. Ständig hat er irgenwelche Blessuren (zum Glück bisher nichts ernsteres). Er hat eigentlich vor nichts Angst… nicht vor Höhen, nicht vor fremden Leuten und auch nicht vor großen Tieren. Unbefangen lässt er sich von der Kuh abschlabbern und streichelt jeden Hund.

Eigentlich finde ich das auch gut so. Es ist doch toll, dass er keine Angst hat und alles ausprobieren will. Ich will unbedingt, dass er seine eigenen Erfahrungen macht. Er soll wirklich auch durch kleinere Abstürze und Ähnliches lernen, was geht und was nicht. Wo seinen Grenzen liegen. Ich bin mir sicher, dass er so auf lange Sicht mehr Selbstvertrauen entwickelt und natürlich auch ein besseres Körpergefühl erlernt.

Warum nur ist es dann, dass ich das in der Theorie so wunderbar klar sehe und in der Praxis… am Liebsten immer hinspringen und festhalten würde? Jedes Mal, wenn er da schon wieder so herumturnt, visualisiere ich mir eine Kette, die mich davon abhält sofort hinzurennen und ihn zu sichern. Selbstverständlich gibt es auch Situationen, in denen ich auf jeden Fall eingreifen muss. Aber diese kleinen Klettereien, die sind doch völlig in Ordnung.

Ähnlich geht es mir auch, wenn Männlein hinfällt. Meist tut er sich dabei nicht weh und er heult nur kurz auf, weil er sich ärgert. Da muss ich mir auch wirklich Mühe geben, nicht jedes Mal sofort hin zu rennen und ihn zu trösten. Bei vier von fünf Stürzen ist nämlich absolut nichts. Trotzdem bin ich hin und her gerissen. Ich will für Männlein da sein, wenn er sich weh tut. Ich will aber auf keinen Fall, dass er lernt, Mama kommt bei jedem bisschen und nimmt mich in den Arm. Nicht, dass er sich so ein Verhalten angewöhnt und dann in der Pubertät noch bei jedem bisschen heult, um in den Arm genommen zu werden.

Es ist gut, dass ich früher nicht wusste, was für Ängste ich als Mutter ausstehen muss, denn sonst hätte ich mich vielleicht gegen Kinderhaben und für ein entspannteres Leben entschieden. Allerdings hätte ich dann auch eines der größten Wunder des Lebens verpasst. Ich wünsche mir nur, dass ich irgendwie lerne, mit diesen Sorgen und Ängsten umzugehen. Und natürlich, dass es mir gelingt meine Sorgen nicht auf Männlein zu übertragen.

Die Auszeiten nutzen

Als berufstätige Mutter bleibt nicht viel Zeit für mich allein übrig. Da ich im sozialen Bereich arbeite, verbringe ich den Arbeitstag mit Sorgen, Bedürfnissen und Nöten anderer. Naja und zu Hause steht natürlich Männlein an aller erster Stelle. Wie sollte es auch anders sein?

Seit ich Mutter bin, habe ich bestimmte Dinge ganz anders zu schätzen gelernt z.B. morgens in Ruhe und ohne Unterbrechungen einen Kaffee zu trinken oder (jaaaaaaaa) ganz alleine aufs Klo zu gehen. Mit geschlossener Tür! Tatsächlich muss ich zugeben, dass ich mich oft unnötig lange im Bad aufhalte, wenn ich weiß, dass Cristobal da ist und ein Auge auf Männlein hat.

Natürlich nervt mein Kind mich nicht. Es ist nur so, dass ich es sehr genieße, wenn sich im Alltag so stille Momente ergeben, in denen ich einfach gerade machen kann, was mir in den Sinn kommt.

Männlein macht momentan täglich einen ziemlich ausgiebigen Mittagsschlaf  und normalerweise schläft er auch abends um acht Uhr. Wenn ich mich allerdings auf diese Zeiten einschieße und davon ausgehe, dass ich dann Zeit für mich habe, dann klappt es einfach nicht. Denn gerade dann, ist er natürlich hellwach und putzmunter. An Schlaf ist da nicht zu denken. Daher nutze ich jede unverhofft sich bietende Gelegenheit und gönne mir die Auszeit. Ich habe mir auch einfach abgewöhnt, Haushalt zu erledigen, wenn Männlein schläft. In meinen Auszeiten, egal wie lang oder kurz sie sind, entspanne ich, lese ich oder schaue mir eine Serie an. Das ist meine Zeit!

Wenn ich morgens aufstehe, ist es meistens so, dass Männlein dann auch wach wird. Heute früh hatte ich Glück. Männlein hat geschlafen und ich konnte in Ruhe Duschen, einen Kaffee vorbereiten und mit dem Hund eine Runde bei bestem Wetter drehen… mit Kaffee. Ganz entspannt, da Cristobal bis acht Uhr auf jeden Fall zu Hause war. Auf dem Rückweg habe ich für unser Frühstück noch Kirschen gepflückt. Es war ein total ungeplanter, perfekter und extrem entspannender Start in den Tag. Und das obwohl ich für heute echt viel bei der Arbeit auf der Liste habe und auch einiges zu Hause erledigen möchte. Da geht einem dann natürlich alles gleich leichter von der Hand, wenn man den Tag so anfangen kann.

Ich kann nur jedem ganz klar raten, die Momente so zu nutzen wie sie kommen. Das gilt übrigens erst recht, wenn es mal keine Möglichkeit für eine Auszeit ergibt. In so einem Fall versuche ich etwas besonders spaßiges mit Männlein zu erleben z.B. das Planschbecken aufbauen oder die Kühe streicheln gehen. Das ist nämlich auch eine Möglichkeit dem Alltagstrott entgegen zu wirken und eine andere Art von Auszeit zu erleben.

Tage wie dieser

Seit ein paar Tagen geht es mir nicht so gut. Ich bin niedergeschlagen und antriebslos. Das liegt am PMS. Vor der Schwangerschaft und der Geburt hatte ich das nicht. Da kannte ich das nur von anderen, dass sie um ihre Periode herum nicht so doll drauf waren. Als es mich das erste Mal einholte, konnte ich das zunächst überhaupt nicht einordnen und hatte schon Sorge, es handelt sich um eine verspätete Wochenbettdepression oder ähnliches. Als der Spuk dann nach ein paar Tagen vorbei war und meine Periode auch, stellte ich den Zusammenhang her. Meine Frauenärztin bestätigte mir, dass es nicht ungewöhnlich ist, dass Frauen nach einer Geburt PMS entwickeln.

Na gut, da muss ich jetzt wohl allmonatlich durch. Aber heute… heute war bisher alles irgendwie blöd… und es ist erst Mittagszeit. Gestern Abend begann meine Monatsblutung und ich freute mich, denn normalerweise bedeutet das, dass ich mich in zwei bis drei Tagen wieder besser fühle. Aber da muss ich erst einmal hinkommen.

Bisher lief heute alles schief. Meine Menstruationstasse ist über Nacht ausgelaufen, der Vormittag zog sich mit vielen kleinen Mißgeschicken elendig hin. Ich hatte unzählige Kleinigkeiten im Haushalt zu erledigen, einschließlich Mittagessen kochen. Das Männlein hatte seine Klammeraffenphase. Er wollte nur auf den Arm, ansonsten war er quengelig und wütend. Und ja, ich verstehe das, denn er bekommt gerade drei Backenzähne zeitgleich. Aber wie um alles in der Welt soll ich denn irgendetwas fertig kriegen, wenn ich Männlein die ganze Zeit im Arm hab?

Schlußendlich nahm ich ihn in die Trage auf den Rücken. Das mache ich eigentlich nicht mehr so gerne, weil er es lustig findet, mir in den Rücken zu beißen… aber ich wußte mir nicht weiter zu helfen. Natürlich biss er dann auch zu. Und Hallo! Etwas neues kam hinzu, er fing an, mir die Haare zu reißen. Argh… Augen zu und durch. Allerdings konnte ich mir ein paar Tränchen nicht verkneifen.

Sobald ich alles geschafft hatte und das Essen fertig war ließ ich ihn wieder herunter und wir kuschelten eine Runde. Das versöhnte mich ein bisschen. Nun macht er seinen Mittagsschlaf und ich genieße die kleine Auszeit. Heute Nachmittag kommt die Oma und ich muss bis 19:00 Uhr arbeiten.

Hoffentlich läuft nichts weiter krumm. In diesen blöden PMS-Phasen nehme ich immer alles so persönlich. Das ist wirklich nicht schön. Manchmal hört man ja gerne von Männern solche Sätze: „Warum bist du denn so schlecht drauf? Hast du deine Tage?“ Früher fand ich sowas zwar nicht lustig, aber es hat mich auch nicht betroffen. Aber jetzt… Ich bin wirklich einmal im Monat „krank“. Ich weiß woran es liegt und ich weiß, dass es nur ein paar Tage andauert, aber das macht es absolut nicht besser. Eigentlich würde ich wahnsinnig gerne genau diese Männer sehen, wie sie mit der Periode, den Krämpfen und den psychischen Problemen jeden Monat klarkämen. Schade, dass das nicht geht.