Muss das so?

Letztens hatte ich eine Unterhaltung zu Thema Kinder und Medien bzw. welche Rolle Medien in der Erziehung spielen sollten. Meine Gesprächspartnerin vertrat den Standpunkt: Medien gehören zu unserer heutigen Gesellschaft dazu und deshalb sollte man die Kinder von klein auf damit umgehen lassen. Ich teile ihre Meinung, dass Medien ein großer Teil unseres Lebens sind. Allerdings muss ich sagen, dass ich mir über die Handhabung mit diversen Geräten im Alltag doch sehr viele Gedanken mache. Es ist für mich nicht automatisch so, dass nur weil es zur Geselschaft dazu gehört auch gut ist und völlig unkritisch zum Einsatz kommen sollte.

Alles was einen Bildschirm hat, hat ja eine magische Anziehungskraft auf Kinder (auch auf die meisten Erwachsenen). Sobald irgendwo ein Smartphone, ein Tablet, ein Laptop, ein Fernseher,… was auch immer auftaucht, wendet sich die Aufmerksamkeit dahin. Auch Männlein hat schon herausgefunden, wie man über den Touchscreen vom Smartphone wischen muss, damit etwas passiert. Und das, obwohl wir uns sehr bemühen, in seiner Gegenwart die Dinger weg zu lassen. Wir möchten nämlich absolut vermeiden, dass Männlein den Eindruck bekommt, er müsste mit dem Smartphone um unsere Aufmerksamkeit buhlen. Außerdem sollten diese ganzen Geräte unserer Meinung nach nicht Bestandteil im Leben eines 16 Monate alten Kindes sein… und bekanntlich wollen Kinder in diesem Alter ja immer gerne alles wie die Eltern haben. Also müssen wir es vorleben, dass es eben nicht Hauptbestandteil unseres Lebens ist.

Es gibt für mich zwei Hauptgründe, warum ich denke, dass gerade Smartphones mit viel Bedacht an Kinder herangeführt werden sollten.

  1. Kleinkinder erfahren ihre Umwelt mit allen Sinnen. Alles wird mit Händen, Augen, Nase, Ohren und vor allem mit dem Mund begriffen. All die dadurch erfahrenen Wahrnehmungen bilden ein Lernverhalten heraus. So entstehen wichtige Verknüpfungen im Gehirn. Ich glaube, dass ein Smartphone mit seiner glatten Oberfläche da nicht gerade viel Anreiz bietet. Es gibt viele Apps für Kinder ab dem 9. Lebensmonat. Meine Bekannte erzählte mir begeistert von einer Vorlese-App. Jedoch bleibt da natürlich die soziale Interaktion auf der Strecke. Es ist ja inzwischen auch nachgewiesen, dass Kinder, die viel Umgang mit digitalen Medien haben, langsamer in der Sprachentwicklung sind. Könnte da vielleicht ein Zusammenhang bestehen? Ich will nicht sagen, dass man seine Kleinkinder unbedingt vor den Geräten fernhalten muss, aber ich finde es ist in der Verantwortung der Eltern, gerade die kleinen Kinder im Umgang eng zu begleiten. Wir haben uns entschieden, dass wir unserem Männlein eine möglichst medienfreie Kleinkindzeit bieten wollen.
  2. Der zweite Grund ist für mich die Suchtgefahr. Wenn ich darauf achte, wie häufig ich als reflektierte Erwachsene auf mein Smartphone schaue oder wie sehr der Umgang mit digitalen Medien meine Freizeit bestimmt, erschreckt mich das sehr. Ich bin in einer Zeit aufgewachsen, in der es noch nicht üblich war, dass jeder immer erreichbar ist und in der man alles googeln konnte und ich bin auch ohne Fernseher aufgewachsen. Das heißt, ich habe auch gelernt mich mit anderen Dingen zu baschäftigen, kreativ zu sein. Ich hoffe darauf, Männlein die Kompetenzen für den Umgang mit digitalen Medien beizubringen, die er braucht, um alternative Freizeitbeschäftigungen zu kennen, seinen Konsum in Menge und Qualität zu reflektieren und durchaus auch Freundschaften in der richtigen Welt zu pflegen. Natürlich gelingt dies nicht, indem wir ihn nur davon fernhalten. Lernen kann er das nur in der Praxis. Die Fragen, die sich mir dabei Stellen und die ich immer berücksichtigen möchte, wenn wir einen Schritt weiter gehen, sind folgende: Wozu ist ein Smartphone (Handy) primär da? Ab welchem Alter macht es Sinn einen Film zu schauen, etwas im Internet zu suchen, ein eigenes Handy zu haben? Kann er das überhaupt schon verstehen? Ich glaube die Kompetenzen sind die Grundlage, um einer Sucht möglichst vorzubeugen. Denn ich habe schon ein bisschen Angst, was diese ganzen digtiale Medien mit den nachfolgenden Generationen so machen. Es ist doch Stress pur immer und überall erreichbar und ständig über alles informiert zu sein.

Was mich auch noch beschäftigt, ist die Frage ab wann Kinder das, was sie da auf dem Bildschirm sehen, von der Realität unterscheiden können. Ich erinnere mich an meinen kleinen Cousin, der im Alter von fünf Jahren solche Angst hatte, als wir „Der kleine Vampir“ im Fernsehen guckten, dass er sich hinter dem Sofa verstecken musste. Tun wir den Kindern wirklich einen gefallen damit, Filme zu gucken, solange sie noch gar nicht begreifen, wo der Unterschied zwischen Film und Wiklichkeit liegt?

Für mich ist es nicht so einfach hier einen richtigen Weg zu finden. Letztendlich glaube ich, dass jede Familie ihren eigenen richtigen Weg finden muss, wie sie ihre Kinder da heranführen wollen. Wichtig ist es aber schon, dass die Eltern sich ihrer Verantwortung in diesem Thema bewusst werden. Unsere Kinder kommen da völlig ungeschützt und unbefleckt in die digitale elt hineine, die ja auch viele Gefahren birgt. Also liebe Eltern, gebt euren Kindern ein gutes Rüstzeug als Grundstein mit und reflektiert immer wieder neu, ob der Umgang mit digitalen Medien für das Kind in dem Alter so noch stimmt.