Linda

 
Linda ist derzeit mit ihrem zweiten Kind schwanger. Die Geburt steht etwa in drei Wochen an. Linda ist seit vier Jahren mit einer Frau verheiratet. Beide Kinder sind durch eine Samenspende entstanden. In der jetzigen Schwangerschaft hat Linda sich entschlossen, auf die ärztliche Vorsorge zu verzichten und wir ausschließlich von einer Hebamme betreut. Geplant ist eine Hausgeburt, wobei auch eine Alleingeburt in Frage käme.
War die Befruchtung mittels Samenspende kompliziert? Musstet ihr mehrere Versuche machen?
Nein, kompliziert war das an sich gar nicht. Wir haben uns einen privaten Spender übers Internet gesucht, der uns sympathisch war und unsere Werte teilt, uns ein Gesundheitsattest von ihm geben lassen und uns dann, um die Zeit meines Eisprungs, im Hotel getroffen. Dort ist er mit einem Becher ins Bad verschwunden und danach hat meine Frau mich mittels einer Spritze inseminiert. Das lief bei beiden Kindern gleich ab und hat auch bei beiden gleich beim ersten Versuch funktioniert.
Seid ihr als gleichgeschlechtliche Eltern schon auf Vorurteile gestoßen?
Vorurteile gab es bisher Gott sei Dank keine. Klar fragen manche Leute, ob wir keine Angst haben, dass die Kinder mal gehänselt werden… Aber bisher gab es da nie Probleme und unsere Große hat eine starke Persönlichkeit und klärt alle über ihre Mama und Mami auf und dass sie einen Vater hat, den sie noch nicht kennt, aber jederzeit besuchen dürfte.
Was hat dazu geführt, dass du dich gegen eine ärztliche Betreuung in der Schwangerschaft entschieden hast?
Ich wollte mich diesmal ganz gar auf die Natur und mein Gefühl verlassen. Meine erste Schwangerschaft war total unkompliziert und je mehr ich mich belesen habe, desto klarer wurde mir, dass die ganzen Untersuchungen und Vorsorgetermine mehr verunsichern als helfen. Meine Hebamme ist mehr oder weniger nur Gesprächspartner. Ich vertraue meinem Körper und meinem Kind, dass alles gut geht. Dazu kommt, dass wir von möglichen Chromosomenanamalien nichts wissen wollten, da dies für uns absolut keine Konsequenzen gehabt hätte. Statt mich die Schwangerschaft mit Sorgen herum zu quälen, bin ich lieber „guter Hoffnung“.
Wie bereitest du dich auf die eventuelle Alleingeburt vor? Wie steht deine Partnerin dazu?
Ich habe einiges gelesen, z.B. das Buch „Alleingeburt“ von Sarah Schmid. Generell beschäftige ich mich einfach viel damit und spiel es in Gedanken durch. Der Gedanke, die Geburt völlig allein zu meistern, verschafft mir das Gefühl, damit die Traumata meiner ersten Geburt, die mit einigen unnötigen Interventionen ambulant im Krankenhaus statt fand, aufarbeiten zu können. Ich freue mich sehr auf diese Geburt und solange ich mich gut fühle und Vertrauen in meinen Körper habe, versuche ich es allein. Sollte ich Angst bekommen oder Unsicherheit empfinden, rufe ich natürlich meine Hebamme hinzu.
Liebe Linda, ich danke dir für deine Offenheit und wünsche dir eine heilsame Geburt.