Mamitis

Gerade hatte ich zwei Wochen Urlaub. Zwei Wochen, die ich beinahe rund um die Uhr mit Männlein verbracht habe. Das war schön. Nun ist der Urlaub um und Männlein hat Mamitits.

Die Bezeichnung Mamitis ist eine Erfindung von Cristobal. Entstanden ist sie in einer Phase im letzten Jahr, als Männlein partout nicht von meinem Arm wollte. OK ehrlich gesagt war Männlein im ersten Lebensjahr sowieso nur auf dem Arm glücklich. Aber, es gab Phasen, da wollte er nur bei mir sein und Phasen, da war es egal, wer ihn hochgenommen hat. Hauptsache auf dem Arm.

Jedenfalls sind wir aktuell mal wieder in einer Mamaphase. Zwar muss ich ihn nun nicht mehr immer auf den Arm nehmen, aber wenn ich gehe, weint er. Und wenn Cristobal dran ist, Männlein ins Bett zu bringen, dann weint er sobald er realisiert, dass ich es diesmal nicht mache.

Für mich ist das ein harter Zustand. Ich fühle mich verpflichtet, ihm das zu geben, was er am liebsten möchte… nämlich mich. Gleichzeitig kann ich nicht immer. Denn ich muss manchmal arbeiten und manchmal muss ich auch mal meinen Bedürfnissen nachgehen und Zeit für mich haben.

Inzwischen weiß ich auch, sobald ich mich nach dem Verabschieden entfernt habe und aus dem Blickfeld verschwunden bin, beruhigt Männlein sich wieder und hat Spaß. Das haben mir sowohl Cristobal als auch die Oma bestätigt. Also… tief durchatmen, Tschüß sagen (finde ich ganz wichtig. Ich stelle es mir furchtbar vor ganz klammheimlich zu verschwinden. Wahrscheinlich kann sowas ein Kind echt traumatisieren.) und gehen.

Anfangs konnte ich mich nach solchen Szenen nicht richtig entspannen und mich auf das konzentrieren, was dann so anstand. Das Problem habe ich nun nicht mehr. Und das schöne ist, dass Männlein meist auch gar nicht mehr darauf verfällt zu weinen, wenn ich mich verabschiede. Nur eben, jetzt ganz aktuell wieder. Er hat sich in den zwei Wochen einfach komplett daran gewöhnt die Mama wieder immer dabei zu haben.

Dieses Verhalten wirft bei mir dann immer auch die Frage auf: Ist es eigentlich richtig zu arbeiten und sein Kind nicht immer selbst zu betreuen, bis es ein gewisses Alter erreicht hat? Ich glaube eigentlich, dass drei Jahre zu Hause für das Kind optimal wären. Mich stellt das nur vor zwei Probleme: 1. nicht Können und 2. nicht Wollen. Das nicht Wollen ist natürlich purer Egoismus. Ich arbeite gerne. Es schafft mir einen Ausgleich und dadurch genieße ich auch gleich viel mehr die Zeit mit Männlein. Das nicht Können ist einfach eine Frage des Geldes. Wir können es uns nicht leisten, dass ich nicht arbeite. Natürlich ist es schade, dass wir mit unserem Leben so in diesem System drinstecken. Aber so ist es. Gerne würde ich etwas alternatives machen, bei dem ich mir die Zeit selbst einteilen kann und trotzdem genung Geld damit verdiene, um uns zu versorgen… aber das sind ja Träume.

Somit hilft es nichts. Immer wieder muss ich mich von Männlein verabschieden und  vermutlich auch in der Zukunft noch die ein oder andere Mamitis durchstehen. Ich finde wir haben es gut, denn Dank unserer (eigentlich) ziemlich blöden Arbeitszeiten können wir Männlein zu Hause und nur mit Hilfe der Oma betreuen. Und wenn Männlein älter wird, dann ist Mamitis ja vielleicht auch irgendwann gar kein Thema mehr.