Der ganz normale Wahnsinn

Aktuell befinden wir uns in der Autonomiephase. Soll heißen, Männlein befindet sich darin und wir werden sozusagen einbezogen.

Früher hieß die Autonomiephase Trotzphase und die Kinder wurden (und werden noch häufig) als bockig bezeichnet. Fakt ist, dass diese Phase nichts mit Trotz zu tun hat, sondern ein notwendiges „Übel“ ist, in der die kleinen Menschen sich als eigenständige Person mit eigenem Willen kennenlernen. Bei Männlein fing es an sich zu äußern, indem er plötzlich wütend aufheulte, wenn er z.B. etwas nicht aus einer Schachtel herausnehmen konnte oder wenn er bemerkte, dass er etwas anderes zu essen hatte als die Erwachsenen.

Dann steigerte es sich nach und nach. Wenn ich ihm die Brust verweigete, weil es in zehn Minuten Mittag gab, heulte er und haute mich. Wenn er etwas haben wollte, das vielleicht zerbrechlich war und ich gab es ihm deshalb nicht…

Heute durfte ich den bisherigen Höhepunkt des Ärgerlichwerdens beiwohnen. Wir waren einkaufen. Diese so alltägliche und leider auch notenwendige Tätigkeit gestaltet sich ja schon seit einigen Monaten als schwierig. Männlein bleibt nicht im Einkaufswagen sitzen, er will laufen. Ich beneide all die anderen Mütter, deren Kinder nicht so einen starken Bewegungsdrang haben und flitze im Laden hinter Männlein her. Wie ich es dabei überhaupt noch gebacken kriege, irgendwelche Einkäufe zusammenzusammeln, ist mir ein Rätsel.

Heute stürmte Männlein zunächst zielstrebig in die Weinecke. Ich natürlich hinterher, um schlimmeres zu verhindern. Als nächstes nutzte er ein kleine Unaufmerksamkeit von mir (ich unterhielt mich mit einer Bekannten) und rupfte die Einweghandschuhe aus dem Spender in der Brotecke. Überall lagen sie auf dem Boden. Verschämt stopfte ich sie zurück in den Spender und dachte, dass das ja nun nicht mehr sehr hygienisch ist. Zum Glück hat es niemand mitbekommen. Danach versuchte ich ihn auf den Arm zu nehmen… während ich mit ihm rang, sammelte ich mit der freien Hand alles im Einkaufswagen zusammen. Es ging nicht so gut, also ließ ich ihn wieder runter. Wundersamerweise folgte er mir recht friedlich Richtung Kasse. Doch zu früh gefreut… er entdeckte beim Obst die Bananen und kreischte: „Nane! Nane!“ So eine Situation hatten wir schon mal in der Vergangenheit. Da hat er die ganze Banane im Einkaufswagen verschmiert. Ich also den Weg von Schlange an Kasse (leider waren viele Leute vor uns dran) zum Obst mit meinen Beinen abgesperrt. Kleines hin und her getanze.. Männlein schlug mir gegen die Beine. Ich war unerbittlich und gab nicht nach, versprach ihm, dass er zu Hause eine Banane bekäme (denn da hatten wir noch reichlich). Das war Männlein egal, er wollte jetzt seinen Willen. Wütend warf er sich zu Boden, schrie und schlug mit den Fäusten. Dabei verlor er die Kopfkontrolle und stieß sich den Kopf. Heulen vor Wut und Schmerz… dicke Beule. Eine Frau fragte mich, ob es nicht leichter gewesen wäre, einfach Bananen zu kaufen. Natürlich wäre es das, aber wir haben zu Hause zig Bananen. Außerdem… ist es richtig nachzugeben, nur damit das Kind ruhig ist? Zumindest und das bestätigte mir die Kassiererin, waren die Leute beim Warten an der Kasse alle gut unterhalten worden. Endlich hatten wir bezahlt, ab zum Auto. Männlein bekam eine kleine Kuschelrunde und eine Knusperstange und zufrieden und etwas erschlagen fuhren wir wieder nach Hause. Vielleicht habe ich ja Glück und kann beim nächsten Einkauf alleine fahren. Das wäre mal eine tolle Mamaauszeit.

Ansonsten? Ja, ich fühle mich bei so einem Wutanfall gestresst! Ich glaube das tut jede Mutter, jeder Vater. Vor allem unter Beobachtung von all den anderen Leuten im Laden. Ich mag trotzdem nicht immer nachgeben, sondern bemühe mich ruhig zu bleiben, zu erklären, warum etwas nicht geht, Männlein z.B. durch in den Armnehmen in seiner Wut beizustehen, nicht zu lachen (manchmal ist es einfach witzig) und es einfach auszusitzen. Dabei hilft mir das Wissen: Auch diese Phase geht vorbei! Irgendwann!