Wir verabschieden uns gerade von Männleins Windelzeit. Irgendwie hatte ich noch gar nicht damit gerechnet, war noch gar nicht dazu bereit. Schließlich ist Männlein erst 25 Monate alt und man liest ja überall, dass Jungen länger brauchen, um „sauber“ zu werden und vor allem Kinder, die keine älteren Geschwister haben, an denen sie sich orientieren können.
Tja nun, das alles hat Männlein offensichtlich nicht gewusst bzw. es hätte ihn vermutlich auch nicht besonders interessiert. Zumindest ist es seit einigen Wochen so, dass Männlein überhaupt keine Lust mehr hat, die Windeln angezogen zu bekommen. Na gut… habe ich mir gedacht und mir am letzten Wochenende mal die Zeit genommen und gegoogelt, ob es so etwas wie einen Windelstreik wohl gibt. Überraschung! Gibt es nicht. Aber ich bin auf dabei auf „Reifezeichen“ für die „Sauberkeitserziehung“ gestoßen.
Dabei muss ich hier kurz festhalten, dass ich von der sogenannten Sauberkeitserziehung und dem Töpfchentraining nicht so furchtbar viel halte. Für mich klingt das so, als ob sich da ein großer Druck aufbaut, der vermutlich dem Kind ein Klotrauma einredet und die Eltern nur stresst. Ich bin mir sicher, das Kinder von ganz alleine wissen, wann sie aufs Klo/Töpfchen können. Dann brauchen sie natürlich Begleitung aber trainieren muss man das nicht. Blasen- und Darmkontrolle sind Fähigkeiten, die man nicht trainieren kann. Männleins Weg zeigt mir, dass ich mit dieser Annahme richtig liege.
Ich fand auch die Liste mit den „Reifezeichen“ irgendwie blöd, weil Männlein einen Großteil davon schon seit geraumer Zeit zeigt, aber sicher noch nicht dazu in der Lage war, seine Ausscheidungen zu kontrollieren. Trotzdem habe ich beschlossen, dass Männlein ab sofort tagsüber zu Hause windelfrei sein darf. Und zu meiner großen Überraschung hat er am Sonntagabend direkt bei unserer ersten Popofreiaktion angekündigt:“Pipi!“ Eigentlich mehr aus Spaß habe ich ihn auf sein Töpfchen gesetzt… und er hat tatsächlich Pipi gemacht. Nun praktizieren wir das ganze seit ein paar Tagen. Sobald wir im Haus sind, kommt die Windel ab. Und ich muss sagen, bisher hatten wir nur einen Unfall bei dem die Pipi auf den Boden ging. Männlein kündigt jedes Mal rechtzeitig an, wenn er muss und er findet es ungemein lustig, wie wir ihn schnell schnappen und aufs Töpfchen setzen. Ich habe ihm Klolektüre ins Bad gelegt und bei jedem erfolgreichen Klobesuch wird applaudiert. Ein positiver Nebeneffekt ist, dass wenn ich Männlein nun eine Windel anziehen will, weil wir das Haus verlassen, dann gibt es gar keine Probleme mehr. Er geht so gerne raus, dass er sich sogar freiwillig wickeln lässt.
Übrigens stand in der Reifezeichenliste auch, man soll das Kind nicht zur Sauberkeit erziehen, wenn große Veränderungen, wie z.B. ein Geschwisterchen ins Haus stehen oder bla. Das habe ich jetzt ignoriert, denn Männlein signalisiert so klar, dass er keinen Bock mehr auf die Windel hat, dass es mir ziemlich absurd vor käme ihn da weiterhin rein zu zwängen, weil in ca vier Wochen ja sein Geschwisterchen geboren wird.
So sehr mich dieser doch riesige Entwicklungsschritt freut (ich meine, ich bin auch froh nicht zwei Kinder voll wickeln zu müssen), fühle ich mich doch etwas wehmütig. Ein großer Zeitabschnitt von Männleins Leben geht zu Ende und wird sicher nicht wieder kommen. So lästig das Wickeln auch sein kann und das Windeln waschen und aufhängen und zusammenlegen und in den Schrank räumen… es ist ein prägender Lebensabschnitt in dem ich Männlein kennengelernt habe und zur Mutter wurde. Ich werde es also vermissen. Zum Glück fangen wir in ein paar Wochen wieder ganz von Vorne an. Aber zu Männleins Windelzeit sage ich mit einem lachendem und einem weinendem Auge: „Adé!“