Warum es toll ist mehrere Sprachen zu sprechen

Unser Männlein wächst zweisprachig auf. Er lernt Deutsch, natürlich weil ich Deutsche bin und wir in Deutschland leben. Aber auch Spanisch, da Cristobal Chilene ist.

Im Alltag sieht das so aus, dass Cristobal nur Spanisch mit dem Männlein spricht und ich nur Deutsch. Untereinander reden wir Deutsch, da mein Spanisch viel zu schlecht für vernünftige Konversationen ist. Auf unserer letzten Reise nach Chile haben wir einige Kinderbücher gekauft und auch eine CD mit chilenischen Kinderliedern. So kann das Männlein auch auf Spanisch kulturell beschallt werden.

Unsere Gründe, warum wir uns für die Zweisprachigkeit entschieden haben, liegen ja irgendwie auf der Hand:

  • Nie lernt ein Mensch so schnell und einfach, wie am Anfang.
  • Das Männlein soll sich ja auch mit dem chilenschen Teil der Familie unterhalten können.
  • Spanisch ist so wie Englisch eine Weltsprache und das nutzt einem Menschen ungemein in den verschiedensten Lebensbereichen.

Für mich hat aber auch ein weiterer und nicht ganz so offensichtlicher Grund eine Rolle gespielt, warum das Männlein mit zwei Sprachen groß werden soll. Irgendwann in der Schwangerschaft habe ich gehört, dass ein Mensch, der mehrere Sprachen spricht, mehr Facetten in seiner Persönlichkeit hat.

Diese Aussage fand ich wahnsinnig interessant und ich habe mich ein wenig zu dem Thema schlau gemacht, warum das so ist.

Bei meinen Recherchen bin ich auf die Sapir-Whorf-Hypothese gestoßen. Sie besagt, dass die Denkweise eines Menschen stark durch seine Muttersprache (also durch Grammatik und Wortschatz) geprägt wird. Daraus ergibt sich ja auch, dass die Sprache eines Volkes mit der Mentalität und der Kultur eine Einheit bildet. Es gibt z.B. Sprachen, in denen es für ein und die selbe Sache mehrere Wörter gibt oder Sprachen, die sehr detailiert sind. Ich leite daraus mal ab, dass ein Mensch bzw. Männlein durch das Erlernen zweier so unterschiedlicher Sprachen wie Deutsch und Spanisch viel wendiger und kreativer in seiner Denkweise wird und vielleicht ja auch ein gewisses Maß an chilenischer Mentalität entwickelt.

Dann bin ich bei meiner Recherche noch auf eine Studie der Universität in Hong Kong gestoßen. Sie haben bei der Befragung von mehrsprachig aufgewachsenen Studenten festgestellt, dass diese sich in den jeweiligen Sprachen unterschiedlich empfinden und verhalten. Die Studenten haben alle Englisch und Chinesisch gesprochen. Es stellte sich heraus, dass sie sich bei der Befragung auf Englisch offener gegenüber dem Gesprächspartner verhielten als auf Chinesisch. Für mich ist das im Prinzip eine Bestätigung zur Sapir-Whorf-Hypothese. Es stellt dar, wie sich die Welt einer Sprache im Gebrauch entfaltet. Und mir ist jetzt ziemlich klar geworden, warum es mir so viel leichter fällt Small talk auf Englisch zu halten, als auf Deutsch.

Ich will jetzt nicht rüberkommen, wie so eine Mutter, die alles an ihrem Kind fördert, um das höchste Ergebnis zu erzielen. Hätten wir nicht diese internationale Familienkonstruktion, wären die Umstände ja ganz anders. Ich fände es Quatsch meinem Kind von Anfang an eine Sprache beizubringen, wenn es zu dieser keinen Muttersprachler in der Familie gibt. Da fehlt dann ja komplett der ganze Kontext um die Sprache herum. Aber wenn so wie bei uns die Umstände da sind, dann kann man sie ja ruhig nutzen. Ich glaube auf jeden Fall, dass es dem Männlein ein Stück Weltoffenheit mitgibt und eins ist klar: Schaden wird es ihm nicht.

 

Quellen

https://de.wikipedia.org/wiki/Sapir-Whorf-Hypothese

http://www.forschung-erleben.uni-mannheim.de/?q=node/535