Am Ende der Anfang

Wenn ich momentan mit Frauen rede, die zum ersten Mal schwanger sind, muss ich immer ein bisschen schmunzeln. Denn da fällt oft der Satz: „Ich bin froh, wenn die Geburt durch ist und ich das endlich hinter mir habe.“

Lustig finde ich das, weil ich das damals auch oft gesagt habe. Natürlich kann es unter anderem auch wirklich sehr anstrengend sein, wenn man hochschwanger ist. ABER, gerade in der ersten Zeit mit Kind, sind viele Sachen noch viel anstrengender (an dieser Stelle möchte ich aber noch hinzufügen, dass man das auch relativ schnell wieder vergisst).

Mir ging es in der Schwangerschaft so, dass ich irgendwie schon auch wusste, dass da am Ende ein Kind kommt, das bleibt und nicht weggeht. Was genau das allerdings bedeutete, war mir überhaupt noch nicht klar. Das kam dann erst nach der Geburt.  Vor allem durch unsere Stillprobleme am Anfang. War ich froh, als Männlein endlich an der Brust saugte und wie groß war meine Verzweiflung, als wir dann ein paar Stunden später wieder die gleichen Probleme hatten. Das Andere, was mich verunsichert hat, war das Gefühl Männlein nicht zu kennen. Im Bauch war er mir so vertraut und nun, wenn ich ihn im Arm hielt, kam er mir völlig fremd vor. Mein Bauch fühlte sich leer an. Noch zwei Wochen nach der Geburt bin ich nachts aufgewacht und habe die Tritte in meine rechte Seite vermisst.

Ich muss sagen, die Schwangerschaft war für mich nicht mit der Geburt zu Ende. Die Geburt war eher so etwas, wie der Höhepunkt. Danach ging es für mich noch so etwa drei Monate weiter. Dann, als Männlein drei Monate alt war, hatte ich mich endlich  mit dem Mamasein arrangiert. Ich habe mich nicht mehr so unsicher gefühlt und Männlein war auch nicht mehr so ein zerbrechliches Vögelchen. Er konnte da seinen Kopf schon selber halten und hat uns angelächelt.  Auch hatte Männlein in der Zeit in den Tag-/Nachtrhythmus gefunden, was mir zum Ausruhen und Schlafen wirklich half. Da fing es also an, dass ich entspannen konnte und die Zeit mit Männlein oft einfach nur genoss. Ich war  angekommen.

Nach drei Monaten hatte ich auch das Gefühl, dass mein Körper so allmählich wieder seine vorherige Stabilität zurückbekam und ich hatte Sicherheit und Routine, was das Stillen anging. Männlein und ich (natürlich auch Cristobal) hatten uns kennen- und verstehen gelernt. So lief es auf jeden Fall deutlich besser als dieses ständige übernächtigte Gefühl der Überforderung.

Nun ist es ja auch so, dass man bei menschlichen Babys von physiologischen Frühgeburten spricht. Von der Entwicklung her, würde es unseren Babys wahrscheinlich ganz gut tun, noch drei Monate länger im Bauch zu bleiben. Allerdings haben wir Menschen uns das mit unserem aufrechten Gang und unseren großen Köpfen versaut. Wir Frauen würden eine Geburt zu einem späteren Zeitpunkt schlichtweg nicht überleben, da dann die Köpfe der Kinder zu groß wären, um durch unsere Becken zu passen. Daher müssen unsere Kinder außerhalb der Mama nachreifen.

Ich weiß nicht, wie es anderen Frauen geht, aber ich hatte das Gefühl, dass auch ich in diesen drei Monaten nachreifen musste, um meiner neuen Lebensaufgabe gerecht zu werden. Somit endete für mich die Schwangerschaft nicht im Februar sondern im Mai. Aber auch danach, kann ich persönlich nicht von einem „Ende“ sprechen. Tatsächlich geht es ja nach der Geburt erst richtig los!

Tage wie dieser

Seit ein paar Tagen geht es mir nicht so gut. Ich bin niedergeschlagen und antriebslos. Das liegt am PMS. Vor der Schwangerschaft und der Geburt hatte ich das nicht. Da kannte ich das nur von anderen, dass sie um ihre Periode herum nicht so doll drauf waren. Als es mich das erste Mal einholte, konnte ich das zunächst überhaupt nicht einordnen und hatte schon Sorge, es handelt sich um eine verspätete Wochenbettdepression oder ähnliches. Als der Spuk dann nach ein paar Tagen vorbei war und meine Periode auch, stellte ich den Zusammenhang her. Meine Frauenärztin bestätigte mir, dass es nicht ungewöhnlich ist, dass Frauen nach einer Geburt PMS entwickeln.

Na gut, da muss ich jetzt wohl allmonatlich durch. Aber heute… heute war bisher alles irgendwie blöd… und es ist erst Mittagszeit. Gestern Abend begann meine Monatsblutung und ich freute mich, denn normalerweise bedeutet das, dass ich mich in zwei bis drei Tagen wieder besser fühle. Aber da muss ich erst einmal hinkommen.

Bisher lief heute alles schief. Meine Menstruationstasse ist über Nacht ausgelaufen, der Vormittag zog sich mit vielen kleinen Mißgeschicken elendig hin. Ich hatte unzählige Kleinigkeiten im Haushalt zu erledigen, einschließlich Mittagessen kochen. Das Männlein hatte seine Klammeraffenphase. Er wollte nur auf den Arm, ansonsten war er quengelig und wütend. Und ja, ich verstehe das, denn er bekommt gerade drei Backenzähne zeitgleich. Aber wie um alles in der Welt soll ich denn irgendetwas fertig kriegen, wenn ich Männlein die ganze Zeit im Arm hab?

Schlußendlich nahm ich ihn in die Trage auf den Rücken. Das mache ich eigentlich nicht mehr so gerne, weil er es lustig findet, mir in den Rücken zu beißen… aber ich wußte mir nicht weiter zu helfen. Natürlich biss er dann auch zu. Und Hallo! Etwas neues kam hinzu, er fing an, mir die Haare zu reißen. Argh… Augen zu und durch. Allerdings konnte ich mir ein paar Tränchen nicht verkneifen.

Sobald ich alles geschafft hatte und das Essen fertig war ließ ich ihn wieder herunter und wir kuschelten eine Runde. Das versöhnte mich ein bisschen. Nun macht er seinen Mittagsschlaf und ich genieße die kleine Auszeit. Heute Nachmittag kommt die Oma und ich muss bis 19:00 Uhr arbeiten.

Hoffentlich läuft nichts weiter krumm. In diesen blöden PMS-Phasen nehme ich immer alles so persönlich. Das ist wirklich nicht schön. Manchmal hört man ja gerne von Männern solche Sätze: „Warum bist du denn so schlecht drauf? Hast du deine Tage?“ Früher fand ich sowas zwar nicht lustig, aber es hat mich auch nicht betroffen. Aber jetzt… Ich bin wirklich einmal im Monat „krank“. Ich weiß woran es liegt und ich weiß, dass es nur ein paar Tage andauert, aber das macht es absolut nicht besser. Eigentlich würde ich wahnsinnig gerne genau diese Männer sehen, wie sie mit der Periode, den Krämpfen und den psychischen Problemen jeden Monat klarkämen. Schade, dass das nicht geht.