Vorsichtig!

Das Leben mit zwei kleinen Kindern ist nicht immer ganz einfach. Vor allem dann, wenn das ältere großes Interesse daran zeigt, sich um das kleinere zu kümmern. So ist das hier mit Männlein…

Männlein ist ein ausgesprochen toller großer Bruder. Eifersucht war bisher kein Thema. Am Anfang hat er ein bisschen getrauert, von seinem Thrönchen gestoßen worden zu sein. Aber zugegeben auch ich trauere darum, nicht mehr nur seine Mama zu sein. Es ist eben auch für die Eltern ein Abschied und eine Aufgabe die Aufmerksamkeit und Zuwendung auf zwei Kinder zu verteilen.

Da Männlein so ein toller großer Bruder ist, möchte er so gerne den Knopf in den Arm nehmen und mit ihm spielen. Natürlich ist so ein Baby viel zu schwer für einen Zweijährigen und auch die Art des Spielens ist etwas grob für das kleine Baby. Und so ist „Vorsichtig!“ bzw „iCuidado!“ hier zum geflügelten Wort geworden.

Wir sagen es so häufig, dass es schon anfängt mich zu nerven. Warum machen wir uns so große Sorgen, statt uns einfach zu freuen, dass Männlein von seinem kleinen Bruder so angetan ist. Ich meine, klar muss man den Kontakt zwischen Kleinkind und Baby gut begleiten und sollte die zwei nicht unbeaufsichtigt lassen. Aber so schnell geht ein Baby nun auch wieder nicht kaputt. Und tatsächlich hat der Knopf noch nie geweint, wenn Männlein ihn angefasst hat. Da ich mich einmal im Schlaf ungünstig auf den Arm des neugeborenen Männlein gewälzt habe, weiß ich, dass so ein Baby ganz deutlich und laut Bescheid gibt, wenn ihm etwas nicht passt.

Also nehme ich mir wieder vor, entspannter zu bleiben, wenn Männlein sich dem Knopf zuwendet. Schließlich will ich ihm ja nicht die Freude an seinem kleinen Bruder madig machen… bis zum Nächsten „Vorsichtig!“

Kind und Hund

Ich habe einen Hund. Den habe ich schon seit fast sechs Jahren. Als ich ihn mir angeschafft habe, da gab es eigentlich nur ihn und mich in der Familie. Cristobal war zwar auch schon irgendwie auf der Bildfläche, aber noch nicht so richtig.

Der Hund begleitete (das tut er eigentlich auch immer noch) mich überall hin: zur Arbeit, in der Urlaub, zu Freunden… dann wurde ich schwanger. Und ich machte mir Sorgen, denn der Hund mochte keine Kinder. Er versuchte immer, wenn ein Kind dabei war, sich zu verstecken und wirkte sehr gestresst. Oh je, was wenn er bei meinem Kind auch so reagierte? Dann sah ich eine Folge vom Hundeprofi, in der eine Frau mit einjährigen Zwillingen ihren Hund abgeben musste. In meinem hormonigen Zustand heulte ich Rotz und Wasser.

Ca zwei Monate vor dem Entbindungstermin zogen wir um und ich nutzte diese völlig neue Situation, um einige Regeln für den Hund umzustecken. Der Hund durfte nun nicht mehr ins Bett. So würde er das Bettverbot nicht mit dem Baby in Verbindung bringen und eifersüchtig werden. Ich besorgte eine Krabbeldecke und der Hund durfte dort einfach nicht drauf. Egal was, auch wenn da ein tolles Spielzeug lag. So konnte ich sicher sein, wenn das Kind auf der Decke wäre, würde der Hund da nicht ran gehen (in der Realität lag das Kind da eigentlich nie, weil es immer getragen werden wollte).

Zur selben Zeit änderte sich der Hund plötzlich in seinem Verhalten. Zunächst einmal ließ er andere Hunde nicht mehr an mich heran. Darüber war ich sehr dankbar, denn unsere Nachbarn haben einen großen Hund, der mich sonst immer anspringt und ich hatte furchtbare Angst, dass ich in solch einer Situation bei Glatteis mit meiner dicken Kugel böse stürzen könnte. Die zweite Änderung war, dass der Hund so etwas wie Geduld mit kleinen Kindern entwickelte. Er war jetzt nicht von heute auf morgen ein Kinderfreund aber er hielt ruhig, wenn ein Kind ihn streicheln wollte und wirkte dabei auch nicht mehr so gestresst. Puh das beruhigte mich doch enorm.

Am Tag der Geburt rief ich meine Eltern an, damit sie den Hund abholten. Er sollte die erste Zeit bei ihnen bleiben, da wir ja gar nicht wussten, wie es mit dem Baby so sein würde. Doch eigentlich vermissten wir ihn dann schon ziemlich bald und als ich nach fünf Tagen meine Geburtsverletzungen nicht mehr so spürte und auch den Milcheinschuss gut überstanden hatte, brachten sie uns den Hund zurück. Das war eine unglaubliche Situation und ich bereue es so sehr, dass wir davon kein Video gemacht haben.

Der Hund freute sich natürlich zunächst sehr wieder da zu sein. Cristobal und meine Eltern brachten ihn ins Wohnzimmer. Da war ich und hatte das Baby auf dem Arm. Der Hund schnüffelte vorsichtig daran und rannte dann ganz aufgeregt im Kreis vor Freude. Immer wieder kam er an zum Schnüffeln. Nun wollte ich natürlich auch einmal den Hund richtig begrüßen und übergab das Baby an Cristobal. Doch das gefiel dem Hund nicht. Er stellte sich vor Cristobal auf und bellte und knurrte und beruhigte sich erst wieder, als ich das Baby wieder nahm. Wir mussten erst einmal klären, dass auch Cristobal das Baby halten darf. Das Thema hatte sich aber schon nach zwei Tagen erledigt.

Inzwischen ist das“Baby“ 15 Monate alt und kann laufen. Ich bin einen guten Teil des Tages damit beschäftigt, den Hund zu schützen. Denn das Kind will ihn einfach dauernd schmusen und streicheln bzw. am Fell rumrupfen. Darauf hat der Hund natürlich kein Bock und ich sehe es als meine Verantwortung, dafür zu sorgen, dass er sich nicht wehren muss. So bleiben Kind und Hund niemals! unbeobachtet gemeinsam in einem Raum. Wenn wir aber draußen sind, ist die Lage ganz anders. Das Kind spielt mit dem Hund Stöckchen und Ball, läuft hinter ihm her und darf beim Spazierengehen auch die Leine halten.

Ich bin sehr froh, dass mein Hund so gut mit dem Kind klar kommt und hoffe sehr, dass er auch mit ein bis zwei weiteren Kindern leben kann. Denn auf meinen pelzigen Begleiter in allen Lebenslagen kann und will ich nicht verzichten.