Camping mit Kind

Wir waren gerade eine Woche unterwegs. Campen im Schwarzwald direkt auf einem Platz am Rhein.

Gelegentlich haben wir Leute getroffen, die es erstaunlich und/oder vielleiht unbequem fanden, mit einem 1,5 jährigen Kind im Zelt zu schlafen. Für mich ist das allerdings der Einzige wirklich entspannte Weg mit so mit Männlein zu reisen.

Schon als wir vor einem halben Jahr in Chile waren, haben wir dort unter anderem einen zweiwöchigen Campingurlaub gemacht. Und ich muss sagen, dass waren die zwei entspanntesten Wochen von insgesamt sieben.

Die Gründe dafür sind für mich ganz einfach…

  1. Man ist den ganzen Tag draußen an der frischen Luft. Männlein ist abend fix und fertig und schläft somit nachts wunderbar.
  2. Wenn Männlein abends im Zelt liegt und schläft, ist er trotzdem die ganze Zeit dabei. Wir sitzen einfach vor dem Zelt, er kann uns hören und wenn er aufwacht sind wir sofort da. Natürlich gibt es auch Babyphones, aber wir hatten erst vor kurzem die Situation, das unseres versagt hat. Das ist wirklich überhaupt nicht schön, wenn man abends im Garten sitzt und beim Toilettengang ein völlig heisegeschrieenes und verheultes Kind im Wohnzimmer vorfindet. Seitdem kommt es für mich gerade in fremder Umgebung überhaupt nicht mehr in Frage, mich auf ein Babyphone zu verlassen.

Wichtig zum campen mit Kleinkind ist auf jeden Fall ein guter Schlafsack für das Kind, der für die nächtlichen Temperaturen geeignet ist. Ansonsten braucht man nur die typischen Utensilien, die man beim Reisen mit Kind eh dabei hat. Ich finde es auch pranktisch im Sommer für abdends unterschiedlich warme Pullis zum überziehen mitzunehmen. Und vor allem Mückenschutz!!! Wir haben auf eine selbstgemachte Mischung aus Kokosöl und Citronella zurückgegriffen, da die üblichen Mittel mir alle zu viel Wirkstoffe auf der Inhaltsangabe haben, denen ich nicht traue. Es gibt aber auch zahlreiche andere natürliche Mittel, die man verwenden kann.

Die weite Fahrt aus der Lüneburger Heide in den Schwarzwald haben wir über Nacht gemacht. So sind wir auch in Chile von Santiago aus 900 km in Richtung Süden gefahren. Das hat einfach den Vorteil, dass das Kind schläft… naja und das man eigentlich die ganze Autobahn für sich hat. Wir halten uns dabei mit koffeinhaltigen Getränken fit. Cristobal trinkt dann gerne Mate, während ich Kaffee bevorzuge. Sowohl auf der Hin- als auch auf der Rückfahrt sind wir so mit zwei Pipipausen und Stillstopps ausgekommen.

Man kann also wuderbar mit Kind campen, wenn man sich richtig vorbereitet und natürlich eh Spaß am Zelturlaub hat. Für alle Leute, die Zelten blöd finden: Man kann bestimmt auch anders einen tollen Urlaub mit Kind verbringen.

Mit Männlein am Strand

Den Jahreswechsel 17/18 verbrachten wir in einem Häuschen am Meer in der Nähe von Valparaiso. Natürlich waren wir auch viel am Strand, was sich mit dem Männlein als sehr lustig herausstellte. Der war zu diesem Zeitpunkt zehn Monate alt und genoss die orale Phase in vollen Zügen. Na und was machte Männlein da am Strand? Ja natürlich! Er stopfte sich händeweise Sand in den Mund. Das empfand ich gar nicht einmal als probelematisch. Was mich viel mehr beunruhigte, war der Müll, den die dämlichen Menschen so gerne am Strand liegen lassen. Denn das ist ja bekannt: Wir Menschen können so ein Fleckchen Natur erst dann so richtig wertschätzen, wenn wir unseren Müll dort hinterlassen haben.

Und so sprangen Cristobal und ich am Strand um Männlein herum, darum bemüht Zigarettenkippen, Bonbonpapiere und ja auch Kondome verschwinden zu lassen, bevor das alles gemeinsam mit dem feinrieselnden Sand in Männleins Mund verschwand.

Die Bestätigung, dass das Essen von Sand kein Drama ist, bekamen wir übrigens in den darauf folgenden Tagen mit dem Windelinhalt. Jedes Mal wenn Männlein sein großes Geschäft verrichtete, war gemeinsam mit der Kaka auch immer eine Ladung Sand in der Windel… naja, und Dreck reinigt ja bekanntlich den Magen.

Eine Fahrt mit dem Bus in Santiago mit Baby

Wir stehen an der Haltestelle. Es ist heiß und es gibt kaum Schatten… jedenfalls nicht genug für die Menge der Leute, die dort warten. Wir quetschen uns alle unter ein Dach. Ich habe das Männlein in der Trage. Ein Platz auf einer Bank wird frei. Ich sehe es, möchte mich aber nicht setzen. Eine Frau fordert mich auf, mich zu setzen. Ich sage: „No gracias!“ Sie schüttelt den Kopf. Cristobal muss ihr erklären: Das Baby wird so unruhig, wenn ich mich setze.

Unser Bus kommt. Mit uns steigt ein Pärchen ein. Er spielt Gitarre, sie vertonen selbstgeschriebene Gedichte – schön! Eine Frau bietet mir ihren Platz an. Ich sage: „No gracias!“ Sie bietet ihn mir noch einmal an. Ich sage: „Todo bien, en serio.“ Cristobal muss ihr erklären: Das Baby wird so unruhig, wenn ich mich setze.

Die Künstler sammeln Geld in einem Hut ein. Cristobal gibt ihnen etwas. Der Bus hält und die Künstler steigen aus. Ein Verkäufer steigt ein und ein Mann mit einem Schifferklavier. Der Verkäufer schreit laut und schnell, dass er Eis aus natürlichen Früchten verkauft. Na Gott sei Dank! Eine Frau bietet mir ihren Platz an. Ich sage: „No gracias! Todo bien!“ Sie schüttelt den Kopf. Cristobal muss ihr erklären: Das Baby wird so unruhig, wenn ich mich setze.

Der Bus hält. Der laute Verkäufer steigt aus und der Mann mit dem Schifferklavier fängt an zu spielen – schön. Eine Frau spricht Cristobal an, er solle mich durch lassen, damit ich mich auf ihren Platz setzen kann. Als er für mich das Angebot ausschlägt wird sie sauer. Er erklärt, dass ich seine Frau bin und das Baby wird so unruhig, wenn ich mich setze. Sie schaut mich zweifelnd an. Ich sage: „Si! Todo bien!“

Der Mann mit dem Schifferklavier ist fertig. Er bekommt Applaus und Kleingeld. Der Bus hält. Er steigt aus. Ein Mann steigt ein und will Pflaster verkaufen. Er war im Knast und will nun nicht mehr kriminell sein, deshalb verkauft er Pflaster. Eine Frau bietet mir ihren Platz an. Ich sage: „No gracias!“ Cristobal erklärt: Das Baby wird so unruhig, wenn ich mich setze. Wir sind ein eingespieltes Team. An der nächsten Haltestelle steigen wir aus.

Der erste Flug

Das Männlein ist zehn Monate alt. Meine Elternzeit neigt sich dem Ende zu und Cristobals zwei Monate beginnen. Diese gemeinsame Zeit wollen wir intensiv nutzen, damit sie nicht im Alltag verloren geht. Also reisen wir nach Chile (Familie besuchen und das Land bereisen).

Im Vorhinein plagen mich viele Sorgen… Wie kommt das Männlein mit der langen Reise und dem Druckausgleich im Flugzeug klar? Schafft das Männlein es 12 Stunden im Flieger auf dem Schoß zu bleiben? Wird das Männlein sich in der anderen Zeitzone zurecht finden? Wird das Männlein sogar durch den Temperaturunterschied von 40 Grad krank?

Der Tag der Abreise ist gekommen. Wir fliegen von Frankfurt über Sao Paulo (Brasilien) nach Santiago de Chile. Die Reise dauert 18 Stunden und der Flug von Frankfurt nach Sao Paulo nimmt davon 12 ganze Stunden ein.  Wir haben Glück, es gibt einige freie Plätze im Flieger. Unser Sitznachbar setzt sich um und wir haben drei Sitze nur für uns.

Wir starten um 20:00 Uhr. Das Männlein sitzt auf meinem Schoß. Beim Start stille ich es, um es abzulenken und zu beruhigen. Es schläft ein…

Es gibt Abendessen. Das Männlein schläft…

Ich schaue mir einen Film an. Den ersten seit der Geburt. Das Männlein schläft…

Um uns herum wird es dunkel und ruhig. Ich versuche es mir bequem zu machen, um auch die Augen ein wenig zu zumachen. Dadurch wacht das Männlein auf. Ich stille, das Männlein schläft wieder ein…

Na gut, das mit der Bequemlichkeit muss dann wohl warten, bis wir in Santiago in einem Bett liegen. Die Nacht ist ruhig, ab und zu stille ich, aber die meiste Zeit schläft das Männlein.

Am Morgen wacht das Männlein dann gerade auf, als das Frühstück serviert wird. Cristobal füttert mich. Für das Männlein gibt es die gute Muttermilch, Obst von zu Hause und ein paar Hirsekringel. Wir haben noch zwei Stunden bis zur Landung. Das Männlein ist vergnügt, flirtet mit der hübschen Brasilianerin in der Reihe hinter uns. Bei der Landung stille ich wieder, kein Problem für das Männlein.

Nach zwei Stunden aufenthalt in Sao Paulo geht es weiter mit dem nächsten Flieger. Während wir auf den Start warten; hält das Männlein sein Vormittagsschläfchen und verschläft so auch die Hälfte des Fluges.

PS: Der Druckausgleich war für mich schlimmer als für das Männlein, an die andere Zeitzone haben wir uns nach ein paar Tagen (in denen das Männlein um halb fünf aufgewacht ist) angepasst und der Temperaturunterschied war gar kein Thema.