Vorsichtig!

Das Leben mit zwei kleinen Kindern ist nicht immer ganz einfach. Vor allem dann, wenn das ältere großes Interesse daran zeigt, sich um das kleinere zu kümmern. So ist das hier mit Männlein…

Männlein ist ein ausgesprochen toller großer Bruder. Eifersucht war bisher kein Thema. Am Anfang hat er ein bisschen getrauert, von seinem Thrönchen gestoßen worden zu sein. Aber zugegeben auch ich trauere darum, nicht mehr nur seine Mama zu sein. Es ist eben auch für die Eltern ein Abschied und eine Aufgabe die Aufmerksamkeit und Zuwendung auf zwei Kinder zu verteilen.

Da Männlein so ein toller großer Bruder ist, möchte er so gerne den Knopf in den Arm nehmen und mit ihm spielen. Natürlich ist so ein Baby viel zu schwer für einen Zweijährigen und auch die Art des Spielens ist etwas grob für das kleine Baby. Und so ist „Vorsichtig!“ bzw „iCuidado!“ hier zum geflügelten Wort geworden.

Wir sagen es so häufig, dass es schon anfängt mich zu nerven. Warum machen wir uns so große Sorgen, statt uns einfach zu freuen, dass Männlein von seinem kleinen Bruder so angetan ist. Ich meine, klar muss man den Kontakt zwischen Kleinkind und Baby gut begleiten und sollte die zwei nicht unbeaufsichtigt lassen. Aber so schnell geht ein Baby nun auch wieder nicht kaputt. Und tatsächlich hat der Knopf noch nie geweint, wenn Männlein ihn angefasst hat. Da ich mich einmal im Schlaf ungünstig auf den Arm des neugeborenen Männlein gewälzt habe, weiß ich, dass so ein Baby ganz deutlich und laut Bescheid gibt, wenn ihm etwas nicht passt.

Also nehme ich mir wieder vor, entspannter zu bleiben, wenn Männlein sich dem Knopf zuwendet. Schließlich will ich ihm ja nicht die Freude an seinem kleinen Bruder madig machen… bis zum Nächsten „Vorsichtig!“

Wehen, Wehen, Wehen

So nun bin ich bei der Schwangerschaftswoche 39+4 angekommen. Sprich am 26.04. ist der errechnete Geburtstermin, der ja höchstwahrscheinlich eben nicht der Geburtstermin wird. Denn am ET werden nur 4% aller Kinder geboren.

Ich bin derzeit sehr erschöpft. Hatte ich letzte Woche noch wegen Wehen und abgegangenen Schleimpfropf auf Vollmond und Ostern gesetzt, kann ich nun gar nichts mehr zu meinem Bauchgefühl in Punkto Geburtsbeginn sagen. Ich habe seit über einer Woche mit Wehen zu tun. Häufig sind sie unspektakulär, unregelmäßig und nicht schmerzhaft, sodass ich sie einfach am Rande wahr nehme, aber nicht weiter beachte. Dann gibt es wiederum halbe Tage oder Nächte vor allem Nächte… so wie letzte Nacht, in denen sie plötzlich regelmäßig auftreten und richtig veratmet werden müssen.

Vor einer Woche war ich da noch ganz begeistert: „Die Geburt geht bald los… sicher Morgen oder Übermorgen!“ Inzwischen mache ich mir Gedanken, ob ich es überhaupt noch mitbekomme, wenn die Geburt tatsächlich beginnt. Das ist natürlich Quatsch, denn aus Erfahrung weiß ich, Geburtswehen verpasst man nicht. Aber… irgendwie kann ich meinen Wehen und meinem Körper momentan nicht so richtig trauen.

Also versuche ich mich zu motivieren:

Denk nicht so viel an die Geburt, lenk dich mit anderen Sachen ab, irgendwann geht es auf jeden Fall los…

Sicher leisten die ganzen Wehen tolle Vorarbeit! Bestimmt ist der Gebärmutterhals schon weggeweht und der Muttermund ist ganz weich…

Das Baby braucht noch seine letzten Tage…

Bestimmt hat das Baby einen ganz ruhigen, entspannten Charakter, wenn es sich von den ganzen Wehen nicht heraustreiben lässt…

Ich habe bei dieser Geburt die super Gelegenheit das Veratmen zu üben…

Schenk Männlein jetzt noch so viel Aufmerksamkeit wie möglich, denn nicht nur dein Leben, sondern vor allem sein Leben wird sich von Grund auf ändern…

Mit diesen und ähnlichen Gedanken versuche ich mich bei Laune zu halten. Aber heute früh, nach der durchwehten, schlaflosen Nacht hatte ich dann doch einen kleinen Einbruch. Beim Frühstück brach ich in Tränen aus: „Das Baby kommt nie raus! Die ganzen Wehen bringen nichts. Ich kann nicht loslassen!“ Daraufhin ging Cristobal nicht zur Arbeit, sondern blieb zu Hause, kümmerte sich um Männlein und kochte für uns. Das Baby ist zwar immer noch da und ich sitze mal wieder mit abendlichen Wehen auf dem Sofa, aber wenigstens konnte ich mich heute tagsüber ausruhen und so gestärkt in die nächste Nacht wehen.

Brut- und Setzzeit

Was für eine unglaublich schöne Jahreszeit, um hochschwanger zu sein und kurz vor der Geburt zu stehen. Um mich herum erblüht und ergrünt alles und erwacht quasi zum Leben. Es ist warm und sonnig, aber nicht heiß bzw. anstrengend für meinen schwangeren Körper… trotzdem würde ich mich freuen, wenn das Menschlein in mir sich nun bald auf den Weg machen würde.

Ich bin in der Schwangerschaftswoche 38+4 angelangt und merke, wie sich nun alles in meinem Beckenbereich auseinanderdrückt. Mein Gang ist eher ein Watscheln und es strengt mich inzwischen wahnsinnig an, den ganzen Tag hinter meinem doch sehr aktiven 2jährigen „her zu rennen“. Ich kann ja nicht mal mehr rennen. Das Ding ist, dass Männlein es extrem lustig findet, wenn ich in Zeitlupentempo hinter ihm her wackele, während er auf irgendetwas zusteuert, wo er auf keinen Fall hin soll. Es ist sozusagen seine neueste Lieblingsbeschäftigung geworden und ich fühle mich oft als Mutter schlecht und unfähig, wenn ich in solch einer Situation laut werde. Auch wenn es doch nur meiner Erschöpfung geschuldet ist.

Ja! Ich bin bereit für die Geburt und für das Wochenbett (das ich diesmal möglich auch als Ruhezeit nutzen möchte). Ich möchte endlich das Menschlein in mir kennen lernen, erfahren, ob es ein Junge oder ein Mädchen ist… in sein Gesicht gucken, es den ganzen Tag tragen und stillen, Zeitvergessen die kleinen Hände und Füße streicheln und erleben, wie es ist als Familie zu viert zu sein.

Es ist alles vorbereitet: Ich habe die kleinsten Klamotten von Männlein gewaschen und in den Schrank sortiert, den Maxicosi bereitgestellt, alle Dinge für die Hausgeburt zurechtgelegt, den Geburtspool getestet, eine neue Trage gekauft, die Gartenmöbel geschliffen und gestrichen, Steuererklärung und Elterngeldantrag ausgefüllt und den Hund geschoren, damit wir in der ersten Babyzeit keine Gedanken an aufwändige Fellpflege verschwenden müssen. Außerdem räume ich jeden Tag auf und sauge häufig Staub, damit wir uns anfangs nicht um den Haushalt kümmern müssen… auch diverse Mahlzeiten sind in der Tiefkühltruhe eingelagert. Es ist also wirklich alles vorbereitet und das Menschlein ist herzlich willkommen.

Männlein wurde bei 38+6 geboren, das wäre ja in zwei Tagen. Irgendwie habe ich mir in den Kopf gesetzt, dass dieses Kind auch in dieser Zeit kommt. Ob es allerdings Wunschdenken oder Intuition ist, kann ich wirklich nicht sagen. Zumindest habe ich seit einigen Tagen vermehrt Wehen (die leider nur Training für meine Gebärmutter sind) und mein Schleimpfropf ist auch abgegangen… vielleicht tut sich ja bei Vollmond was, der ist ja in drei Tagen… oder dieses Kind wird ein Osterei.

Die selbstbestimmte Geburt-Blogparade

Als ich den Aufruf zu der Blogparade sah, war für mich klar: Da musst du mitmachen, denn „die selbstbestimmte Geburt“ ist für mich derzeit sehr aktuell. Eigentlich ist es ein Thema, das für alle Frauen (ob nun gerade schwanger, mit Kinderwunsch oder bereits entbunden) aktuell ist. Nur leider wissen sehr viele nicht darum und werden auch nirgendwo darauf gestoßen.

Mir ging es ganz genauso, als ich mit Männlein schwanger war. Irgendwie dachte ich, für mich als Erstgebärende kommt nur eine Geburt im Krankenhaus in Frage. Dass man sich da noch über Selbstbestimmung oder Übergriffe unter der Geburt Gedanken machen kann bzw. muss, kam mir gar nicht in den Sinn. Erst als mich meine Hebamme im fünften Monat fragte, wo ich denn entbinden möchte, setzte sich bei mir ein Denkprozess in Bewegung. Eine Hausgeburt kam nun nicht mehr in Frage, da ich den Zeitpunkt eine Hausgeburtshebamme zu finden deutlich verpasst hatte. Außerdem zogen wir kurz vor der Geburt noch um und die Vorstellung mein Kind zwischen Kisten und Chaos zur Welt zu bringen erschien mir wenig attraktiv. Ich fragte im nächstgelegenen Geburtshaus an und hatte wirklich total Glück, dort so spät noch einen Platz zu bekommen.

Während der Geburtstermin immer näher rückte, nahm meine Vorstellung von der Geburt immer klarere Formen an. Ich wollte es möglichst alleine schaffen, die Positionen ausprobieren, die mir in der Situation wohltuend waren. Die Hebamme und auch Cristobal sollten einfach nur da sein, falls ich sie brauchte und für den Notfall. Auch setzte ich mich immer mehr mit Krankenhausgeburten auseinander und erfuhr von vielen Übergriffen, die dort passieren können (natürlich muss das nicht immer und überall so sein!) Eine Hebamme im Geburtshaus erzählte vom Kristellergriff, der wohl in Kliniken häufig zum Einsatz kommt (ein Arzt legt sich über den Bauch der Gebärenden, um sie so bei der Presswehe „zu unterstützen“ und das Kind so herauszupressen). Das sollte mir alles nicht passieren. Ich wollte keinesfalls auf dem Rücken liegend gebären und ehe mir jemand irgendein Kind aus der Vagina herausdrückt, hahaha… nicht mit mir.

Leider kam es dann alles ganz anders. Die Geburt begann sehr schnell, innerhalb von 1,5 Stunden hatte sich der Muttermund geöffnet. Die Pressphase dauerte ewig an und Männlein bekam Stress. Sein Herzschlag wurde unregelmäßig und schwächer und die Hebamme beschloss einen Rettungswagen zu rufen, die Geburt zu verlegen… auf dem Weg ins Krankenhaus stabilisierte Männlein sich wieder. Die Option Notkaiserschnitt war so zum Glück vom Tisch. Aber der Kreissaal war brechend voll. Meine Geburt sollte also vorangetrieben werden. Ich bekam Wehenverstärker (die laut meiner Hebamme definitv nicht nötig gewesen wären). Irgendwie hatte ich Probleme mich in dem Bett zurecht zu finden und ehe ich michs versah, wurde ich auf den Rücken bugsiert. Erschöpft von den Versuchen die Presswehen während des Verlegens weg zu atmen, konnte ich mich nicht wehren. Männleins Kopf rutschte bei den Wehen vor und danach wieder zurück (später erfuhr ich, dass das völlig normal ist… so dehnt sich das Gewebe und der Kopf passt besser durch). Die Ärztin verkündete, bei der nächsten Presswehe, würde sie mal etwas mithelfen. Und das tat sie. Sie warf sich auf mich und drückte meinen Bauch nach unten. Ich schrie vor Schmerzen. Die Ärztin wiederholte das noch einmal. Als sie zum Dritten Mal dazu ansetzte, hielt Cristobal sie davon ab. Ich bin froh, dass er sich das getraut hat. Ich hätte mich nicht mehr wehren können. Endlich war Männleins Kopf geboren. An den Rest erinnere ich mich nur noch verschwommen.

Die Trauer über das, was da mit mir gemacht wurde, die kam erst nach ein paar Wochen. Dann tauchte irgendwann Angst auf, bei der Vorstellung noch einmal schwanger zu werden und ein Kind zu gebären.

Inzwischen bin ich im achten Monat schwanger mit unserem zweiten Kind. Die erste Geburt ist nun ziemlich genau zwei Jahre her. Für Cristobal und mich war von Anfang an klar, dass es diesmal eine Hausgeburt wird. Ich dachte ich hätte vielleicht Sorge in der Schwangerschaft, dass es schief geht, dass ich wieder verlegt werden müsste. Aber eigentlich ist das kein Thema gewesen.

Ja, ich bin immer noch furchtbar traurig darüber, was mir da passiert ist. Die Stimmen der anderen Menschen, Hauptsache dem Kind geht es gut, kann ich dazu nicht mehr hören. Natürlich stimmt das. Männlein hat alles gut überstanden (allerdings konnten wir erst 24 Stunden nach der Geburt stillen. Er konnte einfach nicht die Brust finden und saugen… ich glaube da besteht ein Zusammenhang). Für mich war und ist es einfach eine große Wunde.

Eine Geburt ist doch etwas völlig natürliches. Sie gehört für mich in die Familie und nicht in ein Krankenhaus. Wir Frauen haben die tolle unglaubliche Fähigkeit Kinder zur Welt zu bringen. Ich möchte auf mich, meine Intuition und meinen Körper vertrauen und nicht auf einen Arzt, der es schnell zum Ende bringen will.

So wünsche ich mir die Geburt für unser zweites Kind. Es wird eine Familienfeier. Cristobal wird da sein, Männlein wird da sein, meine Mutter und die Hebamme. Wie wollen Geburtstag feiern… das ist zumindest mein Weg auf den ich mich vorbereite.

An dieser Stelle möchte ich noch schreiben, dass ich total einverstanden bin, wenn andere Frauen andere Vorstellungen haben und andere Geburtswege gehen. Hauptsache sie können es nach ihren Vorstellungen tun.

Informationen zur Blogparade findet ihr hier

https://erwachende-eltern.ch/die-selbstbestimmte-geburt-aufruf-zur-blogparade/

Ist das noch zu toppen?

Inzwischen bin ich in der 29. Woche meiner zweiten Schwangerschaft angelangt und die Geburt und somit auch unser Leben zu viert rückt immer näher.

Vieles fühlt sich in dieser Schwangerschaft ganz anders an als in der Ersten. Während mir bei Männlein die Tatsache, dass da ein Baby ist, total abstrakt vorkam, habe ich diesmal das Gefühl zu dem kleinen Menschen in mir schon einen richtigen Draht zu haben. Und das, obwohl wir nicht einmal wissen, was es wird.

Als ich bei Männlein den positiven Test in der Hand hielt, musste ich vor lauter Unsicherheit und Überforderung direkt noch auf einen zweiten Teststreifen pinkeln. Bei diesem Kind war das anders. Ich wusste es, ich habe zur Sicherheit einen Test gemacht, der war positiv, da habe ich einfach nur große Freude gespürt und zu Männlein gesagt (der stand da neben mir, während ich auf der Toilette saß): „Du wirst großer Bruder.“ Da gab es bei mir gar kein zweifelndes oder abstraktes Gefühl. Nur Gewissheit und Freude.

Trotzdem beschäftigt mich in letzter Zeit eine Sache: Ich liebe Männlein so sehr. Ich habe noch nie zuvor so etwas für einen anderen Menschen gefühlt. Wenn er Schmerzen hat, bin ich wie gelähmt, weil ich die irgendwie bei mir selbst spüre. Und wenn ich mir vorstelle, dass Männlein irgendetwas zustößt… dann weiß ich wirklich nicht, wie ich das aushalten soll (solche Gedanken sollte man einfach nicht zu sehr zulassen, da sie einen am Leben hindern).

Ich glaube, wenn ich sage, ich liebe Männlein mehr als mein Leben, dann trifft es die Sache ziemlich genau auf den Kopf. Auch wenn es super kitschig klingt. Und genau hier entsteht die Frage, die mich bewegt. Ist es mir überhaupt möglich noch einen Menschen so sehr zu lieben? Wird auch mit dem zweiten Kind all das, was ich mit Männlein zum ersten Mal erlebt habe so besonders und aufregend und schön sein?

Ich finde das irgendwie unvorstellbar, obwohl ich das Baby in meinem Bauch ja doch als sehr real erlebe. Ich hoffe und wünsche mir, dass ich das alles noch mal so erleben kann und dass ich noch Mal so starke Liebe entwickel. Sicher ist es möglich. Es gibt schließlich viele Eltern, die mehr als ein Kind haben und diese auch alle lieben. Aber es gibt doch auch solche Geschichten, dass ein Kind bevorzugt wird. Das macht mir Sorgen. Ich möchte nicht, dass eines meiner Kinder sich weniger geliebt fühlt als ein anderes und trotzdem macht mir die Vorstellung soviel zu Lieben irgendwie Angst. Denn, wer liebt, der hat ja auch etwas zu verlieren. Wahrscheinlich sind das einfach die wirren und hormonigen Gedanken einer Schwangeren, aber leider tauchen sie immer dann detailliert auf, wenn ich z.B. gerade eh nicht schlafen kann…

Schwanger oder Patientin?

So endlich mal wieder ein neuer Beitrag von mir. In letzter Zeit war ich doch sehr mit mir und meinen Themen beschäftigt, so dass der Blog für eine ganze Weile in Vergessenheit geraten ist…

Inzwischen bin ich in der 24. Schwangerschaftswoche angelangt und muss sagen, dass mich diese Schwangerschaft etwas mehr anstrengt als die erste. Allerdings liegt das nicht an dem Zustand an sich, sondern viel mehr an der Tatsache, dass Männlein ein sehr lebhaftes kleines Wesen ist, dass mich gerne auf Trab hält. Somit entstehen tagsüber wenig Pausenzeiten für mich, die ich eigentlich ganz gut gebrauchen könnte. Wenn Cristobal mir sagt, er verstehe gar nicht, warum ich mir kein Berufsverbot verordnen lasse, entgegne ich immer: 1. Ich arbeite gerne und so lange es geht, tue ich es auch und 2. wenigstens bei der Arbeit kann ich mich ein bisschen ausruhen.

In dieser Schwangerschaft habe ich mich ja dazu entschlossen, sämtliche Vorsorgeuntersuchungen von der Hebamme durchführen zu lassen und nur für die regulären drei Ultraschalle (ist so der Plural richtig?) zu meiner Frauenärztin zu gehen. Bei vielen bin ich da auf Unverständnis gestoßen. Ich konnte auch lange gar nicht sagen, was mich in der ersten Schwangerschaft so sehr an der Vorsorge bei der Frauenärztin gestört hat.

Für mich war es einfach so, dass ich da schon immer das Gefühl hatte, meine Hebamme hat sich mehr für mich und meine Fragen interessiert und konnte mir auch praktische Tips geben. Außerdem kommt die Hebamme ja zu mir nach Hause, was für mich bedeutet, dass ich Männlein nicht für jeden Termin wegorganisieren muss.

Und dann bei dem ersten Ultraschalltermin im ersten Drittel der Schwangerschaft wurde mir klar, warum ich nicht wieder zur frauenärztlichen Vorsorge wollte… Ich wurde prompt wie eine Patientin behandelt und zum Teil auch bevormundet, was meine Vorstellungen zur Vorsorge und Geburt angehen. Warum ich das schlimm finde? In meiner Ausbildung habe ich gelernt, dass Patient wörtlich übersetzt geduldig aushaltend, erleidend bedeutet. Gerade im Zusammenhang mit einer Schwangerschaft, in der mein Körper ein neues Leben erschafft, finde ich das super unpassend. Ich bin ja nicht krank, sondern schwanger! Natürlich kann eine Schwangerschaft körperlich anstrengend und erschöpfend sein. Gerade in den ersten drei Monaten ging es mir diesmal gar nicht gut. Trotzdem habe ich mich nicht als krank erfunden, sondern in einem Ausnahmezustand, in dem mein Körper wirkliche Höchstleistungen vollbracht hat. Ja es gibt schlimme Schwangerschaften mit ernsten Komplikationen, aber auch wenn ich nie in solch einer Situation war, vermute ich, dass diese Frauen sich auch nicht vorrangig als krank empfinden.

Ich will mich in dieser Schwangerschaft als Expertin fühlen, die selber mit entscheiden kann, was sie braucht und was ihr gut tut. Ich will nicht in irgendwelche Untersuchungen wie die Feindiagnostik reingequatscht werden, obwohl es dafür keine Notwendigkeit gibt und ich will auch nicht ohne Überprüfung meiner Blutwerte Folsäure und weiteren Quatsch zu mir nehmen müssen (meine Blutwerte sind ausgezeichnet, sodass es bei mir gar nicht nötig ist, zu suplementieren). All diese Sachen und die ständigen Kommentare meine Frauenärztin, Männlein wäre ja so klein und leicht (ist er übrigens immer noch, aber topfit) haben mich in der ersten Schwangerschaft vor den Vorsorgeterminen nervös sein lassen und mich immer verunsichert.  Aber ich war unerfahren und habe mich deshalb auf den Weg gemacht, den die meisten Frauen gehen. Tatsächlich wird einem ja auch nicht gesagt, dass es auch andere Möglichkeiten gibt… das findet man nur dann heraus, wenn man sich intensiver mit dem Thema beschäftigt. Mir ist auch durchaus bewusst, dass es bestimmt auch andere Frauenärzte gibt, die einen anders beahndeln. Für mich ist es jedenfalls in dieser Schwangerschaft klar: Solange alles normal verläuft, brauche ich keinen Arzt und das Gleiche gilt auch für die Geburt.

 

Hormon-Monster

Vorsicht Leute: Ich werde zum Tier… und zwar zu einem gefährlichen.

Was ist los? Nun ja, irgendsoeine Mischung aus Schlafmangel und Schwangerschaftshormonen (die im Übrigen auch für den Schlafmangel verantwortlich sind) machen aus mir die übellaunigste, ungeduldigste Version meiner selbst, die mir je untergekommen ist.

Meist fangen die Tage ganz harmlos und friedlich an… doch dann sagt jemand etwas oder tut jemand etwas, dass mich normalerweise nicht im geringsten berührt. Aber!!! Jetzt bringt mich das teilweise unglaublich zur Weißglut. Meine Stimmung schlägt von positiv/neutral um in eine total genervte und ich blaffe (ja wirklich) völlig unschuldige Menschen an.

Privat geht das übrigens alles noch. Männlein scheint meine Triggerpunkte nie zu drücken und Cristobal kennt mich gut genug, um mich einigermaßen friedlich zu stimmen. Bei der Arbeit jedoch… für meine Kollegen und für meine Betreuten kann ich für nichts garantieren.

Was meine Kollegen betrifft, muss ich allerdings sagen, dass ich es ab und zu genieße derartig die Kontrolle zu verlieren. Denn normalerweise bin ich eher jemand, der den Mund hält, wenn ihn etwas ärgert. Das ist mir im Moment einfach nicht möglich und so kommt schon mal die ein oder anderen unbequeme Wahrheit aus meinem Mund, die ich vielleicht schon gerne längst ausgesprochen hätte.

Meine Betreuten tun mir da schon eher Leid. Ich habe ihnen jedoch erklärt, dass ich aufgrund der Schwangerschaft ein bisschen gereizt bin, nicht immer alles so meine, wie ich es sage und dass auch wir Betreuer nur Menschen sind, die Launen haben… meist gelingt es uns ja unsere Launen bei der Arbeit zu beherrschen, aber da wir ja auch nur Menschen sind, kann es schon mal passieren, dass dann doch was durch schlägt. Ich warne meine Leute übrigens vor, wenn ich schon weiß, dass ich schlecht drauf bin. Das halte ich nur für fair.

Hoffentlich gehen meine Stimmungsschwankungen bald vorbei. In der ersten Schwangerschaft hatte ich so etwas nicht. Da war ich einfach ein bisschen hysterischer als sonst und näher am Wasser gebaut.

Schwangerschaftsübelkeit und was dagegen hilft

In dieser Schwangerschaft hatte ich besonders in den ersten drei Monaten mit Übelkeit zu tun. Inzwischen ist sie bis auf eine gelegentliche Übelkeit am Morgen oder bei Überanstrengung verschwunden. Zum Glück, denn das ist wirklich lästig und mit kleinem Kind zu Hause und Beruf, ist das alles noch viel schwerer. Bei mir war es auch so, dass mir nicht jeden Tag übel war. Also mochte ich mich auch nicht krank schreiben lassen, denn ging es mir gut, wollte ich auch arbeiten.

Also habe ich diverse Tricks ausprobiert, die helfen sollen Schwangerschaftsübelkeit erträglicher zu machen.

Als erstes versuchte ich statt drei Mal täglich große Mahlzeiten, mehrer kleinere Snacks einzubauen. Allerdings war das für mich in meinem Alltag nicht sehr praktikabel. Da ich sehr unregelmäßige Arbeitszeiten habe, lässt sich da schwer immer etwas organisieren und planen. Was mir aber tatsächlichetwas half, waren Nüsse, die ich immer dabei hatte und zwischendurch mümmelte. Auf jeden Fall sind die ja sehr gesund und kommen somit Mutter und Baby zu Gute.

Mein zweiter Versuch war Ingwertee. Einfach ein Stückchen Ingwer mit kochendem Wasser aufbrühen und bei Übelkeit Schlückchenweise trinken. Ich mag sehr gerne Ingwertee. Muss aber leider sagen, dass ich nicht den Eindruck hatte, dass es mir etwas half.

Dann bekam ich „Sea Bands“ ausgeliehen. Und die Dinger waren wirklich meine Rettung. Das sind so Armbänder, die man an beiden Handgelenken tragen muss. Sie haben einen Plastikdruckknopf, den man an einen bestimmten Punkt schieben muss. Durch den Druck auf diesen Punkt werden Reize an das Gehirn geleitet, die sagen: „Hallo liebes Gehirn… dieser Frau ist jetzt nich mehr schlecht!“ Und tatsächlich ging es mir mit den Armbändern deutlich besser. So gut, dass ich mich um Kind, Hund, Haushalt und Job kümmern konnte. Übrigens helfen die Armbänder auch bei Seekrankheit und Übelkeit durch Chemotherapie und so weiter. Wirklich empfehlenswert finde ich die Dinger. Zwar hatte ich untergründig immer noch ein flaus Gefühl im Magen, aber wenigstens musste ich mich nicht so quälen.

Was ich aber ganz klar bei all meinen Versuchen festgesstellt habe: Am allerbesten bei Schwangerschaftsübelkeit hilft es, wenn man es schafft sich auszuruhen. Also viel entspannen, schlafen und was weiß ich lesen, Seriengucken… Aber naja, ich glaube, so richtig möglich ist das nur in der ersten Schwangerschaft.

Schwanger 2.0

Männlein ist 19 Monate alt und ich bin wieder schwanger. Inzwischen in der 12. Woche. Ich freue mich unglaublich. Für uns ist es genau so perfekt. Wir hatten uns immer gewünscht, dass unsere Kinder einen nicht sooo großen Altersabstand haben. Natürlich war uns aber auch bewusst, dass Kinderkriegen nicht planbar ist. Umso mehr haben wir uns gefreut, dass es quasi direkt geklappt hat.

Leider musste ich wegen der erneuten Schwangerschaft Männlein dann doch schon abstillen. Es war zum einen einfach so, dass meine Milch weg war. Zum anderen wurde das Anlegen auf einmal wirklich unerträglich. Meine Brustwarzen waren so empfindlich, wie ganz zu Beginn unserer Stillbeziehung. Außerdem hat Cristobal mich auch etwas zum Abstillen gedrängt, da er sich einfach um meine Kräfte sorgte. Jaaaaaaaaaa und ich weiß, es gibt viele Frauen, die in der Schwangerschaft weiterstillen und am Ende ein großes und ein kleines Kind an der Brust haben. Aber Tandemstillen kam für mich sowieso nie in Frage. Ich muss auch sagen, in den ersten Schwangerschaftswochen ging es mir häufig sehr schlecht (Übelkeit, Erschöpfung, Schwindel,…). Ich glaube ich hätte tatsächlich nicht die Energie aufgebracht, Männlein weiterhin nachts zwei bis drei Mal zu stillen. Auf jeden Fall hatten wir, das Glück, dass Männlein seit dem kompletten Abstillen tatsächlich!!! Schlafphasen von bis zu fünf Stunden hat.

Ansonsten geht es mir so, dass ich in dieser Schwangerschaft bisher deutlich entspannter bin als in der ersten. Als ich bei Männlein damals den Test gemacht habe, habe ich quasi sofort einen Termin beim Frauenarzt gemacht. Mit dem Resultat, dass ich bei der ersten Ultraschalluntersuchung eine leere Fruchthöhle zu sehen bekam. Diesmal habe ih fast eine Woche gewartet und mir in Ruhe überlegt, was ich eigentlich will und brauche in dieser Schwangerschaft. Nachdem ich beschlossen hatte, dass ich die Vorsorgeuntersuchungen alle bei der Hebamme machen möchte und maximal drei Ultraschalluntersuchungen beim Frauenarzt, habe ich dann eine Hebamme kontaktiert, die auch Hausgeburten begleitet. Und was soll ich sagen, zum Glück passt es da auch menschlich, denn wenn die Schwangerschaft gut verläuft und nichts dagegen spricht, möchte ich sehr gerne eine Hausgeburt. Beim letzten Mal ging alles so fix, dass ich fürchte, bei der nächsten Geburt nicht mal mehr zum nächstgelegenen Kranenhaus zu kommen (allerdings wäre so eine schnelle Geburt eine echtes Horrorszenario für mich). Es ist schn, die Vorsorgeunteruchungen von der Hebamme machen zu lassen. Gerade Müttern von kleinen Kindern kann ich das nur empfehlen. Sie kommt zu einem nach Hause, hat Zeit und viele Tipps für alle Wehwehchen. Und Blutabnehmen, Blutdruckmessen, Urinproben mitnehmen, Fundusstand,… das kann sie ja alles auch.

Trotzdem sind mir die drei Ultraschalluntersuchungen auch wichtig. Denn ich möchte schon wissen, wenn z.B. das Herz nicht richtig arbeitet. Letzte Woche haben wir einen kleinen Familienausflug zum Ladydoc gemacht und das kleine Geschwisterkind zum ersten Mal besichtigt. Es ist auf jeden Fall alles daran und soweit man es bis jetzt sagen kann ganz fit. Leider musste ich mir dann natürlich doch vom Frauenarzt anhören, dass er von Hebammenvorsorge nichts hält und dass eine Hausgeburt (er hat sofort erraten, dass das mein Wunsch ist) super gefährlich ist. Aber ich gebe da nicht so viel drauf, außer dass es mich nervt. Denn ich weiß, dass er deutlich weniger Geld von der Kasse bekommt, wenn er nur die Ultraschallbilder macht statt der kompletten  Vorsorge. Und für alle Frauen, die sich von ihren Ärzten verunsichert fühlen in Bezug auf die Gefahren von Hausgeburten: In Holland und Groß Britanien wird allen Frauen, mit einer „normalen“ Schwangerschaft wärmstens empfohlen eine Hausgeburt zu machen. So sparen die Krankenkassen Kosten und es ist deutlich sicherer als weite Wege zu Geburtsstationen auf sich zu nehmen (was ja hierzulande leider auch immer mehr wird, da viele Krankenhäuser ihre Kreissääle schließen). In Holland haben sie eine Hausgeburtsrate von 40%. Ich glaube, wenn das wirklich so gefährliches wäre, würden die da sowas sicher nicht machen. In Deutschland ist einfach Schwangerschaft und Geburt viel zu sehr mit Krankheit behaftet.

Work-life.balance im Gemeinschaftsleben

Wir leben ja in einer sozialtherapeutischen Gemeinschaft. Im Klartext bedeutet das: Wir leben in einer Gemeinschaft mit Menschen mit Behinderung und ohne Behinderung. Die Menschen ohne Behinderung begleiten die mit Behinderungen in allen Bereichen, in denen sie Begleitung benötigen.

Es ist nun nicht nur so, dass wir hier leben, sondern Cristobal und ich arbeiten auch hier. Cristobal arbeitet im Werkbereich der Menschen mit Behinderung und ich im Wohnbereich. Dadurch haben wir recht versetzte Arbeitszeiten und können das Männlein im Moment noch wunderbar zu Hause betreuen. In den Zeiten, in denen unsere Arbeitszeiten sich überschneiden, springt meine Mutter gerne ein. Häufig ist es auch möglich, dass ich Männlein mit zu meiner Arbeit nehmen kann.

Und genau das ist für mich der Knackpunkt. Denn, natürlich ist auch Männlein ein Teil des Gemeinschaftslebens, aber für mich ist esjetzt mit unserer kleinen Familie viel wichtiger als früher, den Arbeitsbereich und den Privatbereich nicht zu sehr zu vermischen. Bloß, wie mache ich das nur?

Die Gründe, warum ich einer klaren Linie folgen möchte, sind relativ einfach.

1. Wenn ich Männlein dabei habe, fällt es mir schwer, mich auf die Bedürfnisse der Menschen in meiner Wohngruppe zu konzentrieren und sie dann auch richtig zu begleiten.

2. Ich möchte nicht, dass Männlein die gesammte Gemeinschaft selbstverständlich als sein zu Hause ansieht und sich selbstsicher überall bewegt. Wir leben hier mit Menschen zusammen, die zum Teil eine ganz andere Wahrnehmung von Nähe-Distanz haben und auch davon, was grenzüberschreitend ist. Ich habe einfach Sorge meinem Kind  Situationen auszusetzen, die für niemanden einsehbar sind. Wir haben eine große Wohnung, einen großen Innehof und einen privaten Garten. Das muss als freier Bewegungsraum für Männlein ausreichen, bis er gelernt hat sich selbst zu schützen.

Auf der anderen Seite finde ich es toll, allen auf dem Hof zu ermöglichen an der Entwicklung eines Kindes teilzuhaben. Immerhin lebe ich seit acht Jahren mit diesen Menschen zusammen. Sie haben auch die Schwangerschaft mitbekommen und so ist es natürlich schön, sagen zu können, dass sie auch am Aufwachsen des Kindes teilnehmen.

Es ist ein schmaler Grat, auf dem wir als Eltern nun versuchen, den richtigen Weg zu finden, Männlein zu schützen und doch in der Gemeinschaft zu sein. . Erst gestern hatten wir einen besonderen Tag. Ich habe mit meiner Wohngruppe einen Ausflug ins Wildgatter gemacht und Cristobal ist mit Männlein mitgekommen. Ich habe mich um meine Leute gekümmert und Cristobal um das Kind. Alle hatte Freude daran zusammen mit uns als Familie die Tiere zu sehen. Solche Erlebnisse wünsche ich uns in Zukunft noch oft. Es war klar für alle ein besonderer Tag.

Im Alltag in der Gemeinschaft muss Männlein jedoch einfach lernen, dass es bestimmte Orte gibt, an die er nur in Begleitung seiner Eltern gehen darf. Ich denke allerdings, dass sich da unser Leben in einer sozialtherapeutische Gemeinschaft in dem Punkt auch nicht so furchtbar stark von dem Leben an einem anderen Ort unterscheidet. Auf jeden Fall wollen wir einen Weg finden, Männlein vor bestimmten Gefahren zu schützen, indem wir ihn sensiblisieren. Möglichst ohne ihm Angst zu machen. Ob und vor allem wie wir das hinbekommen, dass werden wir wohl noch sehen.